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01.04.2021

Fahrstuhlfestung

Firmensitz in Shanghai von Neri&Hu


Der Aufzughersteller Schindler hat in den letzten beiden Jahrzehnten in großem Stil in den chinesischen Markt investiert. Auf einem Areal im Bezirk Jiading in Shanghai sind seitdem mehrere neue Produktionsstätten entstanden. So eröffnete etwa 2014 ein Rolltreppenwerk und 2015 konnte eine neue Aufzugsfabrik in Betrieb genommen werden. Mit der bereits 2016 fertiggestellten Schindler City – die erst kürzlich fotografiert wurde – legten die Verantwortlichen schließlich einen weiteren Baustein in Richtung Vervollständigung des Gesamtgeländes. Ein Gebäudekomplex mit 32.400 Quadratmetern wurde errichtet, der Büros, eine Forschungseinrichtung, Ausstellungsräume, Gemeinschaftsräume und Lager umfasst. Der Entwurf der neuen Firmenzentrale stammt von Neri&Hu, die ihren Sitz ebenfalls in Shanghai haben.

Jiading liegt nordöstlich vom Stadtzentrum und zeichnet sich durch die typischen Charakteristika eines sich noch entwickelnden Gewerbegebietes aus. Die Architekt*innen setzten den großen Volumina des von Industrieanlagen geprägten Raums ein eher kleinteiliges Gebäudeensemble entgegen, das mit der Weitläufigkeit und dem großen Maßstab des Außenbezirks zu brechen sucht. Zwar ist die Anlage wie ein typischer Bürocampus aufgebaut – ein lockeres Raumgefüge, durchzogen von Grün- und Freiflächen. Anders als charakteristische Bürokomplexe haben die Architekt*innen allerdings ein durchgehendes Sockelgeschoss geplant. Dieses verbindet die einzelnen Baukörper miteinander und bietet eine gemeinsame Erschließung für Büro- und Besprechungsräume, für die Kantine, ein Auditorium, einen Showroom, mehrere Lounges und Cafés sowie – unter anderem auf dem Dach – über 7.000 Quadratmeter nutzbare Gartenfläche.

Die dunkelgrauen, nahezu fensterlosen Mauern lassen an eine historische Festung denken. Der Schein trügt nicht. Die Backsteinfassade besteht tatsächlich aus 400 Jahre alten Steinen, die aus alten chinesischen Gebäuden gesammelt und für die neuen Fassaden wieder aufgearbeitet wurden. Gebrochen wird die Massivität der Mauern durch typisch zeitgenössische Büroarchitektur: Drei helle Kuben mit weißen, metallgerahmten Fensterflächen ragen über den Steinmauern empor und bilden einen deutlichen Kontrast zum dunklen Sockelgeschoss. Jedes der drei Gebäude verfügt über ein mehrstöckiges Atrium im Inneren, das die Kommunikation zwischen den verschiedenen Abteilungen auf den Etagen fördern soll. Am nordöstlichen Ende des Geländes wächst das steinerne Sockelgeschoss in die Höhe und bildet einen weiteren Baukörper, der sich aus mehreren Volumina zusammensetzt und die Forschungs- und Entwicklungseinrichtung beherbergt. Weithin sichtbar ist der Turm für die Erprobung neuer Aufzüge, der allerdings etwas schlichter geraten ist als bei der Konkurrenz im deutschen Rottweil.

Die unterschiedlichen der Baukörper verweisen, so die Architekt*innen, auf die Kulturen, die hier aufeinandertreffen: Auf der einen Seite grauer Ziegelstein, der als traditionelles Baumaterial der Region gilt und gewissermaßen das Fundament für den weiteren Ausbau der Firma bildet. Demgegenüber eine moderne Büroarchitektur, die auf die Schweizer Herkunft des Unternehmens anspielen soll und die gerne als Symbol für Innovation und zukunftsorientiertes Denken gesehen werden darf. (dsm)

Fotos: Annika Feuss


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