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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Schuelerferienheim_im_Kanton_Freiburg_von_Matei_Manaila_Architekten_10049900.html

26.09.2025

Schicht um Schicht entfernt

Schülerferienheim im Kanton Freiburg von Matei Manaila Architekten


Mitten in den Schweizer Voralpen liegt das Schülerferienheim Les Arses. Umgeben von Wäldern, Wiesen und Bergpanorama, wurde das Haus 1973 im Auftrag der Stadt Zürich im Bergdorf Charmey (heute: Val-de-Charmey) in der Freiburger Region La Gruyère errichtet. Architekt des Hauses war Jean-Paul Haymoz, der wenig gebaut hat, sondern eher im publizistischen Bereich tätig war, unter anderem als Übersetzer für Alfred Roth.

Nach fünfzig Jahren Betrieb wurde das Gebäude nun umfassend saniert – und dabei programmatisch in eine Art Rohzustand versetzt. Die Planung verantworteten Matei Manaila Architekten, die für den Innenausbau mit Herbst Interior & Design Studio (beide Zürich) zusammenarbeiteten.

Jährlich kommen etwa 1.000 Zürcher Schulkinder in das Ferienheim. An den Wochenenden wird das Haus von privaten Gruppen belegt. Der rege Betrieb hatte deutliche Spuren hinterlassen, die über die Jahre punktuell ausgebessert wurden, wodurch die ursprüngliche Materialität des Gebäudes weitgehend verloren ging. Für die Erneuerung investierte die Stadt Zürich umgerechnet rund 14,2 Millionen Euro.

Nach der Sanierung wirkt das Innere wie ein Rohbau – und genau das ist der gewünschte Effekt. Rau geschalter Sichtbeton, unverputzte Blockziegel und unbehandeltes Holz prägen nun das Haus. Dafür mussten die im Laufe der Jahre aufgetragenen Schichten entfernt werden. Verputzte und gestrichene Flächen wurden abgeschliffen, abgelaugt oder gesandstrahlt. Die Architekt*innen vergleichen ihre Vorgehensweise mit einem Palimpsest, bei dem Schicht um Schicht entfernt wird, um den Rohling sichtbar zu machen.

Konkret bedeutete dies unter anderem, dass im Untergeschoss sämtliche Deckeninstallationen zurückgebaut und die zuvor weiß gestrichenen Wände sowie Decken bis auf den rohen Beton freigelegt wurden. Im Erdgeschoss entfernte man die abgehängten Holzdecken. Innen wie außen befreiten die Arbeiter*innen das Holztragwerk von den Farbschichten der 1980er Jahre und ersetzten die asbesthaltige dunkelbraune Eternitverkleidung von Fassaden und Dach durch naturbelassene Schiefer.

Um das Vermietungsangebot zu erweitern, wurden fünf der zwanzig Schlafzimmer in zwei Ferienwohnungen umgewandelt. Neue Materialien kamen möglichst direkt und unbehandelt zum Einsatz, betonen die Architekt*innen. Geschliffene Asphaltböden in den Gemeinschaftszonen und Anhydritböden in Schlaf- und Wohnbereichen ergänzen das Bestehende.

Neue Installationen in den Schlafzimmern wurden in Steigzonen hinter polierten Chromstahlflächen nahe der Waschbecken konzentriert. Die Schreinerarbeiten orientieren sich am Bestand. Fabrikfertige Rohlinge dienen als Innentüren, speziell entworfene Möbel aus Esche wie Betten und Regale folgen der Logik des bestehenden Holztragwerks. Mit dem Einbau eines neuen Lifts ist das Ferienheim nun auch barrierefrei erschlossen. (dsm)

Fotos: Walter Mair, Daisuke Hirabayashi 


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