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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Zum_Tode_von_Walter_Henn_-_mit_Kommentar_24794.html

29.08.2006

Braunschweiger Industriebau-Schule

Zum Tode von Walter Henn – mit Kommentar


Wie das Büro Henn Architekten in München am 29. August 2006 mitteilte, ist sein Gründer Walter Henn am 13. August 2006 im Alter von 93 Jahren in Murnau am Staffelsee (Oberbayern) gestorben. Die wesentlichen Stationen seines Lebenslaufs finden Sie in der BauNetz-Meldung vom 20. 12. 2002 zu seinem 90. Geburtstag.

Kommentar der Redaktion

Wer in Braunschweig studiert hat, begegnete noch in den achtziger und neunziger Jahren immerfort dem Mythos der „Braunschweiger Schule“. Man konnte sich den Werken und dem Wirken dieser Schule auch visuell nicht entziehen, war doch der Uni-Campus sowohl am Hauptstandort Pockelsstraße als auch am Erweiterungsgelände Beethovenstraße geprägt von Bauten dieser Schule, die natürlich, wie fast jede andere Schule, keine solche sein wollte.

Nimmt man das Forum aus Bibliothek, Rektorat und Audimax an der Pockelsstraße oder die elektrotechnischen Institute an der Schleinitzstraße von Friedrich Wilhelm Kraemer, das schlanke Hochhaus der (damaligen) Baufakultät im Innenhof des Altgebäudes von Dieter Oesterlen oder eben Mensa und Studentenwerk von Walter Henn: Überall begegnete einem der Geist einer rationalen, poetisch-strengen Spätmoderne, die mit wunderbaren Details, großen Glasflächen und bestens proportionierten Baukörpern den Anspruch der „Schule“ bis in die Architektur„schule“ getragen haben.

Der Verfasser dieser Zeilen hatte als ehrenamtlich-studentischer Erstsemester-Coach Gelegenheit, manchem Studienanfänger, der in den achtziger Jahren mit postmodernen Flausen im Kopf an die TU kam, mit diesen Bauten als Anschauungsmaterial Schönheit und Reiz der klassisch modernen Architektur nahe zu bringen.

Konnte man – unter den drei in diesem Zusammenhang immer genannten Architekten – Oesterlen als den Poeten sehen und Kraemer als den (viel beschäftigten) Rationalisten, so war Walter Henn, der den Lehrstuhl für Industriebau innehatte, unbestreitbar der Konstrukteur. Als solcher hat er, der je einen Abschluss in Bauingenieurwesen und in Architektur hatte, nicht nur gebaut, sondern auch gelehrt.
Das Büro seines Sohnes erinnert anlässlich seines Todes an dieses Zitat von ihm: „Ein Professor hat Vorlesungen zu halten, zu bauen, schriftlich Stellung zu nehmen, um auch nach Jahrzehnten einer fundierten Kritik zur Verfügung zu stehen, er hat sich an Wettbewerben zu beteiligen und muss sich der konsequenten Kritik seiner Bauten unterziehen.“

Walter Henn hatte an der TU Braunschweig, wo er 1982 emeritiert wurde, in Helmut C. Schulitz einen kongenialen Nachfolger, der nicht nur plausibel Baukonstruktion und Industriebau lehrte, sondern diese Fächer auch, wie sein Vorgänger, in zahlreichen realisierten Bauten manifestierte.

Sein Büro, das Sohn Gunter Henn 1989 allein übernahm, hat sich dagegen aus den Fußstapfen des Vaters entfernt und glänzt mit Großaufträgen der Industrie, die sich damit ein Corporate Design erhofft – man denke an die (architektonisch etwas allzu modische) Autostadt Wolfsburg oder die Gläserne Manufaktur in Dresden. Mit diesem Schauwerk ist es dem Sohn gelungen, einen produzierenden Betrieb der Industrie als Ausstellungsbau an den Rand eines barocken Gartens zu stellen. Ein solcher Coup blieb dem Vater verwehrt – zu fragen wäre, ob er ihn überhaupt angestrebt hätte.

Benedikt Hotze


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