RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Konferenzzentrum_in_Bruegge_von_META_und_Eduardo_Souto_de_Moura_7935974.html

30.05.2022

Zurück zur Meldung

Schwebe, Backstein!

Konferenzzentrum in Brügge von META und Eduardo Souto de Moura


Meldung einblenden

Alle Belgier, sagt das Sprichwort, seien mit einem Backstein im Magen geboren worden, so selbstverständlich scheint ihnen das Material. Bräuchte es einen Beweis, das neue Konferenzzentrum in Brügge wäre einer. Der Backstein ist hier omnipräsent, obwohl der Entwurf vom Antwerpener Büro META und dem portugiesischen Pritzkerpreisträger Eduardo Souto de Moura entwickelt wurde, die primär nicht mit dem Material in Verbindung gebracht werden.

Wie ein dicker Stein fügt sich der Neubau auch selbst im Stadtgrundriss ein. Mit 95 Metern Länge und fast 60 Metern Breite ist das Konferenzzentrum deutlich größer als die schmalen Stadthäuser aus dem 19. Jahrhundert in den umliegenden Gassen von West-Brügge. Der Maßstabssprung ist an dieser Stelle allerdings nicht neu: Zuvor stand hier eine Mehrzweckhalle aus den 1960er-Jahren mit fast identischem Grundriss. Allerdings war diese Halle nur eingeschossig, während die Haupthalle des Neubaus 15,5 Meter aufragt. Sie orientiert sich damit an den Traufkanten der umliegenden Häuser. Über dem Eingang, der zu einem schmalen Platz nach Nordosten ausgerichtet ist, ragt das Gebäude dann mit 25 Metern noch ein Stück höher aus seiner Umgebung heraus. Um das Volumen zu entwickeln, haben die Architekt*innen quasi im Modell zwei Backsteine gegeneinander geschoben; der eine liegt flach, der andere steht hochkant davor.

Die Ziegelsteine für die Fassade sind aus lokaler Produktion, das ist selbst in Belgien keine Selbstverständlichkeit mehr. So verbinden sich die Rot- und Brauntöne des Neubaus mit den Farben der Umgebung. Der inneren Nutzung entsprechend ist die Gebäudehülle dreiseitig fast vollständig geschlossen, nur das Erdgeschoss ist mit einer raumhohen Verglasung ringsum zur Nachbarschaft geöffnet. Ein kräftiger Stahlträger, grau und umlaufend, markiert das Ende der Glasfassade wie ein Sims und gibt außerdem einen deutlichen Hinweis auf das Gewicht des backsteinernen Volumens darüber. Auf der Rückseite ist ein übergroßes Stahltor mittig in die Fassade geschnitten, auch darüber sitzt deutlich sichtbar ein Stahlträger.

Zum kleinen, dreieckigen Platz vor dem Haupteingang wird dieser Kraftakt, mit dem der Backstein in die Höhe gestemmt wird, noch einmal etwas dramatischer inszeniert: Hier schiebt sich der Stahlträger gut sieben Meter aus dem rechteckigen Volumen heraus und bildet ein Vordach vor der gesamten Nordostseite. Darüber öffnet sich die Fassade zwischen 25 kräftigen Backsteinpfeilern. Innen bieten sich so Ausblicke in die Umgebung und in Richtung der wunderschönen Altstadt von Brügge, auch die ikonischen Türme der Liebfrauen- und St.-Salvator-Kirche rücken so ins Bild. Auf die oberste Etage platzierten die Architekt*innen eine Terrasse mit Panoramablick.

Für Souto de Moura, so heißt es, war es das erste Projekt unter Verwendung von Backstein. Das ist erstaunlich, da seine Architektur ja überwiegend auch aus kräftigen, robusten Volumen besteht. Aber er ist eben kein Belgier. (fh)

Fotos: Filip Dujardin


Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
BauNetz-Maps


Kommentare

7

stph | 31.05.2022 12:07 Uhr

Zwei Baukulturländer treffen hier aufeinander P und B

Die gotisch expressive Vertikale wird durch die horizontale Betonfassung oben und unten gehemmt.
Besser ohne?

6

labrador | 31.05.2022 11:53 Uhr

Einfügung

Ich stoße mich auch nicht an der Größe des Gebäudes und sehe genau wie Nr5 Camillo Sitte eine Stadt als Nebeneinander von verschieden großen Bausteinen.

Mich stört alleine diese Worthülse, die ich bei neuer Architektur so oft finde. Wieso muss sich das denn eigentlich überhaupt "einfügen", wieso darf es nicht gegen die Kleinteiligkeit rebellieren, wieso darf es nicht laut sagen, dass es um ein Vielfaches GRÖSSER ist als die Häuser der Umgebung. Immer dieses Einfügen. Entsetzlich. Ich bin komplett dagegen, dass die Architekten dauernd behaupten müssen, sie hätten da etwas ganz vorsichtig eingefügt, was sich in Material etc an der Umgebung orientiert. Blah blah.

5

Camillo Sitte... | 31.05.2022 10:19 Uhr

...würde es gefallen

@1 & 2:
Abgesehen davon, dass dort vorher auch schon ein großmaßstäbliches Gebäude stand: Es handelt sich um ein KONGRESSZENTRUM und das ist nun mal nutzungsbedingt eher größer und fügt sich, genauso wie eine KIRCHE, ein RATHAUS oder ein CONCERTGEBOUW durchaus im Stadtgrundriss ein. Gerade diese Gegensätze zur kleinteiligen, mittelalterlichen Bebauung machen doch eine heutige Stadt aus. Spannend ist auch die Vorplatzbildung im Ensemble mit der ebenfalls mehrgeschossigen Nachbarbebauung.
Sehr schön übrigens in der Globusansicht bei GoogleMaps zu sehen.

4

auch ein | 31.05.2022 09:42 Uhr

architekt

ein backstein der schwebt.....da stimmt was nicht....

aber ein schönes Projekt !

3

joscic | 31.05.2022 08:54 Uhr

Mega

cool und abgefahren. Das Gebäude strahlt eine Würde und Ruhe aus, die im Kontext der kleinteiligen Umgebung absolut wohltuend ist, fast wie eine Backsteinkirche. Die Belgier bringen mich mit ihrem Mut zum Unkonventionellen immer wieder zum Staunen.

2

labrador | 30.05.2022 19:15 Uhr

Einfügen?

"fügt sich im Stadtgrundriss ein"??? Kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Reine PR-Blase. Ansonsten scheint mir das aber ein gutes Projekt mit einigen Qualitäten in den innenräumen und einer feinen Galerie ganz oben. Und ich wüsste gerne, mit welchem Kraftakt das Vordach zum Platz so gerade geworden ist.

1

Roland Wojczik | 30.05.2022 16:34 Uhr

Schwebe ?

Für mich wirkt das eher bedrückend und nicht als Schwebe. Zur Altstadt fehlt mir leider auch die Verhältnismäßigkeit. Schade.

 
Mein Kommentar
Name*:
Betreff*:
Kommentar*:
E-Mail*:

(wird nicht veröffentlicht)

Zur Durchführung dieses Service werden Ihre Daten gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben! Näheres erläutern die Hinweise zum Datenschutz.


Ab sofort ist die Eingabe einer Email-Adresse zwingend, um einen Kommentar veröffentlichen zu können. Die E-Mail ist nur durch die Redaktion einsehbar und wird nicht veröffentlicht!


Ihre Kommentare werden nicht sofort veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.




Alle Meldungen

<

31.05.2022

Mehr Sichtbarkeit von Frauen

MS PLUS Architekten bei neu im club aus dem Berliner DAZ

30.05.2022

Baugruppenprojekt im Sonnwendviertel

Michael Wallraff in Wien

>
BauNetz Themenpaket
Kleider machen Häuser
baunetz interior|design
Monoton monochrom
Baunetz Architekt*innen
dasch zürn + partner
baunetz CAMPUS
Campus Masters
vgwort