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13.05.2016

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Architekturführer Nürnberg

Bücher im BauNetz


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Von Luise Rellensmann

Bronzebraun ist der Einband des Architekturführers für Nürnberg und ruft damit erst mal Assoziationen mit der Rolle der Stadt zu Zeiten des Nationalsozialismus hervor. Eine mögliche passende Farbe für das bei Dom Publishers erschienene von Richard Woditsch herausgegebene Buch hätte auch Fleischkäserot sein können, denn der rote Sandstein ist eine Farbe, die einem beim Blättern durch den Führer sofort ins Auge springt. Der Naturstein prägt nicht nur das historische Bild der Stadt mit seiner Stadtmauer, sondern findet sich auch vielfach in Neubauten wie dem Wohn- und Gewerbekomplex Seebalder Höfe (2005) von MORPHO-LOGIC, dem Büro- und Wohnhaus Sebald Kontore von GP Wirth Architekten oder dem Sockel des Landeskirchlichen Archives LAELKB (2013) von gmp wieder.

245 ausgesuchte Bauten präsentiert der Führer auf rund 340 Seiten, strukturiert sind die Objekte entlang von zehn ausgedehnten Rundgängen, die vom Zentrum bis in die Peripherie führen. Woditsch, Professor für Theorie der Architektur und Entwerfen an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, hat den Führer in einem drei Jahre andauernden Prozess unter Mitwirkung zahlreicher Studierender geschrieben.

Gemeinsam haben sie ein dichtes Nachschlagewerk geschaffen, das die gesamte Breite der Stadt- und Architekturgeschichte Nürnbergs vom Ort der Reichstage des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Stadt der Zerstörung und des Wiederaufbaus bis zum heutigen Industrie -und Messestandort nachzeichnet. Unter anderen haben hier kadawittfeldt und Zaha Hadid auf dem Messegelände gebaut. Interessant sind die vielen Kirchen aus der Nachkriegszeit wie St. Wolfgang oder St. Otto des für Sakralbau bekannten Büros Peter Leonhardt Architekten oder aber die MAN-Stahlhäuser, Stahlversuchsbauten mit Satteldach aus den frühen Fünfzigerjahren.

An mancher Stelle wünscht sich der Leser, dass statt der Quantität einzelne Bauten ausführlicher vorgestellt worden wären. So wird etwa das Dürerhaus aus dem Jahr 1420 als ein „seit 1871 mehrfach restauriertes“ Museum beschrieben, der Erweiterungsbau der dem mittelalterlichen Haus in Form eines einfachen Waschbetonkubus in den Siebzigerjahren angefügt wurde, erhält jedoch keinerlei Erwähnung.

Bereichernd sind die neun begleitenden Aufsätze, die verschiedene Aspekte der baulichen Entwicklung der Stadt beschreiben. So schreiben Woditschs TH-Kollegen Nadja Letzel vom Berliner Büro kleier.koblitz.letzel.freivogel. architekten und Michael Stößlein etwa über die Burg zu Nürnberg bzw. das Quelle-Versandhaus (1954–74) von Ernst Neufert. Ein weiterer Beitrag widmet sich Sep Ruf, der als Wegbereiter für das „Bauen in der Demokratie“ seit Anfang der Fünfzigerjahre Mitglied des Kuratoriums für den Aufbau der Stadt Nürnberg war und neben anderen Gebäuden das Germanische Nationalmuseum und die Akademie der Bildenden Künste plante, an der er seit 1947 gelehrt hatte.

Nicht verwechseln sollte man Sep Ruf mit seinem fast-Namensvetter Franz Ruff und dessen im Buch vielfach aufgeführten Repräsentationsbauten für die Nationalsozialisten. Neben Albert Speer, Paul Ludwig Troost und seinem Vater Ludwig Ruff zählte er zu den bekanntesten Architekten des Dritten Reichs. Insgesamt ist es den Verfassern gelungen, mit dem Architekturführer Nünberg das unverwechselbare Gesamtbild der Stadt mit ihren Brächen und Gegensätzen zu zeigen.

Architekturführer Nürnberg

Richard Woditsch
Dom Publishers, 2016
368 Seiten, Softcover
38 Euro


www.dom-publishers.com


Zum Thema:


Auf Exkursion: Nicht nur Architekten lieben den Besuch vor Ort – wer zeigt den Weg? Ein Führer zu den besten Führern in der Baunetzwoche#420


 
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