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22.12.2016

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Leichtbau Zyklopenhaus

Ensamble Studio in Massachusetts


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Ein Stahlraster, sehr sehr viel Schaum und etwas Feuerschutz als Finishing – die Madrider Architekten von Ensamble Studio setzten auf eine ultraleichte Konstruktion, als sie die Aufstockung einer Garage in der Kleinstadt Brookline in Massachusetts konzipierten. Für einen privaten Bauherren reorganisierten und erweiterten sie eine architektonisch völlig belanglose Garage in einem suburbanen Wohngebiet. Auf den bestehenden Kasten setzten sie einen zweigeschossigen Neubau, den sie aus Elementen aus Bauschaum zusammenfügten, die in einer Werkstatt in Madrid vorgefertigt wurden. Im Standardcontainer kamen die Elemente anschließend in die USA und wurden vor Ort zusammengesetzt. Das Ergebnis ist ein äußerst streng wirkendes Haus, das die Art seiner Gemachtheit sehr präsent zur Schau stellt.

Vertikale Stahlstützen an den vier Außenkanten des Gebäudes bilden die konstruktive Basis des Aufbaus. Die vorgefertigten Wandelemente wurden von oben einfach in dieses Raster hineingesteckt. Die Wandelemente selbst erinnern wiederum an überdimensionierte, raumgreifende Doppel-T-Träger. Sie wurden deutlich sichtbar übereinander gestapelt. Dadurch – und aufgrund ihrer Dicke – ergaben sich innen wie außen interessante Verschnitte und Stufungen, die sowohl in ästhetischer als auch in funktionaler Hinsicht wichtig sind. Auch die Fenster folgen dieser Logik. Direkte Ausblicke gibt es nur an den Ecken: Das lange Fensterband liegt im oberen Bereich des Allraums und lässt Aussichten nur bedingt zu. Die Zentralität der Grundrissfigur korrespondiert hier mit der Introvertiertheit eines Raums, der sich nur gezielt nach außen öffnet. Der Name des Hauses – Cyclopean House – leitet sich aus dieser Geschlossenheit und dem einen großen Fenster ab.
 
Die innere Organisation ist schlicht gegliedert: Der quadratische Raum oberhalb der ehemaligen Garage wird möglichst frei gehalten und kann flexibel genutzt werden. Die eigentlichen Wohnfunktionen – Küchenzeile und Badezimmer; Stauraum, Sitzen, Essen, Schlafen und Arbeiten liegen kompakt in den Randschichten des Raums. Auf einer schmalen Empore sind feste Arbeitsplätze eingerichtet, was auf eine programmatische Verzahnung von Wohnen und Arbeiten schließen lässt. Interessanterweise scheinen sich – gemäß der publizierten Grundrisse – einige Funktionen zu doppeln. Arbeitsplätze, ein großer Esstisch und eine Küchenzeile existieren sowohl im Erdgeschoss als auch im Obergeschoss. Fast scheint es, als ob Bauherr und Architekten dem Paradigma permanent wechselnder, sich überlagernder Funktionen im offenen Allraum selbst nicht ganz trauten und deshalb sicherheitshalber im Erdgeschoss noch eine Wohnküche, kleine Rückzugsräume und zwei Bäder einrichteten.

Die mediale Vermittlung ihres außergewöhnlichen Projekts gehen Ensamble Studio professionell an. Diagramme machen das konstruktive System deutlich, Baustellenfotos belegen die schnelle Montage und ein kurzer Film erzählt die Geschichte des Hausbaus in komprimierter Form. Der außergewöhnliche Transport- und Konstruktionsprozess wird damit auf vielfältige Weise nachvollziehbar. Ganz anders als die Höhle des Zyklopen – mit dem Odysseus auf seiner Reise eine Menge Ärger hatte – sei das Haus nicht schwer und kalt, sondern leicht und warm, schreiben die Architekten. Die publizierten Fotografien vermitteln jedoch eher eine gewisse Kühle. Es wäre interessant zu erleben, welches Raumklima in dieser eigenwilligen Konstruktion aus Stahlprofilen und Bauschaummassen herrscht. (gh)


Video:




Kommentare

2

Anna | 02.01.2017 13:55 Uhr

So seelenlos,...

... dass fast alle Bewohner nur noch im digitalen Raum unterwegs sind oder sehnsüchtig rausgucken (oder ist es nur eine unglückliche Bildauswahl?). Nach meiner Erfahrung muss, ob traditionell oder modern, ein Wohnhaus jenseits aller Stile zumindest zwei Dinge können: Rückzugsräume haben und es ermöglichen, dass die Bewohner sich das Gebäude zu eigen machen. Wo ist denn in diesem Gebäude Platz für Kinderzeichnungen an den Wänden?

1

auch ein | 23.12.2016 10:48 Uhr

architekt

komische idee:
warum muss man herkömmliche leichtbauständer, viel schaum, viel klebstoff etc aus spanien per container nach USA verschiffen?
und das raumklima ist sicher auch nicht so prickelnd.

lustige idee für eine EXPO oder so (wo eh alles danach in den Müll kommt), aber für ein "echtes" Haus ?

 
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