Seit 2009 verleiht die Brandenburgische Architektenkammer gemeinsam mit der Brandenburgischen Ingenieurkammer im zweijährigen Turnus den Brandenburgischen Baukulturpreis mit dem Ziel, qualitätvolle Beiträge zur Baukultur im Land Brandenburg sichtbar zu machen. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an die Eisenbahnüberführung über die Oder bei Küstrin.
Die Jury unter dem Vorsitz von Heinz Nagler (Vorsitzender des Fördervereins Baukultur Brandenburg) bewertet die Projekte unter anderem nach Erscheinungsbild, Geschichte, funktionalem und räumlichem Kontext sowie ihrer Bedeutung für den jeweiligen Ort. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Austausch mit Auftraggeber*innen und Planenden, denn es geht nicht nur um architektonische oder technische Qualität, sondern auch darum, wie Baukultur das gesellschaftliche Zusammenleben gestaltet. Der Preis legt dabei einen Schwerpunkt auf Bauen im Bestand und die Sanierung historischer Bauwerke. Er ist mit insgesamt 21.000 Euro dotiert.
Der 2025 ausgezeichnete, 266 Meter lange Brückenneubau ersetzt einen baufälligen Brückenzug von 1926. Er überspannt den Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen mit einem filigranen Netzwerkbogen, getragen von einem Hängernetz aus Carbon-Zugelementen. Den Wettbewerbsentwurf entwickelten Schüßler-Plan (Objekt- und Tragwerksplanung) und Knight Architects (Architektur). Das realisierte Tragwerk folgt ihrem Konzept, wurde jedoch von schlaich bergermann partner (Berlin), die den Überbau ausführten, technisch optimiert. Durch den Einsatz vorgespannter Carbon-Zugglieder konnte das Eigengewicht der Brücke gegenüber konventionellen Flachstahlhängern deutlich reduziert werden. Die Jury würdigte den innovativen Ingenieurbau, die gestalterische Präzision und den Beitrag zur europäischen Verkehrsinfrastruktur.
Neben dem Baukulturpreis vergab die Jury zwei Sonderpreise und zwei Anerkennungen. In einem davon getrennten Verfahren wurde außerdem der Engagementpreis verliehen. Dieser ging an Heinz-Dieter Lohrer und Gordon Thalmann für ihr Engagement in der Vermittlung oft unscheinbarer baulicher und archäologischer Zeugnisse der Kulturgeschichte, zum Beispiel die Kuhburg, eine Ruine in der Prignitz.
Alle Auszeichnungen im Überblick:
- Baukulturpreis: Eisenbahnüberführung über die Oder bei Küstrin von Knight Architects (London) in Zusammenarbeit mit Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft (Düsseldorf/Berlin) und schlaich bergermann partner (Berlin)
- Sonderpreis für öffentliches Bauen im Bestand: Rathaus Frankfurt Oder von ff-Architekten Feldhusen Fleckenstein in Zusammenarbeit mit Andreas Schwarz Architekten (beide Berlin)
- Sonderpreis für Städtebau und Wohnen: LIF – Leben im Fläming in Bad Belzig von Praeger Richter Architekten (Berlin)
- Anerkennung ländliches Bauen im Bestand: Feldsteinhaus Uckermark in Gerswalde von Katharina Löser und Daniel Groß
- Anerkennung ländliches Bauen im Bestand: Kuhdammbrücke in Wustermark von VIC Planen und Beraten (Potsdam)
- Engagementpreis 2025: Heinz-Dieter Lohrer und Gordon Thalmann
Für den Brandenburgischen Baukulturpreis 2025 wurden insgesamt 74 Arbeiten eingereicht. Nominiert waren auch das
Synagogenzentrum in Potsdam von
Haberland Architekten (Berlin),
LichtStein Zerpenschleuse in Wandlitz von
Tillmann Wagner Architekt (Berlin) sowie die
Alte Brennerei in Golzow von
Bernrieder · Sieweke Lagemann · Architekten (Berlin).
(iok)
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ak-brandenburg.de
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Arcseyler | 18.12.2025 17:38 Uhr.de
Aus Anlass der hier ausgezeichneten Brücken und eingedenk der Strukturen von Calatrava, könnte eine Brücke mit dynamischer Richtung wie ein Tier sich scheinbar selbst bewegen. Auch Bahnsteigdächer könnten laufen. Die Situation so ausbauen.