Villa Kunterbunt hieß der Wettbewerbsbeitrag von
nuak Architekten (Zürich) für einen Neubau mit Kindergarten und Tagesschule in Bern. Eine entsprechend wilde Pippi-Langstrumpf-Haftigkeit mag man angesichts der gediegenen Farbigkeit der fertiggestellten Gebäude zwar vermissen. Dafür fügt sich das Gebäude mit immerhin 1.200 Quadratmetern Fläche aber auf interessante Weise in die umliegende Bebauung der Depotstraße ein. Die liegt nordwestlich der Altstadt und wird unter anderem von alten Villen gesäumt. Das Gelände des schon lange bestehenden Kindergartens war das einzige, für die Schaffung von dringend benötigtem, zusätzlichen Schulraum geeignete, städtische Grundstück im Quartier. Das alte Gebäude wurde durch den Neubau mit farbig lasierter Holzfassade ersetzt.
Auf dem Grundstück in Ecklage platzierten die Architekt*innen ein längliches Volumen, das sich mit seiner verspringenden Hülle kleiner macht, als es tatsächlich ist. Die breiten Dachüberstände und der Dialog zwischen horizontalen und vertikalen Fassadenelementen lassen an zurückhaltend moderne Schulbauten der Nachkriegszeit denken. Und die Farbigkeit stellt laut nuak Analogien zur Architektur der Umgebung her. Das Projekt changiere zwischen Pavillonbau und Villentypus, kommentieren sie. Die Vor- und Rücksprünge verleihen dabei dem durchgängig bespielbaren Umfeld des Gebäudes eine räumliche Tiefe mit Ecken und Nischen, die zur Aneignung einladen. Die Gestaltung der Außenräume erfolgte durch das Büro
Umland ebenfalls aus Zürich. Die Flächen variieren bewusst zwischen ordentlich und wild, während Schweizer Flurnamen auf dem Boden – Teil der Kunst am Bau von
Nino Baumgartner – Orientierung geben.
Das Programm des Kindergartens findet primär im Erdgeschoss Platz, während sich die Tagesschule – ein Ganztagsangebot ergänzend zur regulären Schule – über die beiden Obergeschosse erstreckt. Diese sind durch einen doppelgeschossigen Raum miteinander verbunden. Im ersten Stock befindet sich außerdem eine Terrasse und im Dachgeschoss der Essraum der Tagesschule. Der Zugang zu beiden Einrichtungen erfolgt mittig im Volumen direkt von der Depotstraße aus.
Im Grundriss sind die Räume als Enfilade rund um einen Kern angeordnet. Sie sind in ihrer Nutzung bewusst offen formuliert und nicht selten überlagern sich Spiel- und Erschließungsflächen. Tiefe Fensterbänke in variierender Höhe schaffen subtil Aufenthaltsqualität, sorgen teils aber auch für eine fokussierte Arbeitsatmosphäre. Die pastellige Farbigkeit der Fassade setzt sich im Linoleum der Böden fort, die mit hellen Holzoberflächen aus Fichte ergänzt werden. Jenseits des Kerns aus Stahlbeton handelt es sich um einen reinen Holzbau.
(sb)
Fotos: Thomas Telley
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ol_wei | 27.01.2022 06:52 Uhrwie gehabt...
...das ewig gleiche architektengenöle. wenn ich mir die schulen in deutschland anschaue, finde ich ebenfalls den 50er-jahre-look. zuhauf, unsaniert, technisch veraltet.
also, meine kinder würde ich gerne in einen solchen schulbau schicken, immer her damit!