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04.03.2019

Wohnen für Alle

Frankfurter Wettbewerb für bezahlbares Wohnen entschieden


Im vergangenen Jahr hatten die Stadt Frankfurt, das Deutsche Architekturmuseum DAM und die ABG Frankfurt Holding den Wettbewerb „Wohnen für Alle: Neues Frankfurt 2018“ ausgelobt. Der Hintergrund: Frankfurt wächst, wie so viele Großstädte. Mehr als 10.000 Menschen ziehen jedes Jahr neu in die Stadt. Berechnungen zufolge braucht die Mainmetropole bis 2030 zwischen 70.000 und 100.000 neue Wohnungen. Nicht irgendwelche, sondern bezahlbare Wohnungen.

Das Ziel: Wohnen für alle zu ermöglichen. Ort dieses Modellprojekts ist das Hilgenfeld im Norden Frankfurts, ein 14 Hektar großes Gebiet am Frankfurter Berg. 850 Wohnungen sollen hier ab 2020 entstehen – alle als Mietwohnungen, davon 40 Prozent im geförderten Wohnungsbau mit Mieten zwischen 5,50 und 10,50 Euro. Die übrigen Wohnungen sollen freifinanziert, aber zu preisgedämpften Mieten angeboten werden.

In dem zweistufigen, kooperativen Wettbewerb wurde zunächst ein europaweiter Call for Projects für bezahlbaren, qualitätvollen und kostengünstigen Wohnungsbau ausgeschrieben, an dem sich über 100 Büros mit 131 realisierten Projekten beteiligten. Daraus wählte die Jury um Peter Cachola Schmal und Reiner Nagel zehn Teilnehmer, die sich damit für das Konzeptverfahren qualifizierten. Sieben Büros entwickelten für jeweils mindestens eines der vier Baufelder auf dem Hilgenfeld Konzepte. Am Ende vergab die Jury vier erste Preise und eine Anerkennung.

  • Ein 1. Preis (Baufeld 3): Duplex Architekten, Zürich
  • Ein 1. Preis (Baufeld 4): schneider+schumacher, Frankfurt/Wien
  • Ein 1. Preis: NL Architects, Amsterdam, mit Studyo, Köln
  • Ein 1. Preis: Lacaton & Vassal, Paris
  • Anerkennung: Praeger Richter Architekten, Berlin

Bei Baufeld eins und zwei konnte sich die Jury für keinen der eingereichten Entwürfe entscheiden. Ausgezeichnet wurden trotzdem zwei Büros: NL Architects aus Amsterdam und Lacaton & Vassal aus Paris, die ihre Entwürfe überarbeiten sollen, um sie dann auf anderen Baufeldern am Hilgenfeld zu realisieren.

Ins Rennen geschickt hatten NL Architects zusammen mit Studyo ein Terrassenhaus in Holz-Betonverbundkonstruktion, ähnlich wie es in Amsterdam bereits realisiert wurde. Lacaton & Vassal schlugen dagegen einen schon in Bordeaux und Paris angewandten Entwurf vor, bei dem ein massiver Riegel mit tiefen Wintergärten aus Polycarbonat umhüllt wird. Das Mehr an Fläche werde durch die Armut der verwendeten Materialien und Standards sowie durch tiefe, aber stützenfreie Grundrisse kompensiert, so die Jury.

Bei den Baufeldern drei und vier war sich die Jury hingegen sicher und zeichnete zum einen Duplex und zum anderen schneider+schumacher mit einem ersten Preis aus. Der Entwurf von Duplex sieht unter dem Motto „Gestapelte Lauben“ einen länglichen Riegel mit tiefen Terrassen, Laubengängen und modularen Grundrissen vor, zusätzlich gibt es auf jedem Geschoss Gemeinschaftsflächen. Positiv hob die Jury die Cluster-Wohnungen hervor, wie sie das Büro bereits in Zürich realisiert hat. Die Grundrisse basieren auf einem je nach Haustyp anwendbarem Raster. Duplex schlagen fünf Typen, darunter „Tinder“, „Cluster“ und „Maisonette“ vor.

Das Büro schneider+schumacher entwarf zwei dreieckige, miteinander verbundene Baukörper. „Max und Moritz“ heißt das Konzept, das nach Wiener Vorbild einen tiefen Grundriss mit minimaler Erschließung vorsieht. Dies solle sich positiv auf die zu erwartenden Miet- und Nebenkosten auswirken, heißt es. Außerdem lobte die Jury, dass die Architektinnen einen zusätzlichen Platz am Quartierseingang und Gewerbeflächen im Erdgeschoss vorsehen.

Mit einer Anerkennung bedacht wurden Praeger Richter, die eine klassische Wohnzeile mit stützenfreien Grundrissen, Spannbetondecken und Dachgarten vorschlagen. Als Vorbild dient ihr mit dem Bauherrenpreis 2018 ausgezeichnetes Berliner „Ausbauhaus“.

In der nächsten Bearbeitungsphase sollen die preisgekrönten Entwürfe optimiert und dabei die Frage der Standards überprüft werden: Welche baulichen Normen anderer europäischer Länder lassen sich realisieren? Und welche deutschen können in Frage gestellt werden, um dadurch noch bessere Entwürfe für bezahlbaren, kostengünstigen und trotzdem hochwertigen Wohnraum zu schaffen? (kat)

[Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Version hieß es irrtümlich, die Entwürfe von NL Architects und Lacaton & Vassal seien jeweils mit einer Auszeichnung bedacht worden. Dies wurde von den Auslobern korrigiert, beide Büros erhielten ebenfalls einen 1. Preis.]


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Ein 1. Preis (Baufeld 3): Duplex Architekten, Zürich

Ein 1. Preis (Baufeld 3): Duplex Architekten, Zürich

Ein 1. Preis (Baufeld 4): schneider+schumacher, Frankfurt/Wien

Ein 1. Preis (Baufeld 4): schneider+schumacher, Frankfurt/Wien

Ein 1. Preis: NL Architects, Amsterdam, mit Studyo, Köln

Ein 1. Preis: NL Architects, Amsterdam, mit Studyo, Köln

Ein 1. Preis: Lacaton + Vassal, Paris

Ein 1. Preis: Lacaton + Vassal, Paris

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