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09.12.2021

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Viel Holz um den Baum

Einfamilienhaus in Oberreute von Yonder


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Zunächst war der Allgäuer Alterssitz eines Berliner Ehepaars als nach unten erweiterbares Stelzenhaus konzipiert, aufgrund von Gemeinderatsentscheidungen kam er dann aber doch schneller auf dem Boden der Tatsachen an als gedacht. Katja Knaus und Benedikt Bosch von Yonder – Architektur und Design (Stuttgart) passten ihren Entwurf für ein Ferien- und Wohnhaus in Holz-Modulbauweise verschiedenen Wünschen und örtlichen Gegebenheiten an. Ebenfalls in Oberreute hatten Yonder bereits die moderne Interpretation eines Allgäuer Bauernhauses geplant, die die Bauherren bei einem Spaziergang zur Wahl der Architekt*innen inspirierte.

Nur ein kleiner Teil des knapp 1300 Quadratmeter großen Grundstücks in Steilhanglage eignete sich für die Bebauung, so wollten die Architekt*innen in die Höhe gehen. Das oberste Geschoss sollte ähnlich einem Jägerhochsitz auf Holzständern gebaut und zunächst als Ferienhaus genutzt werden, später wären zwei Geschosse darunter hinzugekommen, um sich dem Bedarf im Ruhestand der Bauherren anzupassen. Die knapp 10 Meter Firsthöhe jedoch hätten die vor Ort geduldete obere Baulinie überschritten, also entstanden nur zwei Geschosse.

Im leicht zurückversetzten Erdgeschoss, das farblich einen Kontrast zu den allgegenwärtigen Holzoberflächen bildet und durch lamellenartige Stützen auf das Stelzenhaus anspielt, befindet sich der Schlafbereich. Auf der oberen Ebene verteilt sich die offene Wohnfläche, während eine Empore weitere Schlafplätze aufnimmt. Letztendlich weicht die Bauhöhe lediglich um einen Meter vom ursprünglichen Plan ab.

Das fehlende Vollgeschoss ist nun als Saunahaus mit Gästezimmer gegenüber des stringent mit Holz belegten Freiplatzes positioniert. Der alte Eichenbestand hatte Vorrang, so schmiegt sich die Baustruktur sichelförmig um den Baum. Auch die Kubatur des Haupthauses bricht subtil mit der Symmetrie, First und Traufen verlaufen nicht parallel und heben die klassische Satteldachform auf. Zudem bestimmen die Blickachsen in die umgebende Berglandschaft die Ausrichtung der Räume, die Innenwände stehen dadurch leicht verdreht zur rechteckigen Struktur.

Im gesamten Ensemble, zu dem auf Straßenniveau ein Carport gehört, sind die Holzoberflächen allgegenwärtig. Unbehandeltes Fichtenholz für die vorgefertigten Konstruktionselemente, eine ökologische Dämmung, Dachschindeln aus recyclingfähigem Aluminium und rundum helles Holzinterieur regionaler Herstellung und Herkunft wurden verwendet. Lediglich die zwei vorgegebenen Stellplätze erforderten für eine Stützmauer einen größeren Betoneintrag in den Hang. (sab)

Fotos: Brigida González


Zum Thema:

Den Film zum Haus gibt es in der BR-Mediathek als Teil der Architekturfilmreihe „Traumhäuser“.


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Kommentare

23

e. aus s. | 13.12.2021 18:16 Uhr

verstehe ich nicht - scheinheilig 2

und ein Stück Baumstamm vor ein großes Fenster gesetzt bzw. ug. - das wirkt plump und nicht richtig und reizlos plaziert, da der Baum hier nicht als ganzes verstanden werden kann. Man hätte ihm mehr Platz geben müssen... das schmerzt am allermeisten.

22

e. aus s. | 13.12.2021 18:07 Uhr

verstehe ich nicht

schade, dass man Grundriss und Schnitt nichts abgewinnen kann. Von außen denkt man an ein luftiges Geschoss mit Blickbezügen in die Landschaft... und dann ist jeglicher Raum mit einem verzerrten Treppenelement verbaut. Müsste ich dort wohnen, wollte ich permanent in die Landschaft fliehen. Vielleicht soll es so sein. Raumhöhen und Kubatur gehen nicht zusammen. Raumregie und Höhepunkt fehlen, warum nur?

21

Zander | 11.12.2021 20:49 Uhr

@Zunder

Danke für diesen fundierten Beitrag! Du kommst Applaus!

20

Josi | 11.12.2021 15:59 Uhr

@ Josip

Danke für Deinen Kommentar. Bringt uns wirklich weiter in diesem Diskurs.

19

Zunder | 10.12.2021 21:06 Uhr

@zonder

Du hast es verstanden! Applaus! Danke für diesen fundierten Beitrag!

18

Förster | 10.12.2021 18:10 Uhr

@Frauke

Völlig richtig. Besser alu und beton, dafür muss dann kein Baum sterben.

17

Josip | 10.12.2021 18:09 Uhr

@Jan

Danke für diesen schlauen Kommentar. Bringt uns wirklich weiter in diesem Diskurs.

16

Zonder | 10.12.2021 17:03 Uhr

Wer hat, der hat

800T € statt 400 T € brutto (ohne Grundstück)
Das sind die Wahrheiten die gerne mal unter den Tisch gefallen lassen werden, wenn Architektenwerke präsentiert werden.



15

solong | 10.12.2021 13:49 Uhr

baum ... relativität

... den gesunden Bergahorn zu erhalten ... und ihm nicht ... "auf die füße zutreten" ... mag er überhaupt nicht ... liebt lockere böden ... sondern diese mit der aufgeständerten holzterrasse zu schützen ... ist die richtige entscheidung ... auch von seiner raumbildenden wirkung ... auch von seinen jahreszeitlich angepassten beschattungsqualitäten ... und ein bisschen respekt vor dem alter von etwa 150 jahren ... und er kann bis zu 500 jahre und 150 cm stammdurchmesser erreichen ... der stammzuwachs mit etwa 3 mm im Durchmesser / anno ... ist ja für die nächsten gut 50 jahre durch den spalt gegeben ... in der zeit ist die holzterrasse dann schon zum 2. mal zu erneuern ... ansonsten ... ist alt gewachsenes baugebiet ... nur ein sehr geringer grundstücksanteil ist versiegelt ... und ein gewissen charme hat das ganze auch ... alles gut soweit ... relativ gesehen ...

14

Jan | 10.12.2021 13:05 Uhr

PvE

Ich stelle mir vor, was für ein schöner Bau an dieser Stelle hätte entstrehen können, wenn Pezo von Ellrichshausen beauftragt worden wären.

Das Grundstück hat enorm viel Potenzial.

13

Leider | 10.12.2021 12:43 Uhr

sehr teuer....

und als Alterswohnsitz nicht unbedingt geeignet - s. BR-Sendung, Reihe "Traumhäuser". (Haus & Planung werfen darin für Laien kein gutes Bild auf die Architektenwelt.) Schade dass die Bauherren somit ggf. Schulden mit ins Alter nehmen müssen...

12

Frauke | 10.12.2021 12:25 Uhr

Den Baum

auf dem eigenen Grundstück unbedingt erhalten, aber 100 aus dem Wald für das Haus drumrum verbrauchen und sich dann voll gut fühlen, ist irgendwie wie das eiegne Haustier unter dem Tisch streicheln, während man das Tier auf dem teller ist...

11

Udo | 10.12.2021 11:55 Uhr

Fröhliche...

Großes Lob an den Gemeinderat!

#aufdengrundrisskönnseeineischlagen
#aberdiebushaltestelleistgleichvormhaus
#hilfeichkannkeinholzmehrsehen

10

Der Gemeinderat | 10.12.2021 10:37 Uhr

Liebe Berliner

Wir haben nichts gegen Zugewanderte - wenn sie ausreichend Geld mitbringen. Aber wir lassen uns nicht gerne mit uralten Stuttgarter Architektentricks von wegen "sollte ähnlich einem Jägerhochsitz auf Holzständern gebaut und zunächst als Ferienhaus genutzt werden" für dumm verkaufen. Und was bitte schön soll "recyclingfähiges Aluminium" sein? Das ist doch jede Weißbierdose! Bei uns setzen wir auf Mehrweg.

9

Auch ein Architekt ohne Neid | 10.12.2021 08:55 Uhr

Einfach schön

Ein Projekt wie ein guter Kaffee am Morgen.....irgendwie fühle ich mich entschleunigt
Schöne Details! Ich hoffe, die inneren Stiele sind der trangende Teil der Aussenwände.

Gebaute Poesie

Warum vermeintliche Kollegen einen solchen Unsinn über Kosten und irgendwelche Arnos "schwurbeln"....keine Ahnung.

Das macht man heute wohl so.....

8

50667 | 10.12.2021 07:41 Uhr

Gut gemacht


Ein kleines, feines Projekt mit einem schönen Konzept und vollendet umgesetzt.

Das Holzpodest zwischen den beiden Gebäuden ist zwar formal verständlich, schöfft aber die Potentiale des schönen Grundstücks nicht aus.

Die Intervention des Stadtrates hat dem ganzen Projekt im Übrigen gut getan.

7

Paul | 10.12.2021 07:30 Uhr

Mal ehrlich...

... aus dem Hang eine Riesenplattform raushauen und Stützmauern aufstellen, um dann ein Haus mit allerlei Verrenkungen zu platzieren. Bei allem Respekt vor der Qualität der Fügung im Detail: wurden hier nicht Ort und Topographie in fast peinlicher Weise ignoriert?

6

Fritz | 09.12.2021 22:14 Uhr

anstrengend

ganz schön anstrengendes Konzept was aus meiner Sicht den Bau nicht gerade besser macht. Warum Verdrehung? Da wäre etwas weniger Architektengeschwurbel desser gewesen glaube ich.

5

peter | 09.12.2021 21:15 Uhr

typus-topos

so schön viele details dieses ensembles sind - die drei volumen reagieren praktisch gar nicht auf die starke topographie des baugrundstücks. alle häuser würden könnten genausogut in der norddeutschen tiefebene funktionieren.

was für eine verpasste chance! so steht hinter dem haus eine unmotivierte gabionenwand, hinter dem carport ragt beton empor. dabei böten solche grundstücke die spannende möglichkeit, ein haus mit mehreren erdgeschossen zu bauen, in dessen innerem man den hang hätte erklimmen und ihn in die innere choreographie des hauses spannungsvoll hätte einbauen können.

außerdem - wieder mal sehr seltsames, unvorteilhaftes photoshopping in den aufnahmen - dieses angestrengte herumschrauben an helligkeit, kontrast und tonwerten schadet mehr, als es je nützen kann.

4

monaco | 09.12.2021 18:22 Uhr

Sekundäres Dickenwachstum...

... ist für die Eiche offensichtlich nicht vorgesehen: der arme Baum muss jetzt als "Aufhänger" für ein Saunahäuschen herhalten. Dickenwachstum für das Haus ist dagegen vorgesehen "um sich dem Bedarf im Ruhestand der Bauherren anzupassen." - Wir setzen immer noch die falschen Prioritäten und soche Bauplätze sollten einfach Tabu sein.

3

auch ein Architekt | 09.12.2021 18:00 Uhr

Augen zu und durch

Erstaunlich, wie man an so schönem Ort so viel Geld in flippige Ideen von Architekten verbraten kann. Motto Hauptsache anders uns kompliziert. Dank der Treppenstellung geht jegliche Großzügigkeit flöten. Da dann lieber was von Arno, auch wenig Kontext aber ordentlich gemacht!

2

Die Zuversicht | 09.12.2021 17:32 Uhr

Großes Lob!

Wunderbares Projekt! Der vom Saunahaus umstellte Baum ist ganz großes Kino! Und wie der Grundriss der Firstlinie folgt ein Genuss.

Das beste aber das Diagramm. Der Protest vom Gemeinderat! Die Reduktion um 1m! Der Gemeinderat ist zufrieden! Das illustriert die ganze Bräsigkeit des hiesigen Baugeschehens ganz herrlich ohne den Spaß zu verlieren.

1

Mainzer | 09.12.2021 16:37 Uhr

Aufwendig und

teuer: es scheint ein extremes Bau-Grundstück mit bewegter Topographie und allerlei Erschwernissen am / im Hang zu sein. Hier würde ein Hinweis zu den Baukosten schon Orientierung geben ...

Schön gemacht: es ist - trotz aller Erschwernisse und hoher Anforderungen der Bauherrenschaft - ein Stück Städtebau entstanden: Die Verzahnung Haupthaus - Vorplatz / Terrasse / Hof - Gästehaus ist gelungen + wohlproportioniert! Glückwunsch!

 
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