Der Bärenplatz im Nordosten der Schweizer Stadt Biel bildet im Stadtteil Mett den Eingang ins Zentrum. Hier setzt nun ein neungeschossiges, dunkel aufragendes Hochhaus einen markanten städtebaulichen Akzent. Entworfen wurde es von HHF Architekten, die gemeinsam mit Westpol Landschaftsarchitektur (beide Basel) 2017 den Wettbewerb für den Neubau und die zugehörige öffentliche Promenade gewannen. Ausloberin war die Stadt Biel, Bauherrin des Hochhauses die Vitalis AG. Die Aufgaben waren klar getrennt: HHF zeichnen für das Hochhaus verantwortlich, Westpol für die Arthur-Villard-Promenade.
In einer heterogenen Umgebung, die sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat, soll das Hochhaus als neuer Orientierungspunkt dienen und den Eingang zur grünen, autofreien Promenade markieren. Die „Bärenkreuzung“ habe schon vorher keine klaren Konturen gehabt, so ist dem projektbegleitenden Text zu entnehmen, „und ihr Umbau zu einem Kreisel hat dieses Manko noch verschlimmert.“
Das Hochhaus ist selbst ein Konglomerat: Es besteht aus drei ineinander geschobenen, rechteckigen Volumen, die um ein zentrales Treppenhaus auf einem runden Erdgeschoss-Sockel stehen. So sieht der Bären Tour de l’Ours von jeder Seite anders aus. In den Obergeschossen gibt es 16 Wohnungen zwischen 2,5 und 5,5 Zimmern, die für eine Mischung aus Alleinstehenden, Paaren, Familien und Wohngemeinschaften sorgen sollen. Die unteren Geschosse bieten in der zentralen Lage Büro- und Gewerbeflächen, die Promenade und Platz beleben sollen. Insgesamt entstanden rund 3.250 Quadratmeter Geschossfläche. Davon entfielen 1.517 Quadratmeter auf Wohnfläche, 296 Quadratmeter auf Büro- und 272 Quadratmeter auf Ladenfläche.
Dabei zitiert die Architektur reichlich aus der Bieler Baugeschichte: Die Kombination aus Turm und Rundbau verweist auf das „Volkshaus“ des Architekten Eduard Lanz von 1932, eines der herausragendsten Beispiele der Bieler Moderne. In der Vorhangfassade des Neubaus tauchen aber auch Referenzen an das Farelhaus und die Kongresshalle auf, wie HHF sagen. Beide gehörten zu den wichtigsten Entwürfen des Bieler Architekten Max Schlup aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Dieses selbstbewusste Verknüpfen des Neubaus mit der modernen Ortsgeschichte hatte schon die Jury im Wettbewerb beeindruckt.
Nostalgie kommt hier allerdings keine auf, zu klar ist das Hochhaus als neuer Akzent erkennbar. Die dunklen Fassaden von HHF erzeugen durch unterschiedliche Texturen ein lebendiges Spiel im Wechsel des Tageslichts. Horizontale Fensterbänder alternieren mit Zonen aus profilierten, dunkelgrünen Keramikpaneelen. In den Fensterbändern sind Photovoltaikmodule eingesetzt, die direkt in die tragende Stahlstruktur integriert wurden. Im selben Rhythmus, in dem Fenster und PV-Module wechseln, variieren auch in den Keramikbändern die Profile zwischen flachen und reliefierten Klinkerriemchen.
Durch die unterschiedlichen Reflektionen entsteht eine Dynamik aus Licht, Tiefe und Spiegelung, die in der glänzenden Deckenuntersicht über der Rotunde weiter fortgeführt wird. Während die Flachdächer als begrünte gemeinschaftliche Terrassen genutzt werden können, addieren sich die PV-Elemente in den Fassaden immer noch auf über 400 Quadratmeter mit einer Peak-Leistung von 55 Kilowatt. Die Baukosten werden mit umgerechnet rund 11,3 Millionen Euro angegeben. (fh)
Fotos: Maris Mezulis
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Lars K | 18.08.2025 11:39 Uhrgut
Erst einmal finde ich die Fassadengestaltung ausgesprochen reizvoll und das Thema, wie man die steinhässlichen PV-Elemente in die Fassaden integrieren kann, scheint mir hier richtig gut gelöst.
Auch kann ich mich den Vorrednerinnen nicht anschließen. Soweit die Umgebung zu sehen ist, finde ich, dass diese so einen Akzent an der Stelle gut vertragen kann. Der Verweis auf andere Bauten der Moderne scheint mir treffend. Oder hätte es eurer Meinung nach ein geschwungener Blockrand mit pseudohistorischem Erkerchen sein müssen? Finde ich nicht.