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01.01.1996

minimal tradition. Max Bill und die „einfache“ Architektur 1942 - 1996

Bücher im BauNetz


Ein trockenes Versprechen
„Max Bills unerwartete ,Präsenz' in der zeitgenössischen Architektur und im aktuellen Design kann nicht auf den Einfluß einer Schule zurückgeführt werden.“
Das ist ein Anfang. Ein erster Satz, der kein Warum, Wieso und kein einstimmendes Weshalb nötig hat. Ein angemessener Einstieg für den Leser, der ausnahmsweise einmal nicht zur „leichten“ Kost, zur Darstellung der Architektur in reinen Bildorgien gegriffen hat. Keine atemberaubend verführerischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen, kein Detailgewitter vor azurblauem Himmel, sondern Lehrstoff - das verspricht der Titel des Taschenbuchs „minimal tradition - Max Bill und die „einfache“ Architektur 1942-1996“. Und das hält der trockene Einstieg. Schade nur, das Versprechen wird kurz darauf gebrochen.

Fachsimpelei, Zitatengewirr und Pseudo-Wissenschaft
Noch die beiden Aufsätze „Recycling Max Bill“ von Stanislaus von Moos und „Neuerdings Einfachheit“ von Hans Frei klingen vielversprechend, und im Mittelteil, „12 Projekte“, lassen sich beim ersten flüchtigen Durchblättern schon die Ikonen der sogenannten Minimalen Architektur entdecken. Umso enttäuschter jedoch ist der Leser nach der Lektüre. Denn: Erklärung will er, nicht Fachsimpelei, Information, und nicht Zitatengewirr, Verständlichkeit, und nicht Pseudo-Wissenschaft. So weit, so frustrierend - ärgerlich aber wird es, wenn die Lese-Unfreundlichkeit zur Leser-Mißachtung wird: Fußnoten verweisen ohne zu erklären, Abbildungen von erwähnten Bauten erscheinen Seiten später, beziehungsweise werden überhaupt nicht dargestellt. Nicht einmal der Bildteil tröstet. Immerhin sechs Projekte von Max Bill. Die anderen sechs: Alte Bekannte, wie das Haus in Tavole und die Galerie Goetz in München von Herzog & de Meuron oder das Kirchner-Museum in Davos von Annette Gigon und Mike Guyer. Nach soviel Enttäuschung wundert es nicht, daß die Projekte nicht in Zusammenhang mit Bills Arbeiten gesetzt werden, daß keine spannenden, spannungsvollen Vergleiche oder Überlagerungen gezeigt werden, sondern die Entwürfe lediglich brav hintereinander weg aufs Papier gedruckt sind. Lebenslauf, Werdegang, Werkverzeichnis von Max Bill? Zu viel verlangt. Kommentar des Meisters selbst: „Ich war entschlossen, nicht spektakuläre bauten zu machen, sondern mich zu bemühen, wirtschaftlich vernünftig zu bleiben und keinerlei unnötige ausgaben zu verursachen.“ Eine Maxime, die auch für Buchkäufe gelten muß. (mü)



Erschienen aus Anlaß der XIX. Triennale in Mailand 1996. Herausgegeben vom Bundesamt für Kultur und dem Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität Zürich.
Broschur, 13,5 x 20 cm, 160 Seiten mit 106 Abbildungen,
Verlag Lars Müller, Baden 1996
ISBN: 3-907044-10-X


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