Im April 2025 zogen die ersten Mieter*innen in den schlichten Holzhybridbau ein, der nach Plänen von Gröne Architektur (Delbrück/Münster) in Paderborn entstanden ist. Lokalen Medienberichten zufolge waren Anwohner*innen zunächst skeptisch, als sie erfuhren, dass hier – in unmittelbarer Nähe zu einem Spielplatz und einer Sporthalle – ein Wohnhaus für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchterfahrung realisiert würde. Doch die Einbindung ins Quartier ist ein wichtiger Baustein des Konzepts, das Teilhabe und Inklusion fördern soll.
Initiiert wurde das Projekt Wohnen am Bischofsteich vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der im Rahmen seines Programms „Selbstständiges Wohnen“ (SeWo) inklusive Wohnformen fördert. Für westfalenweite Vorhaben stellt der Verband zehn Millionen Euro bereit, in Paderborn unterstützte er das rund 3,9 Millionen Euro teure Bauvorhaben mit 70.000 Euro.
Das Haus liegt zentral, etwas nördlich des Paderborner Stadtkerns. Gröne Architektur übernahm mehr als nur den Entwurf: Die „Gröne Unternehmensfamilie“ betreibt ein eigenes Sägewerk und führt mit einem eigenen Handwerksbetrieb auch Maurer-, Zimmerer- und Tischlerarbeiten aus. Entstanden ist ein dreiteiliges Ensemble mit einem Backsteinbau in der Mitte, flankiert von zwei Holzbauten, die jeweils sechs Einzel-Wohnungen mit eigenen Balkonen aufnehmen. Im Erdgeschoss und im Massivbau befinden sich Gemeinschaftsräume. Für die persönliche Unterstützung der Mieter*innen gibt es außerdem ein Service-Büro vor Ort.
Gestalterisch dominiert die einfache Holzstruktur mit sichtbarer Tragkonstruktion, schrägen Balkonstützen und Lamellen als Sichtschutz. Um Kosten zu sparen, wurde für frei bewitterte Bauteile Lärche, für geschützte Bereiche Fichte gewählt. Metallelemente aus feuerverzinktem Stahl und Blech ergänzen das pragmatische Erscheinungsbild.
Auch im Inneren ist alles einfach gehalten: Linoleumböden und Massivholzdecken prägen die Räume. In den Fluren und für die Treppen wurde Anröchter Naturstein verwendet. Auf der Rückseite des Gebäudes schützt ein abgehängtes Dach die Fahrräder vor dem Regen. Das Nachhaltigkeitskonzept umfasst eine Dachbegrünung, eine Photovoltaikanlage und eine Luft-Wärmepumpe. Alle Wohnungen sind mit einem Serviceruf ausgestattet, so dass Mieter*innen die Mitarbeitenden des Wohnverbunds einfach erreichen können. (dsm)
Fotos: Gröne Architektur – David Keuer
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
Arne Friedländer | 19.10.2025 18:42 UhrZum Artikel "Inklusion am Bischofsteich"
Meine Überzeugung: LWL benutzt für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit private Mietwohnhäuser, indem er diese Mietwohnhäuser z.B. zu seinen "Projekten" oder sogar "Einrichtungen" erklärt. Ich bin selbst Mieter in einem solchen Wohnhaus und habe diesbezüglich konkrete Erfahrungen und Informationen. Vor allem werden hierdurch Grund- und Schutzrechte von Mieter*innen verletzt und Stigmatisierung und Diskriminierung gefördert. LWL präsentiert bei diesem eindeutig identifizierbaren Wohnhaus der gesamten Öffentlichkeit den vermeintlichen Gesundheitszustand sämtlicher Mieter*innen. Wie offen jemand mit dem eigenen Gesundheitszustand umgehen will, ist die alleinige Entscheidung des betroffenen Menschen und explizit NICHT die von LWL. Zudem können beispielhaft in diesem Wohnhaus auch Menschen wohnen, die mit LWL gar nichts zu tun haben und gesund sind! An so etwas sollten sich weder BauNetz noch Gröne beteiligen.