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15.02.2023

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Carbonbeton mit Twist

Experimenteller Pavillon in Dresden


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Er plädiere für eine Ressourcensparverordnung analog zur Energiesparverordnung, um den Einsatz materialeffizienter Techniken zu belohnen, so Matthias Tietze, Oberbauleiter des im letzten Herbst in Dresden fertiggestellten Cubes. Und tatsächlich bringt diese Idee eines der großen Versprechen des Materials Carbonbeton auf den Punkt. Weil Carbon nicht rostet und noch dazu eine weitaus höhere Festigkeit besitzt, sind im Vergleich zu Stahlbeton signifikante Materialeinsparungen denkbar.

Tietze vertritt das Forschungsvorhaben „C3 – Carbon Concrete Composite“ unter Vorsitz von Manfred Curbach vom Institut für Massivbau der TU Dresden, in dessen Rahmen der Cube entstand. Der Entwurf für das Gebäude stammt mit den Leistungsphasen 1 bis 3 von HENN mit Hauptsitz in München. Die Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit mit AIB – Architekten Ingenieure Bautzen.

Der Pavillon entstand gegenüber dem Campus der Technischen Universität im Süden von Dresden. Mit rund 240 Quadratmetern dient er als Büro- und Eventraum und natürlich als Experimentallabor. Wer sich angesichts der geschwungenen Hülle über den „Cube“ im Namen wundert, der sei auf den Entwurfsprozess verwiesen. Ursprungsidee war tatsächlich ein kubisches Volumen, das dann mit zwei sogenannten Twist-Schalen seinen fließenden Abschluss erhielt. Diese Lösung bietet nicht nur etwas mehr Schwung, sondern auch nahtlose Übergänge von der Wand zur Decke. Zwischen den beiden Schalen fand ein Oberlicht Platz.

Im Rahmen des Bauprozesses wurde zunächst aus Betonfertigteilen – diese ebenfalls mit Carbonbewehrung – ein zweigeschossiger Kubus errichtet. Danach folgte im Stahlbau die spätere Glasfassade für das Gebäude. Diese Struktur diente sodann als Basis für die Holzschalung der Twist-Elemente. Schließlich folgten unter einem temporären Schutzbau Carbonmatten und im Spritzverfahren der Beton. Konstruktiv bestehen die Twist-Wände aus einer Trag- und einer Wetterschale mit einer zwischenliegenden Dämmung.

Mit der Fertigstellung des Cubes erhoffen sich die Projektbeteiligten wichtige Erkenntnisse bezüglich einer effizienten Bauweise mit Carbonbeton. Noch ist das Material deutlich teurer und auch in seiner Herstellung energieintensiver als herkömmlicher Stahlbeton. Das macht seinen Einsatz aktuell vor allem für komplexe Sanierungsprojekte wie Gottfried Böhms Wallfahrtsdom in Neviges, jedoch weniger für reguläre Bauvorhaben geeignet. Das allerdings könnte sich ändern, wenn, wie eingangs erwähnt, zunehmend auch der Materialeinsatz mitgedacht wird. (sb)

Fotos: Stefan Müller, Stefan Gröschel


Zum Thema:

Mehr zur Zukunft des Baustoffs auch in der Baunetzwoche#575: Beton

Über die Entstehung des Cube und das Bauen mit Carbonbeton ist außerdem bei Wasmuth & Zohlen eine umfangreiche Dokumentation erschienen.


Kommentare

8

Anton Schedlbauer | 16.02.2023 12:38 Uhr

Schönes Forschungsprojekt

Bei der Sanierung der Kurmuschel in Sassnitz, erstellt in Zusammenarbeit mit Ulrich Münter, nur ein paar Meter vom Ostseeufer entfernt, hat man sich bei der Generalsanierung nach ca. 25 Jahren über den sehr guten Zustand des Bauwerks gewundert!

Als Spiel mit Formen im Rahmen eines Forschungsprojektes, das gleichzeitig Möglichkeiten des Materials aufzeigt, ist der Pavillon gut gelungen.

Aber ohne qualitativ hochwertige Ausführung wird es mit welchem Beton auch immer wohl nicht gehen.

7

isabella | 16.02.2023 10:21 Uhr

@Hinrich Schoppe

Der Beyer-Bau mir seinem Astronomieturm und seinem ikonischen orangenen Flur wäre auf jeden Fall eine Erwähnung wert. Schließlich ist dieser Bau das Hauptgebäude der Bauigenier:innen an der TU, die werden jetzt immer wieder den Ausblick auf den Pavillion genießen können. Was Betonforschung angeht sind die auf jeden Fall ganz vorn dabei.

In dem Kontext ein ziemlich cooles kleines Gebäude

6

eon | 16.02.2023 09:34 Uhr

@Kommentare 1- 5

OK Boomer.

5

auch ein | 16.02.2023 08:35 Uhr

architekt

sieht elegant aus aber ist denn so eine carbon-orgie, das wirklich UNTRENNBARE verkleben/verbetonieren/verankern die zukunft?

man spart bischen beton, ok. dafür high-tech-einsatz und irrer aufwand.

dann doch lieber dicker lehm wie bei rapunzel, das fällt aber in 100 jahren dann einfach wieder auseinander

4

arseyler | 15.02.2023 17:50 Uhr

Genius loci Bewegung

wie auch bei Calatrava müssen solche Metamorphosen sich einer Bewegung, etwa dem bereits vorhandenen Verkehr, beigesellen, mitschwimmen und nicht seitlich davon abgestellt werden.

3

Hirsch | 15.02.2023 17:14 Uhr

Spezialmaterial ohne Zukunft?

Die Rezyklierbarkeit von Carbonbeton lässt natürlich sehr zu wünschen übrig und führt zu noch speziellerem Sondermüll. Ob das zukunftsweisend ist?

2

Hinrich Schoppe | 15.02.2023 16:48 Uhr

Schwör ...

... ist dem Inschnör ja nix zu sör.
Da wird ein ganz schönes Brimborium veranstaltet um das Ding.
Von oben erkennt man sogar die Entwurfsabsicht; war mir bis dato noch nicht wirklich aufgegangen.
Aber wenn es hilft ist es ja gut, vor Allem für Sanierungen von "unrettbaren" Betonaltbauten vor allem aus der Frühphase.
Wen es interessiert:
Schräg gegenüber der sog. Beyer-Bau der TU, gleich hinter den Bäumen. Wäre ggf. einen Artikel wert.

Und zu guter Letzt erkennt man einmal mehr, was der gute Herr Müther mit seinem handwerklichen Schalenbau alles zustande bekommen hat. Damals gab es sogar noch richtig fiese Winter und man muss sich echt Mühe geben, die kaputt zu bekommen.
So wie in Magdeburg, Vernachlässigung und Vandalismus schaffen es leider irgendwann doch, dass ein Ohr runterhängt. Das dann mit Carbon wieder angehängt wird. So schließt sich der Kreis immerhin.
Danke!

1

O. BACKE | 15.02.2023 15:52 Uhr

NNEH

Schade um den feinen Carbonbeton !
Was für ein armer Twist, der gespiegelt gleich wieder zur Schachtel wird. Und was für eine unbeholfene Fassade.
Und schade, dass der Grundris vom diagonalen Oberlicht nichts wissen will und die Eingänge die Geste der auschwingende Wände einfach ignorieren ...

 
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