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27.06.2025
Lockere Hülle und sensibler Kern im Aargau
Laborbau von Markus Schietsch Architekten
Von außen lässt der rötliche Bau kaum erahnen, was sich im Inneren abspielt: Labore, Technik, hochpräzise Messungen. Nach über 100 Jahren in mittlerweile veralteten Räumlichkeiten hat das Amt für Verbraucherschutz (AVS) mit 80 Mitarbeitenden ein neues Zuhause bezogen. Der zweigeschossige Holz-Beton-Hybridbau im schweizerischen Unterentfelden wurde nach einem vorangegangenem Wettbewerb vom Zürcher Büro Markus Schietsch Architekten entworfen.
Bereits 2018 hatte der Kanton Aargau als Bauherrschaft das angrenzende Bildungs- und Verwaltungszentrum samt Grundstück direkt an der Suhre erworben. In dem 2024 fertiggestellten Neubau werden nun Lebensmittel, Trinkwasser und Gebrauchsgegenstände auf gesundheitsschädliche Stoffe und Bakterien untersucht. Auch analysiert die Institution, ob die Produkte tatsächlich den Verpackungsangaben entsprechen. Für die dazu nötigen Messgeräte muss der pavillonartige Bau stabile Umgebungsbedingungen herstellen.
Trotz einer Seitenlänge von rund 50 Metern wirkt der Quader über quadratischer Grundfläche zurückhaltend. Seine Höhe orientiert sich an der kleinteiligen Wohnbebauung, die – anders als die Fotos es vermuten lassen – direkt nebenan steht. Ein Laubengang umschließt das Gebäude und dient zugleich als Aufenthaltsfläche sowie Fluchtweg. Die 6.200 Quadratmeter Bruttogrundfläche verteilen sich auf zwei oberirdische und eine unterirdische Ebene. Die allermeisten Labore haben die Architekt*innen im Obergeschoss gebündelt, um effiziente Arbeitsabläufe zu gewährleisten. Im Erdgeschoss ordneten sie die Büroräume um eine mittige Halle an – als Ort für Austausch und Veranstaltungen. Lagerflächen, Technikräume und vereinzelte Labore, die kein Tageslicht benötigen, sind im Keller untergebracht.
Die hochsensiblen Labore befinden sich in einem massiven Betonkern, den die Architekt*innen gewissermaßen in der Mitte des Gebäudes verbargen. So erfüllt er die strengen Erschütterungsvorgaben, übernimmt die statische Aussteifung und hält gleichzeitig die Fassade frei. Dabei steht dieser Betonkern im Erdgeschoss auf vier Füßen, in denen Treppenaufgänge und Sanitärbereiche unterkommen. Überall dort, wo es die statischen Anforderungen zuließen, hat man Recyclingbeton verwendet, was auf etwa 80 Prozent des Betons im Gebäude zutrifft. Oberlichter entlang des Kerns leiten Tageslicht in die Halle im Erdgeschoss.
Rings um das betonierte Herz prägt Holz den Laborbau. Rund 2.600 Kubikmeter des verbauten Holzes stammen aus dem Aargauer Staatswald. Der rötliche Fassadenanstrich schützt vor Witterung und verleiht dem Baukörper seine lockere Erscheinung – was für diese Typologie ebenso ungewöhnlich ist, wie die Materialwahl. Der Neubau erfüllt den Minergie-P-Eco-Standard. Die Baukosten (BKP 2) gibt das Büro mit rund 42 Millionen Euro an.
Text: Hannah Kriegl
Fotos: Federico Farinatti
Zum Thema:
Stellt man diesen Bau neben ein Projekt von Kollektiv Marudo in Solothurn, wäre auf den ersten Blick nicht zu erahnen, welches die Schule und welches das Laborgebäude ist.
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