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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Restaurierung_des_Meisterhauses_Kandinsky-Klee_in_Dessau_abgeschlossen_6479.html

04.02.2000

Baukasten im Großen

Restaurierung des Meisterhauses Kandinsky-Klee in Dessau abgeschlossen


Nach eineinhalbjähriger Restaurierung wurde am 4. Februar 2000 in Dessau das von Walter Gropius gebaute Meisterhaus eingeweiht, in dem die Maler und Bauhaus-Lehrer Wassily Kandinsky und Paul Klee von 1926-1931 lebten. Bereits vor fünf Jahren war Lyonel Feiningers Hälfte eines Doppelhauses instand gesetzt worden. Dessen zweiter, von Laszlo Moholy-Nagy bewohnter Teil wurde im Krieg ebenso zerstört wie die Direktorenvilla, die Walter Gropius für sich selbst errichtet hatte. Ein drittes Doppelhaus, in dem Georg Muche und Oskar Schlemmer wohnten, wartet nun noch auf seine „Wiederauferstehung". Das gesamte Ensemble steht seit 1996 auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO, die Hochtief AG hat aus Anlass ihres 125-jährigen Firmenjubiläums in diesem Jahr die Restaurierung des Hauses von Kandinsky und Klee durchgeführt.
Die Meisterhaus-Kolonie enstand 1925/26 zeitgleich mit dem Bauhaus-Gebäude. Die Anlage sollte einen „Baukasten im Großen" verkörpern: Einzig das Drehen und Spiegeln identischer Grundrisse variiert die Architektur. Anders als bei Gropius' Arbeitersiedlung im Stadtteil Törten wurde aber auf vorgefertigte Bauteile verzichtet.
Das außen ursprünglich weiße Meisterhaus war nicht nur über die Jahrzehnte ergraut, auch gezielte „Bilderstürmerei“ und starke bauliche Eingriffe nach 1933 hatten sein Äußeres stark verändert. Die zwischenzeitlich zugemauerten Flächen der Atelierfenster und der vertikalen Treppenhausverglasung sind nun wieder freigelegt, die Fassaden haben somit ihre Proportionen zurückgewonnen.
In den Innenräumen fanden sich erstaunlich viele originale Ausstattungselemente wie Türen, Beschläge, Einbaumöbel und sogar Bodenbeläge wieder. Als spektakulärste Entdeckung der Restaurierung gilt die nicht im gewohnten Sinne der Klassischen Moderne zurückhaltende, sondern geradezu raumgreifende Farbigkeit der Zimmer. 170 verschiedene Farbtöne wurden gefunden, die Vielfalt reicht bis zu schwarzen und goldenen Wandabschnitten. Man geht davon aus, das Kandinsky und Klee das von der Bauhausklasse Schepers ausgeführte Farbkonzept mitgestaltet und überarbeitet haben.

Eine Außenaufnahme vom März 1998 belegt den schlechten baulichen Zustand des Hauses vor der Sanierung, zwei Innenaufnahmen zeigen die Farbgestaltung im Bereich des Treppenhauses und des Ateliers von Paul Klee.

Fotos: Kleber/Hochtief/Anhaltinische Gemäldegalerie (3), Bernd Helbig, Stadtarchiv Dessau (1)

Mit der Einweihung wurde im Meisterhaus (Friedrich-Ebert-Allee 69/71) die Ausstellung "Wassily Kandinsky und Paul Klee - Eine Malerfreundschaft in Dessau" eröffnet, die bis zum 7. Mai 2000 vor allem an diesem Ort entstandene Werke zeigt. Im Anschluss daran wird ab dem Sommer 2000 eine ständige Dokumentation eingerichtet, die sich der Architektur von Walter Gropius, der Geschichte der Häuser und dem Werk der beiden Maler widmet.

Weitere Informationen finden Sie unter der Adresse http://www.meisterhaeuser.de.

Weitere BauNetz-Meldungen zum Thema finden Sie in der BauNetz-Datenbank unter dem Stichwort Meisterhäuser.


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