Die katalanische Hauptstadt Barcelona kämpft seit Jahren mit steigenden Mieten, Verdrängung und Wohnungsmangel. Eine Antwort darauf liefert das Ensemble Illa Glòries, das 2017 vom städtischen Institut Municipal de l'Habitatge de Barcelona (IMHAB) initiiert wurde. Es liegt im Süden des Plaça de les Glòries, den die Stadt in den vergangenen Jahren vom Verkehrsknotenpunkt zum zweitgrößten Park der Stadt Parc de les Glòries umgebaut hat.
238 Wohneinheiten sollen in Illa Glòries in den vier Bauteilen A, B, C und D entstehen, jedes entworfen von einem anderen Büro. Bauteil A stammt von Cierto Estudio aus Barcelona, die auch den Masterplan verantworteten. Das Büro plante 51 Wohnungen, verteilt auf rund 8.700 Quadratmeter. Der U-förmige Baukörper schließt das Ensemble zur Kreuzung hin ab und fasst einen Innenhof. Drei offene Passagen im Erdgeschoss verbinden ihn sichtbar mit dem Stadtraum – durchlässig, aber klar gerahmt.
Gestalterisch fällt vor allem die gezackte Fassade auf: ein zartgrüner Putz, rote Fensterrahmen, beweglicher Sonnenschutz. Dahinter verbirgt sich ein ebenso rationales wie flexibles Grundrissprinzip. Die Wohnungen basieren auf einem Raster aus gleich großen Quadraten. Vier davon ergeben eine Einheit, hinzukommen – wie aus dem System gekippt – um 45 Grad gedrehte Volumen. Diese stecken mittig im Grundriss und springen an der Fassade hervor. Innen beherbergen sie meist Sanitärkern und Küche, schaffen Ausblicke, Ecken und Nischen.
Diese Raumgeometrie ermöglicht individuell gestaltbare Wohnungen. Die Zimmer sind weder als Schlaf- noch als Wohnzimmer festgelegt, sondern frei kombinier- und verbindbar. Auch die Erschließung folgt diesem Denken: Laubengänge im Süden und Osten erweitern die Wohnungen nach außen, fungieren als Begegnungszonen und sind ebenfalls von den gedrehten Räumen geprägt.
Ergänzt wird das Angebot durch Gemeinschaftsräume, etwa für Kinderbetreuung oder Pflege. Das begrünte Dach lässt sich auch begehen. Konstruktiv ist der Bau als Hybrid organisiert: Der Sockel aus Beton und Mauerwerk nimmt die Gewerbeeinheiten auf, die darüberliegenden sechs beziehungsweise sieben Geschosse bestehen aus vorgefertigtem Brettsperrholz. Das Budget für das gesamte Ensemble wird mit 45 Millionen Euro angegeben, davon entfallen 11,6 Millionen auf Bauteil A. Bauteil C entwarfen Vivas Arquitectos und Pau Vidal. (gk)
Fotos: Marta Vidal, José Hevia
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dethomas | 30.07.2025 16:32 Uhrschon wieder spanien . . . . .
geniale grundrisse mit perfekten lüftungssituationen gepaart mit ansprechenden fassaden und eiscream - artiger farbgebung.
absolut gelungen!