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04.03.2021

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Ein Riegel im Hof

Finanzamt in Karlsruhe von Wittfoht Architekten


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Ein Finanzamt ist kein Ponyhof, könnte man in Abwandlung eines beliebten Sprichworts angesichts der strengen Architektur dieses Neubaus in Karlsruhe sagen. Und ganz falsch läge man damit sicherlich nicht, handelt es sich hier doch um eine Behörde mit ziemlich klar strukturierten Arbeitsabläufen. Eine verspielte Startup-Gestaltung wäre da jedenfalls fehl am Platz. Hinzu kommt, dass die Monumentalität des Riegels nicht den Stadtraum dominiert, sondern eine ziemlich heterogene, eher hinterhofartige Situation neu ordnet. Wittfoht Architekten aus Stuttgart inszenieren ihren Entwurf hier in stimmigem Kontrast zur dekorativ gestreiften ehemaligen Parfümfabrik Wolff und Sohn. In deren denkmalgeschützen Nachbarbauten residieren heute Teile des Polizeipräsidiums.

Als Ergebnis eines VOF-Verfahrens 2016 ist an der Durlacher Allee im Karlsruher Osten ein Gebäude von 5.700 Quadratmeter Nutzfläche entstanden. Zur Verfügung stehen sechs ober- und zwei unterirdische Stockwerke. Durch Absenkung der von Glück Landschaftsarchitektur geplanten Außenanlagen wird einseitig auch das erste Untergeschoss natürlich belichtet. Hier befindet sich eine Cafeteria, die auch Terrassenplätze bietet. Der öffentliche Zugang des Finanzamts liegt wiederum auf der Ostseite des Riegels an einem gepflasterten Vorplatz. Besucher*innen gelangen von dort in ein kompaktes zweigeschossiges Foyer mit direktem Zugang zu den Beratungsplätzen der zentralen Informations- und Anlaufstelle. Sichtbeton trifft hier auf helle Einbauten, Steinböden und akzentuierte Flächen in Holz.

Die Fassade aus Beton deutet es mit ihren konsequent im Raster gesetzten, bodentiefen Fenstern bereits an: Die innere Struktur dieses Gebäudes wurde insbesondere mit Blick auf Effizienz und Flexibilität organisiert. Die Grundrisse zeigen meist Kombibüros mit Zweiereinheiten und einer variabel nutzbaren Mittelzone. Aber auch andere Lösungen ließen sich innerhalb der Kubatur realisieren. Eine amtsspezifische Besonderheit – zumindest in diesem Maßstab – stellen die ebenfalls in der Mittelzone angeordneten Kompaktmagazine dar. Hinzu kommen in den Worten der Architekt*innen einige teils geschossübergreifende Freiräume „dort, wo man sie nicht vermuten würde“.

Ein erwähnenswertes Detail des neuen Finanzamts lässt sich in Fotografien allerdings nicht vermitteln. Als Kunst am Bau hat die Künstlerin Katharina Hohmann eine Arbeit umgesetzt, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart des Areals vermittelt: Gemeinsam mit dem Parfümeur Andreas Wilhelm entstand ein Duft, der nach frischem Geld riechen soll und im Erdgeschoss des Finanzamts käuflich erworben werden kann. (sb)

Fotos: Brigida González


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

9

denkste | 08.03.2021 17:44 Uhr

Ein Riegel im Hof

armselig

8

slurry | 08.03.2021 14:37 Uhr

Prekariat

Die Fassaden des Baukörpers zeigen die Armseligkeit in der Gestaltung. Die Architektur scheint in der Gestaltung auf das Niveau eines Prekariats gesunken. Im öffentlichen Raum ist das verantwortungslos.
Das gewollte, sture a+a+a+ zeigt für Fenster und Pfeiler keine Differenzierung in Sitz des Fensters, Formung der Laibung, Fläche des Pfeilers.... Dieser Dudleranismus ist selbst im BND differenzierter.
Die Kommentare wollen in der sturen Addition eine Übertragung des Inhalts in die Form sehen. Welch ein Irrtum!
Der Dudleranismus wird längst für Bibliotheksfassaden und im Mehrfamilienhaus verwendet.
Es ist nicht Schuld des Projektleiters.
Es ist das Unvermögen des Gestaltungswillens

7

solong | 05.03.2021 13:22 Uhr

... klar und sachlich ...

... so wie die sachbearbeitung in diesem bereich auch erfolgen sollte ... bei aller vermeintlichen einfachheit ... hinterliegt der steuergesetzgebung eine struktur ... die auch nicht immer ganz so klar ist ... daher wird das gebäude der nutzung doch sehr gerecht ... wer in diesem bereich arbeitet erwartet auch keinen ... bunten ponyhof ...

6

Thomas | 05.03.2021 10:15 Uhr

Nutzungsflexibilität in Reinstform

Alternativ auch als BND nutzbar.
Fehlt noch eine Kamera-Palme.
Um hippe Finanzbeamte zu werben dann mit einer Projektion mit einem "glitsch-karnickel" auflockern.

5

STPH | 05.03.2021 08:05 Uhr

...

Antikörper sowohl im Bodenkontakt als auch zum Himmel. Pure Geometrie mit etwas Materialwert. Eine Containerarchitektur. Interessant die fast wannenartig sensible Bodengestaltung. Dem Boden als das dem Betrachter Näherliegende den Vortritt lassen, seiner Raumgestaltung.

4

volkmar | 04.03.2021 20:02 Uhr

menschenleer...

wie auf den Fotos sollte es auch bleiben. Denn wem möchte man schon wünschen in diesem sterilen Kasten einen Teil seines Lebens zu verbringen?

3

ixamotto | 04.03.2021 17:31 Uhr

Stillgestanden!

Einfach grausam diese Bundes- (oder Reichs-?)bauten, die da seit ungefähr 30 Jahren hingeballert werden und einen unweigerlich an Zwang und Unterdrückung denken lassen...

2

auch ein | 04.03.2021 17:26 Uhr

architekt

schön gemacht!

aber für Wittfoht ne ganz schön harte und brutale kiste!

1

Peter | 04.03.2021 17:02 Uhr

Duft

Das mit dem "Duft, der nach frischem Geld riechen soll" passt hier doch wunderbar. Vielleicht ist der Geruch auch eine sinnliche Erfahrung, die in der Architektur viel zu selten bewußt eingesetzt wird?! Und eventuell könnte man den Duft, sofern es nicht zu aufdringlich wird, auch im Eingangsbereich verströmen lassen?!

 
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