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15.03.2000

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„Die schönen Zeiten sind vorbei“

Debatte über Berliner Baupolitik


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Am Abend des 15. März 2000 fand im Berlin-Pavillon im Bezirk Tiergarten eine von der Berliner Architektenkammer initiierte Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Neue Baupolitik für Berlin?“ statt. Dabei ging es, erstmals öffentlich, um die Frage nach möglicherweise veränderten Leitlinien der Baupolitik des Landes Berlin in der Folge der jüngsten Wahl zum Abgeordnetenhaus und der daraus resultierenden Zusammenlegung der bisher eigenständigen Senatsverwaltungen für Bauen und für Stadtentwicklung.
Der zuständige Senator (Landesminister) Peter Strieder ließ sich durch seinen Senatsbaudirektor Hans Stimmann vertreten. Stimmann, der in wechselnden Ämtern seit 1991 die eigentlich entscheidende Figur der Berliner Baupolitik ist, nannte einige Ziele der Landesregierung:
Die Veranstaltungsreihe „Stadtforum“ soll in neuer, noch nicht näher konkretisierter Form fortgesetzt werden. Im Rahmen des Stadtforum sollen auch wieder sogenannte „Architekturgespräche“ stattfinden - eine Reihe, die in Stimmanns erster Amtsperiode als Senatsbaudirektor in den Jahren 1991 bis 1995/96 zu den wichtigsten Diskussionen über Architektur und Städtebau führte, die es in Berlin je gab.
Die bisherigen Zeitschriften der beiden Verwaltungen, „Stadtforum-Journal“ und „Foyer“, werden zu einem Organ mit dem Titel „Foyer“ zusammengefasst.
Aufgrund der gegenüber den Prognosen aus den frühen neunziger Jahren und der regen Bautätigkeit der vergangenen zehn Jahre heute vollkommen veränderten demografischen und finanziellen Situation Berlins und seines Immobilienmarkts (Stimmann: „Die schönen Zeiten sind vorbei; diese Einsicht muss man sich jeden Abend erneut aufsagen“) ändere sich auch die Baupolitik: Der soziale Wohnungsbau spielt zukünftig keine Rolle mehr; das Land will nun den innerstädtischen Wohnungsbau privater Käufer und Bauherren fördern, ohne dabei den „Anspruch des Städtischen in Bezug auf Dichte und Architekturqualität aufzugeben“.
Die „gesamte Kulisse“ des von ihm selbst seit 1996 initiierten und vorangetriebenen „Planwerks Innenstadt“ sei die erklärte Politik der Landesregierung, so Stimmann. In dessen Folge soll in Zukunft das Augenmerk hauptsächlich auf das Gebiet der ehemaligen historischen Stadtmitte gerichtet werden. Für den Bereich zwischen Marienkirche und Rotem Rathaus kündigte Stimmann einen Wettbewerb an.
Außerdem soll ein sogenanntes „Plätzeprogramm“ aufgelegt werden, mit dem Ziel, öffentliche Freiräume zu gestalten und sie damit nach dem Vorbild Barcelonas aus den achtziger Jahren als „Motoren der Stadtentwicklung“ einzusetzen.
Schließlich kündigte er an, trotz leerer Kassen eine Bodenpolitik betreiben zu wollen, die erwünschte Nutzungen, z.B. Wohnen, auch dort ermögliche, wo sie aus stadtplanerischer Sicht sinnvoll seien.
In der folgenden Debatte brachen alte, unerledigte Konflikte wieder auf. Erneut sah sich Stimmann der Kritik vor allem Ostberliner Fachleute gegenüber, die das „Planwerk“ mit seinem Ansatz der stadträumlichen Rekonstruktion des Vorkriegszustands als Angriff auf die bestehenden Bebauungen der Nachkriegsjahrzehnte empfinden.
Stimmann wich solchen Vorhalten aus, indem er wiederholt auf die drängenden Probleme der Gegenwart und Zukunft verwies, für die es Lösungen zu finden gelte. Seine Kritiker wiederum hielten ihm vor, kaum substantielle Programme vorgetragen zu haben.
Die Veranstaltung wurde insgesamt von den meisten anwesenden Fachkritikern und Architekten als unerfreulich und wenig zielführend wahrgenommen.


 
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