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24.05.2011

Ai Weiwei Architecture

Bücher im BauNetz


Auf die Frage, ob er sich als Künstler empfinde, hat Ai Weiwei einmal wunderbar geantwortet, er sei „eine Person, die verschiedene Dinge tut.“ Denn Ai fotografiert und malt, collagiert, arbeitet mit Fundstücken, Antiquitäten und Treibholz oder bringt 1001 Chinesen als „Kunstwerk“ zur Documenta in Kassel. Zu den verschiedenen Dingen, mit denen er sich beschäftigt, gehört auch die Architektur.

Dazu ist er eher zufällig gekommen. Weil er 1999 den Architekten seines eigenen Studios und Wohnhauses in Peking misstraute, plante er es letztlich selbst. In die Planung und die Ausführung bezog er die beteiligten Handwerker intensiv mit ein. „Architektur ist niemals ein Akt eines Einzelnen“, hat Ai dazu in einem Interview gesagt. „Architektur ist das Resultat verschiedener politischer, sozialer und technischer Aspekte. Ich persönlich vertraue oft auf die Intelligenz anderer Menschen und misstraue gleichzeitig meinen eigenen Entscheidungen. Ich gebe also nur gewissen Rahmenbedingungen vor.“

Bereits im März ist ein Buch erschienen, dass sich ganz seinen architektonischen Projekten widmet. Es zeigt den Weg, den Ai mit seiner Architektur seit 1999 – und seit 2003 mit FAKE Design – gegangen ist. Besonders in den kleineren Galerie- und Atelier-Gebäuden zeigt sich, wie geschickt Ai chinesische Handwerkstraditionen mit einer sehr reduzierten Formensprache verknüpft, etwa beim „Three Shadows Photography Art Center“, auf dessen Fassaden er durch verspringende Ziegel die Schatten dreier Bäume hervor treten lässt (einige dieser Gebäude hatten wir 2007 in unserer BAUNETZWOCHE#33 „Ai-Chitektur“ vorgestellt).

Das Buch zeigt etwa 30 Projekte, darunter auch kurz das „Vogelnest“ in Peking oder das skurrile Projekt Ordos 100 in der Inneren Mongolei (siehe BauNetz-Meldung vom 19. Juli 2008), dessen Realisierung derzeit ruht. Da das Buch in gleich sechs (!) Sprachen erscheint, sind die Texte und Erläuterungen denkbar knapp gehalten, leider wurde auch auf einen Text von Ai selbst oder ein Interview mit ihm über seine Architektur ganz verzichtet. Ebenso fehlt ausgerechnet das Studio-Gebäude, das er sich in Shanghai gebaut hatte und das Anfang 2011 von den dortigen Behörden grundlos zerstört wurde (siehe BauNetz-Meldung). Für Ai, für den die Architektur „die politischste unter den Künsten“ ist, wäre es sicher wichtig gewesen, gerade dieses Gebäude zu zeigen.

Davon abgesehen liefert dieses Buch aber einen guten Überblick über Ais Architektur, die viel zu oft nur im Schatten seines künstlerischen Schaffens wahrgenommen wird.
In England haben sich gerade erst Simon Conder und DRDH Architekten beklagt, dass sich nicht viel mehr Architekten darüber beklagen, dass Ai seit mittlerweile 51 Tagen von der chinesischen Polizei ohne genaue Anklage an einem geheimen Ort gefangen gehalten wird: „Während sich viele Künstler darüber beschweren, hat sich unsere Profession bislang erstaunlich still verhalten“, so Daniel Rosbottom von DRDH auf bdonline.co.uk. „Vielleicht müssen wir uns erst daran erinnern, dass Ai auch ein profilierter und talentierter Architekt ist.“ Dabei kann dieses Buch in jedem Fall helfen. (Florian Heilmeyer)

Ai Weiwei: Architecture
Herausgegeben von Caroline Klein
Daab Verlag, März 2011
deutsch, englisch, französisch, spanisch, italienisch und chinesisch
Hardcover, 18 x 23 cm
176 Seiten, 25 Euro


www.daab-media.com


Zum Thema:

www.freeaiweiwei.org

Projekte von Ai Weiwei bei BauNetz Wissen: Das Kunstdepot Art Farm in Upstate New York und der Multimedia Pavillon in Jinhua


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