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20.04.2021

Umnutzung in Hagen

Ellertmann Schmitz bauen Kita in Kirche


Die ehemalige Lutherkirche im Zentrum Hagens blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Ursprünglich vom Leipziger Architekten Julius Zeißig im neogotischen Stil entworfen, wurde die Kirche im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nur Teile des Turms konnten erhalten werden. 1947 wurde in den Trümmern eine Notkirche unter Verwendung einer ehemaligen Baracke des Reichsarbeitsdienstes errichtet. Diese wurde dann 1960 abgerissen und durch einen 1962 vollendeten Neubau des Architekten Gerhard Langmaack ersetzt. Wiederum blieb aber der alte Turmschaft erhalten, nun zeitgenössich ummantelt.

Weil die Zahl der Kirchgänger in den letzten Jahren stetig abnimmt, wurden die Räumlichkeiten seit 2010 nicht mehr sakral genutzt. Das inzwischen denkmalgeschützte Gebäude stand zuletzt also leer, und die Verantwortlichen suchte nach einer neuen Funktion. Mit über 900 Quadratmetern Nutzfläche in bester Innenstadtlage nahe des Bahnhofs war die ehemalige Kirche prädestiniert für eine Umnutzung. Nach Plänen einer Arbeitsgemeinschaft des Münsteraner Architekturbüros Ellertmann Schmitz Architekten und des Dortmunder Planungsbüros Assmann beraten + planen wurden die Räume in eine inklusive Kita verwandelt. Ähnliche Lösungen gibt es auch in Münster oder Saarlouis.

Bis zu 100 Kinder in fünf Gruppen werden heute in der Kita Kolibri betreut. Die Grundidee des Umbaus bestand darin, die denkmalgeschützte Gebäudehülle möglichst unverändert zu lassen. Folglich wurde ein neuer, thermisch getrennter Baukörper – quasi ein Haus im Haus – in das Kirchenschiff eingefügt. Das aus Holz gefertigte Volumen sollte laut den Planer*innen optisch die Sprache des Bestandes aufnehmen. Die weiße Lattung der Fassade greift vorhandene Elemente wie beispielsweise die Holzverkleidung der Orgelempore auf.

Die Haupteingang der Kirche blieb erhalten, von dort geht es zunächst in einen foyerartigen Zwischenraum. Im zweistöckigen Einbau finden sich im Erdgeschoss die Personalräume, das Leitungsbüro, sowie ein Gruppen- und ein Mehrzweckraum. Letzterer kann zum Altar hin geöffnet werden und bietet so eine flexible Lösung zur Raumerweiterung bei größeren Veranstaltungen. Oben befinden sich die restlichen Gruppenräume, die durch eine Treppe im Zwischenraum erschlossen werden.

Die Innenräume sind vorwiegend in warmen, natürlichen Materialien ausgestaltet. Großzügige Glasflächen in der Fassade des Einbaus sorgen für Tageslichteinfall, in die Dachkonstruktion des eingestellten Volumens sind außerdem Oberlichter integriert. Dank der erhaltenen Bleiverglasung der Kirchenfenster ergeben sich somit unterschiedlich gefärbte Lichtsituationen. (tl)

Fotos: Christian Eblenkamp


Zum Thema:

Weitere Beispiele einer alltäglichen Umbaukultur auch in unserem Themenpaket.


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