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27.07.2023

Von der australischen Sonne geformt

Bürgerzentrum in Parramatta von Manuelle Gautrand Architecture


Ob man hier von einer gelungenen Verzahnung zwischen Alt und Neu sprechen kann, ist fraglich. Im wörtlichen Sinn stimmt die Aussage jedoch schon. Denn der expressive Neubau eines Bürgerzentrums im australischen Parramatta in der Metropolregion Sydney greift sichtlich über die bauliche Struktur des historischen Rathauses und dominiert die neu geschaffene Situation im Zentrum des Geschäftsdistrikts im Westen von Greater Sydney. Der gewagte Stadtbaustein trägt die Handschrift der französischen Architektin beziehungsweise ihres gleichnamigen Büros Manuelle Gautrand Architectures (Paris). Und wer sie kennt weiß, dass geometrische Spielereien oder Farbexplosionen keine Seltenheit sind.

Entstanden ist das Bürgerzentrum im Auftrag der Stadtverwaltung von Parramatta in den letzten drei Jahren mit Baukosten, die bei stattlichen 136 Millionen Australischen Dollar – umgerechnet 83 Millionen Euro – lagen. Das Leuchtturmprojekt ist Teil eines größeren Sanierungsgebiets am Parramatta Square, der von Bürogebäuden, Einzelhandel, Kommerz und im Südosten vom kürzlich errichteten Western Sydney University Campus umgeben ist. Auch historische Bebauung findet sich hier, allen voran das unmittelbar angrenzende Rathaus, das saniert wurde und über ein durchgehendes Erdgeschoss mit der neuen Struktur verbunden ist.

Das Phive Civic Center, so der Name des Kolosses mit im Querschnitt halb gestürzter Dreiecksform, nimmt eine Reihe von Funktionen auf. Neben Stadtverwaltung, Büros und Sitzungsräumen macht die öffentliche Nutzung einen wesentlichen Teil aus. Mit einer Bibliothek und einem Kulturprogramm, darunter Räume für Ausstellung, Archiv und Forschung zum kulturellen Erbe der indigenen Völker Australiens, öffnet sich das Bauwerk nach außen. Gleichzeitig betont die Institution dadurch ihre soziale und gesellschaftliche Relevanz. Architektonisch übersetzten dies die Planer*innen in eine transparente, gläserne Struktur, die sich oberhalb des Erdgeschosses treppenartig emporschwingt und eine markante Dachfassade ausbildet.

Diverse Gründe führten zu dem Entwurf, der aus einem Wettbewerb von 2016 hervorging. So gehörten auch die städtebauliche Einbindung und Schaffung öffentlicher Außenräume im Umfeld des Komplexes zur Aufgabe. Der zentrale Platz am Ort, der sich entlang der Südfassaden von Rathaus und Neubau aufmacht, sollte keine allzu große Verschattung erfahren. Durch die gewählte Form kann die nordseitig einfallende Sonne zu jedem Zeitpunkt ihres Tagesverlaufs den Platz erreichen. Von dieser Prämisse ausgehend, fügten die Architekt*innen weitere Parameter wie die starke Höhenentwicklung der östlich anschließenden Umgebungsbebauung, Klima- und Windverhältnisse oder etwa die Aus- und Einblicke von den und in die getreppten Geschosse dem Formkonzept hinzu.

Dem Grün und Grau der umgebenden Häuser setzte das Planungsteam abgestufte Rottöne entgegen. Die schuppenartige Dach- beziehungsweise Fassadenhaut, die sich aus gefalzten Metallpaneelen zusammensetzt, lässt ihrerseits abwechselnd östlich oder westlich gerichtete Ausblicke sowie natürlichen Lichteinfall zu. Außerdem soll sie die natürliche Belüftung und den Auftrieb warmer Luft unterstützen, dadurch die Notwendigkeit einer Klimatisierung reduzieren. Diverse Maßnahmen von der Verwertung des Aushubs über reduzierte Gebäudetechnik und Energiemanagement bis hin zur Regenwassernutzung dienen laut Angaben der Verantwortlichen einem umfassenden Nachhaltigkeitskonzept. (sab)

Fotos: Nils Koening, Sara Vita, Brett Boardman


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