12.03.2024

Architekturbiennale in Venedig 2025

Konzept für Österreichischen Pavillon von Michael Obrist, Sabine Pollak und Lorenzo Romito vorgestellt

3

So unterschiedlich können Zeitpläne sein: Während erst seit 27. Februar die Ausschreibung für den Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig 2025 läuft, hat Österreich einen Tag später bereits bekannt gegeben, wer die Bespielung des Länderpavillons verantworten wird. Unter dem Titel „Agency for Better Living“ werden Michael Obrist, Sabine Pollak und Lorenzo Romito eine Ausstellung zu Wohnfragen kuratieren.

Inhaltlich soll es um zwei gänzlich unterschiedliche Formen des Wohnens gehen. Ausgangspunkt des Beitrags ist die mittlerweile hundertjährige Erfolgsgeschichte des staatlichen beziehungsweise kommunalen Wohnungsbaus in Wien. Diesem Top-Down-Modell (das historisch eine stark erzieherisch-paternalistische Schlagseite hatte) stellen die Kurator*innen informelle und aktivistische Wohnpraktiken in Rom gegenüber.

In diesem Ansatz spiegelt sich nicht zuletzt der fachliche Hintergrund des kuratorischen Trios wieder. Michael Obrist ist einer der fünf Gründungspartner des Wiener Büros feld72 Architekten, das viel Wohnungsbau realisiert. Demgegenüber bewegt sich Lorenzo Romito im akademischen und aktivistischen Bereich. 1990 gründete er das breit aufgestellte Projekt- und Forschungsbüro Stalker. Aktuell lehrt er in Rom und als Gastprofessor an der ETH Zürich. Sabine Pollak ist Partnerin im Büro Köb&Pollak Architektur in Wien und lehrt an der Kunstuniversität Linz. Sie entwirft nicht nur Wohnbauten, sondern beschäftigt sich auch intensiv und seit Jahrzehnten theoretisch mit Wohnfragen.

Die Kurator*innen bringen also reichlichst fachliche Expertise zu einem drängenden, viel diskutierten Thema mit. Doch auch das sinnlich Erlebte soll im Pavillon nicht zu kurz kommen. Vier „Wohn-Settings“ werden dazu einladen, sich Zeit für den Beitrag zu nehmen. Potentieller Höhepunkt dürfte ein Salzwasser-Pool im Hof hinter dem Pavillon sein, über den die Kurator*innen schreiben: „Am Pool hält man sich gerne auf, frischt seine Vorstellungen vom Wohnen und Leben auf und setzt sich mit Strategien und Erfahrungen auseinander.“

Der Beitrag geht auf ein zweistufiges Verfahren zurück, an dem 28 Teams teilnahmen. Die Mitglieder der Fachjury waren Claudia Cavallar, Angelika Fitz, Eva Guttmann, Henrieta Moravčíková und Michael Zinganel. Sie entschieden gemeinsam mit Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (SPÖ, ruhende Mitgliedschaft). Im letzten Jahr hatte Österreichs Beitrag „Partecipazione / Beteiligung“ auf sehr überzeugende Weise die Abschottung des Biennalegeländes von der Stadt Venedig thematisiert. Verantwortlich waren das Wiener Kollektiv AKT und Hermann Czech. (gh)

Die 19. Ausgabe der Architekturbiennale im kommenden Jahr wird von Carlo Ratti kuratiert. Sie findet vom 24. Mai bis zum 23. November 2025 statt.


Zum Thema:

Alle Meldungen zur letzten Architekturbiennale 2023 finden sich übersichtlich auf unserer Sonderseite.