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11.12.2025

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Sich zur Stadt öffnen

Klosterumbau in Belgien von LAVA Architecten


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Am südlichen Rand der Altstadt im belgischen Leuven steht ein ehemaliges Kloster. Die Herz-Jesu-Missionare hatten es zu Beginn des 20. Jahrhunderts geplant, aufgrund des Ersten Weltkriegs wurde es erst 1938 fertig gestellt. Der Entwurf stammte vom damals erst 30 Jahre alten, flämischen Architekten Victor Broos (1908–1980). Er gilt als einer der wichtigsten Vorreiter einer Backstein-Moderne, die – zeitgleich wie die Amsterdamse School in den Niederlanden – mit expressionistischen und Jugendstil-Elementen  arbeitete. 

1982 hatte die Bruderschaft ihr Kloster an die Stadt verkauft, die es fortan für allerlei Volksbildungskurse nutzte, aber nie umfassend umgestaltete. Das führte 2011 zu einer Initiative, in deren Resultat nicht nur der ehemalige Klostergarten als Paul van Ostaijen-Park neu gestaltet wurde. Auch das Kloster sollte endlich sorgsam renoviert und modernisiert werden. Zusammen mit dem Flämischen Baumeister hatte die Stadt einen Open Oproep-Wettbewerb ausgelobt. LAVA Architecten aus Leuven gewannen.   

In den folgenden Jahren änderten sich die Nutzungsideen für das Kloster mehrfach, sodass LAVA die Pläne immer wieder anpassen mussten. Letztlich dauerte es 14 Jahre, bis das Kloster neu eröffnen konnte: Es ist nun Heimat für einen Teil des Leuvener Konservatoriums und der renommierten städtischen Zirkusakademie, bietet neue Räume für Kurse in Musik, Gesang, Tanz und Akrobatik.

Das Hauptgebäude verlängerten LAVA nach Süden in den Park hinein mit einem Anbau, der die Form des Altbaus mit dem hohen Dach exakt nachzeichnet. Mit den Fassaden aus rohen roten Backsteinen und ohne jede Ornamentik wirkt er jedoch wie eine abstrakte Version. Zu beiden Seiten stehen weitere kleine Satteldachhäuser ebenfalls aus rotem Backstein. Darin fanden der neue Tanz- und Konzertsaal sowie eine Sporthalle Platz. 

Beeindruckend ist der Saal der früheren Mönchskapelle im Obergeschoss des Hauptgebäudes. Unter den schweren, spitz zulaufenden Backsteinbögen setzten LAVA eine schlichte Holztribüne ein, sodass der Saal nun für verschiedene öffentliche Veranstaltungen genutzt werden kann. Damit erfüllten LAVA zwei Wünsche an den Umbau: den Vereinen und Institutionen der Stadt zeitgemässe Unterrichts-, Proben- und Aufführungsräume zu bieten und sicherzustellen, dass sich das Kloster zu einem Kultur- und Bildungszentrum für verschiedene Bevölkerungsgruppen entwickelt.

Die Architekt*innen betonen, dass beinahe jeder Raum im Gebäude mehrere Funktionen oder Programme aufnehmen kann. Zugleich ist das Kloster durch die Anbauten, die vielen Ein- und Ausgänge und die Verlängerung in den Park jetzt deutlich besser mit den öffentlichen Räumen ringsum verbunden. (fh)

Fotos: Isabelle Pateer, Stijn Bollaert, Sebastien Adriaensen


Zum Thema:

Über das Open Oproep-Verfahren und den Einfluss auf die flämische Architekturszene geht es in der BauNetzWOCHE #557 „Das Wunder von Flandern“.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

1

Lars K | 11.12.2025 17:46 Uhr

Ach, Belgien

Ach ja, der Altbau, da geht einem das Herz auf. So ein besonderer bemerkenswerter Bau, da fallen einem ja gleich Dutzende von Verweisen zu berlage oder Mackintosh ins Auge, wunderbar. Und dann also dieser Anbau, das Weiterspinnen der ursprünglichen Spinnereien, und das geht eigentlich gut los mit der Übertragung ins Backstein-Abstrakte, viel Flächen, konzentrierte Fenster usw., alles gut, alles nachvollziehbar .... UND DANN DAS GRAUEN: Was sollen denn diese Rundbögen da drin? Das soll dann wohl in den Neubauten auch so ein bisschen "Kloster-Spirit" versprühen? Gruselig. Dabei hat es doch der Altbau vorgemacht, wie man sich von genau diesen Architektur-Klischees freimachen kann. Nein, sorry, kann ich gar nicht nachvollziehen. Man muss den Altbau natürlich nicht kopieren, aber man muss sich auch nicht so pseudo-alibi-mäßig davon emanzipieren. Weniger wäre hier wahrlich mehr gewesen.

 
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