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23.01.2007

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Konzentrierter Entwurf ohne Kuppel

Berliner Schlossbaupläne abgespeckt - mit Kommentar der Redaktion


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Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat am 22. Januar 2007 gemeldet, dass im Bundesbauministerium Pläne für einen abgespeckten Bau des so genannten „Humboldt-Forums“ am Standort und in der Kubatur des ehemaligen Berliner Stadtschlossses kursieren. Die Berliner Lokalpresse bestätigte diese Recherchen in ihren Ausgaben vom 23. Januar 2007.

Nach diesem „konzentrierten Entwurf“ soll der Bau der Schlosskuppel, die geplante gläserne Überdachung des Schlüterhofes sowie ein privatwirtschaftlich geplantes Hotel mit Tiefgarage entfallen. Vielmehr soll der Bau nun in einer „Konzentration auf den kulturellen Kern“ die außereuropäischen Sammlungen aus Dahlem, die Sammlungen der Humboldt-Universität und die Landesbibliothek enthalten. Die Baukosten könnten sich dadurch von 670 auf 480 Millionen Euro verringern (FAZ) bzw. von 590 auf 400 oder gar 300 (Berliner Zeitung). Die Kosten für die Kopie der barocken Schlossfassade werden dabei mit 80 Millionen Euro veranschlagt, die durch private Spenden finanziert werden sollen.
Das Nutzungsszenario für das Humboldt-Forum verabschiedet sich damit von der Vorstellung, Teile des Baus durch private Investoren zu realisieren. Es hatten sich bisher auch keine Investoren für das riskante Projekt gefunden.

Der Berliner Senat lehnt es ab, Landeszuschüsse für das Humboldt-Forum zu geben. Dennoch hofft Bausenatorin Junge-Reyer, „schneller bauen“ und mit dem Bau „möglichst bald“ beginnen zu können (Tagesspiegel). Ob das noch 2009 sein kann, entscheide sich, wenn die Pläne fertig sind. Offenbar ist ein Architekturwettbewerb geplant.

Kommentar der Redaktion

Den Rekonstruktionsbefürwortern ist in letzter Zeit ein bisschen die Puste ausgegangen. Denn auch ihnen musste klar werden, dass man – Bundestagsbeschluss hin oder her – ohne Geld nichts bauen kann. Der Berliner Senat hat nach der Wahl abgewunken. Der Verein um Wilhelm von Boddien hatte sich zwischenzeitlich Vorwürfen stellen müssen, Spendengelder zweckwidrig auszugeben. Und einen privaten Investor für den unoriginellen Plan, hier ein Hotel unterzubringen, gab es auch weit und breit nicht.

Nur zu verständlich, dass die Befürworter jetzt Wind in der Öffentlichkeit machen, um ihrem Plan neuen Schub zu verleihen. Dazu wurde dieser „konzentrierte Entwurf“ lanciert. „Seht her, das Schloss gibt es jetzt zum halben Preis“, lautet ihre Botschaft. Welcher Politiker wollte sich da noch auf einen klammen Haushalt zurückziehen?

Man muss also aufpassen, dass die sowieso schon höchst problematische Schlosskopie nun nicht auch noch in einem Torso endet. Nikolaus Bernau schreibt in der Berliner Zeitung zu Recht: „Wie immer man zu Architekturkopien steht: Wenn schon rekonstruiert wird, dann aber korrekt.“

Einen historisch korrekten Wiederaufbau wie bei der Dresdener Frauenkirche kann es wegen des gigantischen Aufwands beim Berliner Stadtschloss aber nicht geben – das fordern nicht einmal die Befürworter. Wie aber ein modern konstruierter Bau mit (teilweise) vorgeblendeter pseudohistorischer Fassade aussehen kann, führt das gerade fertig werdende Braunschweiger Grusical „Schloss-Arkaden“ vor - ein Einkaufszentrum mit vorgeblendeter Schlosskulisse. So etwas braucht Berlin nicht.

Die beste Lösung wäre ein nach Architekturwettbewerb gefundener zeitgenössischer Bau. Den wird es nicht geben, solange die politische Stimmung hier eine Schlosskopie will. Also bleibt nur die zweitbeste Lösung nach dem Abschluss des laufenden Palast-Abrisses: Temporäre grüne Wiese. Immerhin gibt es dafür bereits einen Entwurf von relais Landschaftsarchitekten (siehe BauNetz-Meldung vom 25. September 2006).

Die Chancen des Schlosses sind zwar nach Veröffentlichung des „konzentrierten Entwurfs“ etwas größer geworden, aber rund eine halbe Milliarde Euro ist auch jetzt noch kein Pappenstiel. Vielleicht wird der Geldmangel dafür sorgen, dass eines Tages eine Bebauung des Berliner Schlossplatzes möglich wird, die vom Geist des 21. Jahrhunderts getragen ist.

Benedikt Hotze


Kommentare

11

Christian Knies | 28.01.2007 16:16 Uhr

Braunfels auf den Schlossplatz!

Ich verfolge die ganze Debatte nun von Anbeginn. Hin- und hergerissen. Den Schultes-Entwurf (Ehrenhofmodell mit Schlüterhoffassade) fand ich klasse. Wirds wohl nicht geben!
Also nun die Kubatur des Schlosses. Ich mach es mal kurz. Würde es nicht Sinn machen, wenn schon die Kubatur sein muss und man Geld sparen will einfach einen modernen Vierkant dahin zu wuchten und an diesen nur die Lustgartenfront zu setzen. ich bitte bei dem ganzen Kulissenzauber aber auch dann darum, dass man dieser Fassade dann auch Symmetrie gibt. D.h. Eosanders Erweiterung Richtung Linden auch bis zu Spree an der anderen Seite andockt. Der Apothekerflügel steht ja nicht mehr im Weg und der Palast dann auch nicht. Also macht ein schönes Museum der Weltkulturen draus und baut den Schlüterhof rein, und lasst den Rest einfach weg. Das reicht um "den Linden ihren würdigen Abschluss zu geben" wie es immer alle befürworter meinen. Man schaue sich zum Vergleich mal Braunfels' Pinakothek in München an, die ist, sollte dessen zweiter Bauabschnitt auch irgendwann mal realisiert werden vom Umfang und der Kubatur genauso groß wie das Schloss. er legt an zwei Seiten einen Gürtel um die eigentlich Pinakothek (zweiter Bauabschnitt). Leider kann ich hier kein Bild einfügen. Das wäre eine Idee für Berlin! Braunfels baut das "Schloss" und siehe meine Idee oben: Man stelle sich dessen Ursprungsplan für München auf dem Schlossplatz vor und denke sich außen die Lustgarten- und Schlossfreiheitfassade des Schlosses ohne Kuppel davor und schon hat man was Schickes. Super Museumsinnenarchitektur und ein schönes Stück Schloss außen. Das ließe sich auch trennen vom restlichen Baukörper und man könnte Schlüters Innenräumen an der Lustgartenseite über Eosanders Bildergalerie bis zu Ihnes Weißen Saal auch im zweiten Stock eine durchgängige Raumflucht rekonstruieren und hätte in dem Museumsbaukörper auch nicht das Problem dass Innen und Außen nicht zusammenpassen. Vielleicht kann das ja mal jemand von der Redaktion hier visualisieren??!! Als ich die Pläne für München sah, musste ich sofort an den Schlossplatz in Berlin denken! Ein Wettbewerb solls ja noch geben. Man darf gespannt sein....

10

B Schmitt | 25.01.2007 21:54 Uhr

Derrick Kommentar 3

ich muss den Kommentator Derrick widersprechen, aber leider bin ich nicht Herr Schultes....nur ein Zeitgenosse der dessen Werke zu schätzen gelernt hat, nachdem er hier in Berlin genügend Anschauungsmaterial zeitgenössischer Architektur bewundern durfte und somit für sich die Spreu vom Weizen trennen konnte......da bekommt man schon ein Gefühl dafür was der Republik gut stehen könnte an diesem Platz.

9

Sören Hörig | 24.01.2007 10:27 Uhr

Schlösser und andere Trauerspiele

Die Idee mit der Big-Brother-Weide ist lustig. Anders kann man auf eine derartige Schande wie den Abriß der Palastes der Republik fast nicht reagieren. Statt dieses Geschichtszeugnis zu bewahren, wird vom Wiederaufbau des Schlosses gesprochen, jedoch - Dresdener und Braunschweiger kennen das - nur die Fassade gemeint. Schlecht steht es um die Architektur in diesem Land, insofern verteten die beschließenden Politiker tatsächlich das Volk und dessen Zeitgeist. Ja, man möchte es mit den größten Lautsprechern der Welt kundtun: In jeder Epoche haben die besten Baumeister die Welt mit modernen, manchmal futuristischen Bauten ergänzt. Heute kennen viele nicht mal die Unterschiede zwischen den Epochen, wofür die Mär von der "Barockstadt" Dresden exemplarisch steht.
Da ich zu dem Abspeckproblem nicht Konstruktives beitragen kann, schlage ich vor, das Schloß zunächst ohne Kuppel zu bauen und dieselbe dann von Foster nach einen Entwurf von Calatrava nachträglich aufsetzen zu lassen. Hat schon mal geklappt.

8

Jörg | 24.01.2007 09:34 Uhr

Schloss

Betrachtet man die finanzielle situation der Schloss-Befürworter, muss man zum Schluss kommen, dass ein Wiederaufbau zwangsläufig im Desaster endet. Dies ist sicherlich ein Unglück für die deutsche Architekturszene, in erster Linie aber eine KAtastrophe für eine Republik, die offensichtlich nicht in der LAge ist, sich einen baulichen Mittelpunkt zu setzen. Konsequenterweise sollte man das Grundstück unbebaut lassen. Auf diese Weise kann irgenwann mit einem breiteren gesellschaftlichen und architektonischen Konsens, ein notwendiger oder gewünschter Stadtbaustein mit einer sinnvollen Kubatur als ein gesellschaftliches Herz eingefügt werden. Momentan sollten unmotivierte Bausünden in jedem Falle verhindert werden.

7

G. Kauschke, Berlin | 24.01.2007 00:52 Uhr

Schlossbaupläne abgespeckt

So wie Deutschland verpasst hat in Berlin zum Jahrtausendwechsel als Symbol der Vereinigung von Ost und West die Olympischen Spiele in diese Stadt zu holen, so hat Berlin verpasst als Symbol der Vereinigung von Ost und West in der Kubatur des ehemaligen Stadtschlosses den Palast der Republik und ein kontemporäres Pendant durch einen Brückenbau miteinander zu verbinden. Geschichte entwickelt sich im Licht der Gegenwart auf den Fundamenten der Vergangenheit. Sobald wir abtauchen zu den Fundamenten ist unser Weitblick für das Neue und damit Originäre getrübt. Jede Zeit hat verdient, sich selbst zu artikulieren. Was haben wir Architekten im Umgang mit Politikern falsch gemacht, dass sie auf alte Muster von Kleidern setzen für die es keinen König (oder auch Kaiser) mehr gibt?

6

Dennis K. | 23.01.2007 23:37 Uhr

Konzentrierter Entwurf "leider" ohne Kuppel

Ich möchte das Schloss wieder an seiner alten Stelle stehen sehen. Warum?
Ganz einfach - Weil es schön ist!

5

r.thomsen,stuttgart | 23.01.2007 22:07 Uhr

konzlentrierter entwurf ohne kuppe

wir fürchten uns davor endlich das zu tun was wir schonlange hätten tun sollen.......... kein schloß, stattdessen eine weide mit elektrozaun und die ewig gestrigen wie sämtliche schloßbefürworter zum endlosen grasen schicken!!!!!!!!!
das nennt man dann nobel big brother und schultes und kollegen grasen um die wette mit den politikern,
wer zu langsam wiederkäut fliegt raus.

4

B. Wiese, Köln | 23.01.2007 20:48 Uhr

Stadtschloss Berlin

Stimme Kommentar 1 voll zu!!

3

Derrick | 23.01.2007 18:12 Uhr

Konzentrierter Entwurf ohne Kuppel....

Hallo Herr Schultes,

B.Schmitt ist wirklich ein tolles Pseudonym.

2

Peter | 23.01.2007 18:07 Uhr

Schlossbaupläne

Der Bundestag hat abgestimmt, ob es einen Architekturwettbewerb geben soll, an dem alle Lösungsvorschläge teilnehmen können oder ob man dies als überflüssig betrachten kann, da die einzig richtige Lösung für den Ort die Rekonstruktion des Schlosses sei. Das Ergebnis ist bekannt. Alle Lösungsvorschläge der Architekten sind also nach Meinung des Bundestages vorhersagbar minderwertig. Wenn das nicht die absolut arroganteste Vorverurteilung eines Berufstandes ist! Und ob die Hütte jetzt noch ein Mützchen erhält oder nicht - soll uns das noch interessieren?

1

B. Schmitt, Berlin | 23.01.2007 17:55 Uhr

Konzentrierter Entwurf ohne Kuppel....

Wovor fürchten wir uns ? Gebt doch den besten Architekten unserer Zeit eine Stimme.....Pei oder Schultes und Frank können so eine Aufgabe bewältigen...haben bewiesen, dass Sie Räume schaffen können die in ihrer Zeitlosigkeit auch noch in weiter Zukunft Gültigkeit behalten werden. Die Generationen, die davor das untergegangene Stadtschloss errichtet haben, haben auch nichts anderes getan, als die besten ihrer Zeit und Zunft hierfür zu verpflichten. Stehen wir zu den besten Baumeistern unserer Zeit, dann brauchen wir keine Kopien mehr.

 
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