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15.08.2025
Eigenarbeit fürs Naturbad
Servicegebäude in Liberec von Mjölk Architekti
Die tschechische Stadt Liberec liegt in einem Talkessel im Dreiländereck mit Deutschland und Polen. Zu drei Seiten steigen die waldigen Hänge des Iser- und des Jeschkengebirges an. Auf einem dieser Hänge, am Zusammenfluss zweier Bäche, liegt ein kleines Naturschwimmbad, das für seine idyllische Lage ebenso bekannt ist wie für sein eiskaltes Wasser. Nun hat es ein neues Servicegebäude bekommen. Der Entwurf stammt von Mjölk Architekti (Liberec).
Das einfache Schwimmbecken – direkt gespeist aus den beiden Gebirgsbächen – wurde zwischen 1937 und 1940 gebaut. Während des Zweiten Weltkriegs nutzten es Soldaten. Erst danach wurde die Anlage um eine Erschließungsstraße, einen Parkplatz und ein erstes Servicegebäude ergänzt und blieb fast 50 Jahre lang ein beliebtes Schwimmbad. 2007 allerdings sorgte mangelnder Unterhalt für die Schließung des Waldbads, 2010 zerstörte ein Brand das Gebäude. 2018 wurden ein kleiner Imbissstand und chemische Toiletten aufgestellt, und das Schwimmbad wiedereröffnet. Im Frühjahr 2020 gründeten Mjölk die Stiftung Lesní koupalištê, auf deutsch: Waldschwimmbad. Sie übernahmen das Schwimmbad von der Stadt und planten ein kleines, neues Gebäude, das an den alten Glanz anknüpfen sollte – allerdings mit geringem Budget.
Finanzielle Unterstützung kam aus dem Bürgerhaushalt der Stadt und privaten Spendern. Die ersten Mittel flossen in die Reparatur der Fundamente und der Abwasseraufbereitungsanlage. 2023 begannen die Arbeiten am neuen Haus. Da zu diesem Zeitpunkt aber nur noch wenig Geld zur Verfügung stand, machten Mjölk so viel wie möglich selbst. Schließlich überzeugten sie die Stadt, einmalig einen festen Betrag für die Fertigstellung des 320 Quadratmeter großen Baus zur Verfügung zu stellen.
Um viel in Eigenarbeit leisten zu können, lag der Fokus beim Entwurf von Anfang an auf einer möglichst einfachen Konstruktion und günstigen, robusten Materialien. Auf die in der Höhe verspringenden Fundamente setzten Mjölk ein paar schlichte Betonstufen. Der Zwischenraum dient nun als Lager für das Brennholz der kleinen Sauna. Eine weiß und dunkelblau gestrichene Konstruktion aus Brettsperrholz und leichten Holzrahmen umfasst Lagerräume, Toilette, die Sauna mit Lounge und ein kleines Bistro am östlichen Ende.
Als Dach dient eine herkömmliche Stahlrohrkonstruktion mit Holzlattung und einem kostengünstigen Wellblechsatteldach. Lediglich die mintgrüne Farbe der Stahlrohre fällt auf und betont die Konstruktion als etwas Besonderes. Nach Osten überdeckt das Dach eine lange, offene Terrasse mit Sitzplätzen für die Pause, zum Essen und Trinken, oder einfach um das Treiben im Becken zu beobachten. In dem offenen Gang entlang der weißen Holzbox sind Duschen, Umkleiden und Schließfächer untergebracht. Mit einfachsten Mitteln scheint es Mjölk damit gelungen zu sein, an die glanzvollen alten Zeiten des „Waldbades“ von Liberec anzuknüpfen. (fh)
Fotos: BoysPlayNice
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