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18.02.2019

Was uns die Moderne lehrt

Alex Dill über die 16. Docomomo-Konferenz in Berlin


Eingeladen sind Architekten wie David Chipperfield, Fernando Romero und Wiel Arets, Themen sind unter anderem die Sanierung der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe, die Siedlung Schillerpark von Bruno Taut und die Mexikanische Moderne. Unter dem Titel „100 Years Bauhaus – What interest do we take in Modern Movement today?“ findet Anfang März die 16. Docomomo-Konferenz statt, in diesem Jahr erstmals in Berlin. Es ist zugleich die 3. RMB-Konferenz – RMB steht für das EU-Projekt „Reuse of Modernist Buildings“. Fünf Fragen an Docomomo-ISC-Mitglied Alex Dill.

Herr Dill, der Konferenztitel ist als Frage formuliert. Wie lautet Ihre Antwort?
Alex Dill: Die Moderne – oder in Russland die Avantgarde – definierte ihre Ziele als stetigen Aufbruch zu menschen- und lebenswürdigem Dasein sowie zeit- und sachgerechtem Denken und Handeln. Sie war eine Bewegung, die nicht nur zeitgemäße, sondern auch weit vorausschauende Fragen und Lösungen erforschte und dabei interdisziplinär, auf allen Gebieten von Architektur, Technologie, Wissenschaft, Ökonomie und Politik, umfassende Vorschläge unterbreitet hat. Zur Zeit jedoch sind Architektur und Design zu großen Teilen zu Marketing und in der öffentlichen Meinung zur Geschmacksache degradiert worden. Die Tagung stellt deshalb die aktuellen Fragen neu, was wir aus den älteren und jüngsten Entwicklungen lernen können, wie das Erbe der Moderne genutzt werden kann und welche Zukunftsperspektiven sich ergeben. Schließlich ist die Moderne und ihre Geschichte ein geeigneter Maßstab für heutige und zukünftige Qualität von Architektur und Design.

Welche Rolle spielt Bauhaus in diesem Zusammenhang?
Das zu seiner Zeit einmalige, Kreativität und zeitgemäßes Denken und Handeln fördernde Ausbildungssystem sowie das Zusammentreffen seiner außergewöhnlich talentierten, internationalen Akteure waren geschichtlich gesehen ein Glücksfall. Die realisierte Architektur, die Design- und Kunstprojekte hatten bahnbrechende Wirkung, waren damals aber eher von elitären Kreisen geschätzt. Heute sind es weltweit vermarktete Verkaufsschlager.

Die Welt ist heute eine andere als vor 100 Jahren – inwiefern kann die Moderne Antworten liefern?
Jede Zeit schreibt ihre Geschichte neu. Die Analyse aller Entwicklungen der Moderne, der produktiven und wertvollen wie auch der fehlerhaften Lösungen, können Aufschluss über neue, zukünftige Perspektiven geben. Ihre Interpretation kann kritikfähiges Denken und Handeln fördern, um die Herausforderungen der Zukunft sinnvoll und nachhaltig im Sinne einer kulturellen Weiterentwicklung angemessen zu diskutieren – eine aktuelle, kritische Lagebestimmung.

Früher wurden Gebäude mit einer Lebensdauer von 100 Jahren und mehr gebaut, heute werden schon 25 Jahre alte Bauten abgerissen. Wie nachhaltig sind die sozialen, räumlichen, baulichen Ideen von einst?

Die Ideen der Moderne lassen sich nicht eins zu eins auf die heutige Zeit übertragen. Architektonisches Schaffen ist dem Zeitgeist und vor allem den ökonomischen Bedingungen des hart umkämpften Immobilienmarktes unterworfen, das heißt den Interessen und Verwerfungen der Ökonomie und der Immobilienspekulation. Generell ist es nachhaltiger, Baubestand zu nutzen als abzureißen. Aber seit der klassischen Moderne haben sich die architektonische Entwurfsarbeit, die Ergebnisse der Ingenieure und der Bautechnik um ein Vielfaches weiterentwickelt und können heute zu weit komplexen und raffinierten Lösungen und neuer, interessanter Architektur führen.

Gropius, Meyer oder Mies?

Die drei Architekten waren in ihren Anschauungen und Zielen sehr unterschiedlich. Wesentlich ist, dass ihr Wirken ausschlaggebend war für die künstlerische Freiheit und das grundlegende entwerferische Denken und Arbeiten, das industrielle Bauen, die wissenschaftliche Systematik der Analyse und schließlich für die Suche nach neuen, unvoreingenommenen Lösungen, sodass dieses Denken großen internationalen Einfluss bekam.

Die Fragen stellte Katrin Groth.

Konferenz „100 Years Bauhaus. What interest do we take in Modern Movement today?“
Tagung: Freitag, 01. März 2019
Exkursionen: Samstag, 02. März 2019
Ort: Werkstatt der Kulturen, Wissmannstraße 32, 12049 Berlin


Zum Thema:

Programm und Anmeldung zur Konferenz unter www.rmb-eu.com oder www.hs-owl.de. Weiterführende Infos unter www.docomomo.de.


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