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15.09.2025

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Begehbares Instrument

Klanghaus im Toggenburg von Marcel Meili und Staufer & Hasler


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Die Talschaft Toggenburg im Kanton St. Gallen gilt als Zentrum der Schweizer Volksmusik – aber auch als strukturschwache Region. Im Mai eröffnete in der Gegend zwischen den Bergpanoramen von Säntis und Churfirsten ein Haus, das mehr Kulturtouristen an den Schwendisee locken, vor allem aber Musiker*innen aller Couleur begeistern dürfte. Das Klanghaus Toggenburg ist nämlich weder ein Konzerthaus noch ein Musikpavillon, es ist ein begehbares Instrument. Die Entwürfe stammen von Marcel Meili, das Büro Staufer & Hasler Architekten (Frauenfeld) hat sie seit dessen Tod 2019 weiterentwickelt und ab 2022 für insgesamt 23,3 Millionen Franken umgesetzt.

Mit der Eröffnung geht eine lange, vielleicht typisch schweizerische Planungsgeschichte zu Ende. Denn die Klangwelt Toggenburg gibt es bereits seit den 1990er Jahren, als der Komponist und Klangforscher Peter Roth begann, Formen der regionalen Musikkultur in Kursen zu vermitteln: den Naturjodel zum Beispiel, den Alpsegen, der im Sommer über die Weiden erklingt, oder das Hackbrettspiel, bei dem die Saiten mit Holzklöppeln angeschlagen werden. Der Erfolg und der wenig inspirierende Kursort in einem Hotel am Schwendisee ließ den Wunsch nach einem Neubau reifen. Im Jahr 2008 beauftragte der Kanton Peter Zumthor mit der Planung, doch die Kolleg*innen protestierten wegen eines Verstoßes gegen das öffentliche Beschaffungswesen.

Anfang 2010 schrieb der Kanton daraufhin eine sogenannte Thesenkonkurrenz aus, mittels derer die Teilnehmer*innen ei­ne entwerferische Strategie auf maximal zehn A4-Seiten visualisieren und persönlich vortragen sollten. Der Vorschlag von Marcel Meili und seinem Team überzeugte die Jury und setzte sich gegen Ideen von unter anderem SANAA, Steven Holl und Caruso St. John durch.

Meili hatte in Zusammenarbeit mit Klangkünstler Andres Bosshard und Raumakustiker Martin Lachmann eine dreiarmige Struktur mit einem introvertierten Zentralraum und drei zur Landschaft offenen Flügeln entworfen. Die Parabelform hilft dabei, wie ein natürlicher Verstärker Klänge in die Landschaft zu tragen. Die Akustik des Hauses könne, so hatte Meili es in seinen Thesen formuliert, über Holz kontrolliert werden. Drei Resonatoren-Tore beherrschen den Innenraum und formen einen verzogenen Sechseck-Saal. Über die davorliegenden Räume kann dieser zur Landschaft geöffnet werden.

Nach viel politischer Überzeugungsarbeit und großem Engagement vor allem seitens der Vertreter*innen der Klangwelt konnte das Team von Astrid Staufer und Thomas Hasler Meilis Ideen umsetzen. Entstanden ist ein Holzbau mit vier Haupträumen und variierenden Klangatmosphären. Zudem gibt es zwei Außenbühnen für Musikexperimente im Freien. Keine der mit den traditionellen Holzschindeln der Region verkleideten Wände ist gerade, im Gegenteil, ihre geschwungenen Linien sollen die Klangbildung in der Landschaft unterstützen. Denn die Volksmusik des Toggenburg entstand schließlich in der Natur.

In diesem Sinne wird das Haus als Klangwerkstatt sowohl professionellen Musiker*innen als auch Laien für Proben, Kurse, Workshops und Symposien zur Verfügung stehen. Ein Buch mit dem Titel „Resonanzen“, das bei Lars Müller Publishers erschienen ist, erklärt das besondere Potenzial des Bauwerks. (fm)

Fotos: Roland Bernath, Ralph Brühwiler


Zum Thema:

www.klangwelt.ch


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

Din21 | 24.09.2025 16:22 Uhr

Form ?

Da hat sich Corbusiers Ronchamp unter Zuhhilfenahme von Scharouns Berliner Philharmonie mit Palladios LaRotonda verheiratet.

Kann man machen...muss man nicht

4

shw | 16.09.2025 15:42 Uhr

auch ein....

[Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns gegen die Veröffentlichung Ihres Kommentars entschieden, da er gegen unsere Regeln verstößt: Schreiben Sie zur Sache. Teilen Sie etwas Neues mit. Nennen Sie Argumente. Keine Unterstellungen. Keine Beleidigungen. Verzichten Sie auf einen aggressiven Tonfall. Bitte schreiben Sie Ihren Namen. Verwenden Sie keine Links im Text.]

3

may | 16.09.2025 14:55 Uhr

loos

ornament, hier ein verbrechen, aber das war ja ein österreicher.... vielleicht liegt es daran, oder an zu viel geld?

2

auch ein | 16.09.2025 11:26 Uhr

architekt

was für ein seltsames geschnitztes ding auf dem acker.
gewidmet und entworfen von einem gott der schweizer architekten, seine gebäude sahen immer ganz anders aus! (zum glück)

wie auch immer man auf solche ideen kommt...die landschaft zu beschallen.
ganz schön teure idee....

1

auch dein | 16.09.2025 11:20 Uhr

architekt

Hammer Gut! Da wird man wirklich neidisch... sowas würde ich gerne auch mal planen. Absturzsicherungen ohne Zwangshandlauf auf beiden Seiten, wertige Materialien in anspruchvoller Komposition. Vom Bodenbelag bis zum Möbelstück. Sogar in der Freiform räumlich stark umgesetzt... Hut ab! cooles Teil!

 
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