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30.04.2025

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Zukunftszentrum für Deutschland und Europa

Wettbewerb in Halle (Saale) entschieden


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Mit Blick auf Ostdeutschland hat Soziologe Steffen Mau eine gewisse „Veränderungsmüdigkeit“ diagnostiziert. Die Nachwendejahre hätten die Menschen viel Kraft gekostet. Jetzt, da große Themen wie Migration, Digitalisierung oder Klima anstehen, würden viele abwinken. Einen Versuch, die Leute mitzunehmen (wie es so schön heißt), hat der Bund 2022 mit dem Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation auf den Weg gebracht, das in Halle (Saale) entstehen soll. Heute wurden die Ergebnisse des Planungswettbewerbs veröffentlicht.

Die Verantwortlichen des Bundesbauministeriums (Bauherrschaft) und des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (Koordination) geben auf Nachfrage vorerst nur die Bilder des Siegerteams Richter Musikowski Architekten mit ST raum a. (beide Berlin) frei. Gewissermaßen im Gegenzug prägt ihren Entwurf umso mehr architektonische Transparenz. Die übrigen Preisträger*innen sind auf der Website des BBR zu sehen.

Nichts Geringeres als gesellschaftliche Transformationen sowie „Fragen der Demokratie und des Zusammenhalts in Deutschland und Europa“ sollen die Arbeit des Zukunftszentrums kennzeichnen. Ausgangspunkt für dieses nach vorne gerichtete Programm bilden die Umbrucherfahrungen der vergangenen drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung, insbesondere in Ostdeutschland, aber auch in Mittel- und Osteuropa. Dazu strebe man den Austausch mit Bürger*innen an. Hoch gesteckte Ziele für den nächsten Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland, der für Betrieb und inhaltlichen Aufbau der Institution verantwortlich ist.

Die Architektur des Zukunftszentrums soll „eine Verbeugung vor den Lebensleistungen der Menschen in der Transformation“ darstellen – so die Aufgabenstellung des offenen, zweiphasigen Planungswettbewerbs (RPW 2013). Er richtete sich an Teams aus Architektur und Landschaftsarchitektur. Von insgesamt 126 Einreichungen schafften es 24 in die zweite Runde. Die Jury unter Vorsitz von Jórunn Ragnarsdóttir kürte drei Preise und vier Anerkennungen:

  • 1. Preis: Richter Musikowski Architekten mit ST raum a. Landschaftsarchitektur
  • 2. Preis: Sturm und Wartzeck (Dipperz) mit weihrauch+fischer (Solingen)
  • 3. Preis: AV1 Architekten (Kaiserslautern) mit HDK Dutt + Kist (Saarbrücken)

  • Anerkennung: kister scheithauer gross (Köln) mit Sassglaesser Landschaftsarchitekten (Berlin)
  • Anerkennung: Grossmann Architektur mit studio/cm (beide Halle (Saale)) und Schieferdecker Landschaftsarchitektur (Dresden)
  • Anerkennung: Franz und Sue (Wien) mit ERNST ² Architekten (Stuttgart) und EGKK Landschaftsarchitektur (Wien)
  • Anerkennung: matrix architektur mit SoerenHoeller Architektur (beide Rostock) und arbos landscape (Hamburg)

Entstehen soll der Neubau am Riebeckplatz, einem Paradebeispiel der autogerechten Stadtplanung aus den 1960er Jahren. Richter Musikowski wollen einen 60 Meter hohen, geschwungenen Glaskörper auf den Verkehrsknotenpunkt nahe des Hallenser Hauptbahnhofs setzen. In der Jurybegründung heißt es, der Entwurf überzeuge „durch eine leicht wirkende und zugleich prägnante Formensprache“. Jan Musikowski spricht in der lokalen Presse von einem offenen Ort. Viel Transparenz, viele Eingänge und ein Dachgarten sind die architektonischen Eckpunkte.

Laut der heute vom Bundesbauministerium herausgegebenen Pressemitteilung stellt der Bund rund 200 Millionen Euro für die Gesamtbaukosten (Indexstand 2022) bereit. Geplant ist eine Nutzungsfläche von etwa 14.000 Quadratmetern mit Arbeitsplätzen für bis zu 200 Personen. Die Bundesbauverwaltung Sachsen-Anhalt wird nun das Verhandlungsverfahren mit den Preisträger*innen durchführen. Der Baubeginn könne voraussichtlich 2028 erfolgen, die Fertigstellung bis 2030.

Im Rahmen der Planungen für das Zukunftszentrum soll auch ein städtebaulicher Umbau am Riebeckplatz erfolgen. Verantwortlich sind dafür Kommune und Land mit Investitionsmitteln bis zu 67 Millionen Euro. 2026 will die Stadt Halle (Saale) einen entsprechenden städtebaulichen Wettbewerb ausloben. (mh)


Zum Thema:

bbr.bund.de

Richter Musikowski Architekten waren Teil unserer „Shortlist 2018“.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

13

.,- | 07.05.2025 11:55 Uhr

Kommentar 12

Vielen Dank für den Kommentar!

Da kann man sich nur anschliessen und auf die Zukunft hoffen das die Kommentare etwas konstruktiver werden als populistisch wie meistens!

12

Deutscher | 06.05.2025 11:55 Uhr

Architekten

Stammtisch life hier: Deutschland geht unter!

Mal die Kirche im Dorf lassen.

1. Es ist gut, dass offene Wettebewerbe gemacht werden.

2. Richter Musikowski sind bestimmt kein "zweitrangiges" Büro.

3. Der Entwurf ist besser als vieles, was in Deutschland so an Büroflächen entsteht. Wesentlich besser sogar! Und wenn das an DM erinnert: ich habe schon wesentlich schlechtere Referenzen gesehen. Und im Detail ist das natürlich ein anderer Entwurf.

4. Nutzungs- und staedtebauliche Rahmenbedingungen sind nicht den Architekten anlasten.....

Wenn BN keine Projekte mehr veröffentlichen darf, die

- Stahl, Beton und Glas benutzen.
- nicht ein vorhandenes Gebäude benutzen
- an andere Entwürfe erinnern

dann kann die Seite dicht machen.

11

Nathan Kosic | 05.05.2025 15:03 Uhr

Andere Entwürfe

@8+9 – das finde ich gerade recht schwer zu sagen, und zwar wegen der extrem fragwürdigen Praxis des BBR, die weiteren Teilnehmenden der 2-ten Runde vorerst gar nicht zu zeigen. Ich finde, Meinungsbildung und Transparenz geht anders.

Den Gewinner kann man zwar nachvollziehen, aber aufregend ist daran gar nichts. Die restlichen Preisträger lassen zum Teil an der Verfassung der Jury zweifeln...





10

Andrea Palladio | 05.05.2025 10:34 Uhr

Wettbewerbsentwurf

Man sieht sich fast schon aus Prinzip genötigt, angesichts der hier geäusserten rein destruktiven Kritik Partei für ein Projekt zu ergreifen, das leider nicht wirklich überzeugen kann.

Sicher, die städtebauliche Setzung wirkt nicht wirklich geglückt und die irgendwie geformte Grossform überzeugt auch formal nicht. Der Innenraum kommt eher klassisch daher, was prinzipiell angesichts einiger im Baunetz herumgeisternder Projekte wohl eher als Lob zu verstehen ist. Wirklich beurteilbar ist das dank fehlender Grundrisse indes nicht.

Eine Kritik indes, die sich allein auf (angebliche) Ressourcen- und Geldverschwendung stützt ohne die städtebauliche und architektonische Leistung des Entwurfs auch nur zu erwähnen, sollte in einem Bauforum keinen Platz haben.

9

peter | 04.05.2025 23:46 Uhr

@ AHA

absolut richtig, danke für den kommentar!

das problem an diesem wettbewerb lag meines erachtens im (seltsamen) politischen willen auf verschiedenen ebenen, der letztlich in eine auslobung mit dieser grundstücksauswahl und diesem raumprogramm mündete. die politik hat ein zeichen in hausform bestellt. mir scheint, als sollte hier ein behördenähnliches institut für innere einheit aus dem boden gestampft werden.

vielleicht hätte der wettbewerb mit unschärferen zielvorgaben erfolgversprechender werden können.

8

AHA | 04.05.2025 20:28 Uhr

Diskussion

Merkt hier einer eigentlich wohin diese Diskussion gerade driftet? Wenn man was kritisieren kann ist vielleicht die Aufgabenstellung mit dem zu Grunde gelegten Raumprogramm, das eine solche Großform bedingt. Aber offene Verfahren an den Pranger zu stellen weil dann ja nur unerfahrene junge Büros teilnähmen ist ja sowas von falsch.
Solche Verfahren sind die einzigen, die uns mit dieser verkommenen Baukultur noch retten können.
Wenn es etwas braucht sind es Kommunen, die den Mut haben solche Verfahren in Gang zu bringen.

7

LAMAA | 02.05.2025 11:51 Uhr

Steuerverschwendung

Ein Projekt, das keiner braucht;
Steuerverschwendung!!!
Was man mit dem Geld alles machen könnte;
angefangen z.B. bei Schulen sanieren.....

Was Deutschland & Europa wirklich braucht sind gut bezahlte Jobs in allen Regionen!!!

6

Theo | 02.05.2025 10:28 Uhr

Kopie

Ich hoffe ich bin nicht der einzige dem auffällt, dass dieser Entwurf wie eine schlecht gemachte Kopie des Anthony Timberlands Center von Dorte Mandrup aussieht.
Zur Verteidigung der Entwürfe muss man jedoch erwähnen, dass dies ein offener Wettbewerb war und sich renomierte Büros diesen Aufwand schlicht nicht mehr leisten wollen. Es muss prinzipiell kritisiert werden, wie in Deutschland Wettbewerbe organisert werden. Wenn man richtig gute Architektur will, was für so ein Projektansatz der Anspruch sein sollte, dann kann man eben nicht darauf setzten, dass nur kleine und junge Büros mit begrenzten Mitteln, Fähigkeiten und Einsatz teilnehmen. Vielleicht wäre ein Mischung aus geladenen Architekten und jungen Büros mit angepasster Vergütung und auf wesentliche Entwurfsideen reduzierte Abgabe der richtigere Ansatz.

5

peter | 02.05.2025 09:25 Uhr

wenn das irgendwie für zukunft stehen soll,

dann gute nacht.
(aber auch typisch für deutschland: sehr viel labern und am ende kommt nur noch mittelmäßigkeit)

4

Latimer | 01.05.2025 21:56 Uhr

Zukunftszentrum?

Es ist leider schon wahr, was #1, 2 und 3 schreiben. Hinzu kommt, dass der Vorschlag mit seiner verkrampften Symbolik meiner Meinung nach komplett scheitert, eher Abgehobenheit signalisiert und auch architektonisch weit hinter den gegenwärtigen Erfordernissen und Fragen hinterherhinkt.
Die gewählte Baustruktur erscheint nicht nachhaltig, der in der Perspektive sichtbare Innenraum klassisch. Und dann kann man maximal von einem im Plan sichtbaren, grafischen Miteinander von Freiraum und Gebäude sprechen - wie schade. Da sind viele andere Projekte auf dieser Welt deutlich weiter und, sollte das tatsächlich so gebaut werden, die Deutschen um eine Enttäuschung "reicher".

3

Kritiker | 30.04.2025 20:00 Uhr

Im Osten nichts neues.

2 Hochhäuser am Riebeckplatz abreißen, um wieder 2 neue zu bauen. Kannste keinem erzählen. Und den Arsch in der Hose um vll. Zukunftsthemen anzusprechen, z.b. ein Reduce, Reuse, Recycling Ansatz in Halle Neustadt um damit das Thema Ost als Dilemma wirklich anzugehen, hat natürlich keiner. Spießbürgerliche Geltungssucht und Oberflächlichkeit im Quadrat - genauso wie der Entwurf (mit Glasfassade echt jetzt?). Das beste ist der "fliegendes Kleid" - Spruch zum Entwurf erinnert mich an das "Beyounce" - Hochhaus in Australien vor ein paar Jahren. Schlimm, unnötig und an der Sache vorbei.

2

peter | 30.04.2025 18:40 Uhr

bin ganz bei...

...dem vorredner #1:
unstrittig: das thema transformation ist wichtig. die letzten jahre haben gezeigt, dass eben nicht einfach so alles zusammengewachsen ist, was zusammen gehört - hier ist noch viel gemeinsame anstrengung nötig.

hier allerdings endet mein verständnis für das projekt: jetzt buttert man 200 (am ende 300-400) millionen steuergelder in ein haus aus beton und glas, mit einer beliebig geshapeten form, mutmaßlich mit büros und ausstellungsräumen. ähnlich teuer wird auch der betrieb des hauses werden. mich beschleicht das gefühl, dass hier ein teurer alibi-ablasshandel betrieben wird, reiner aktionismus. ob dieses haus auch nur im geringsten in der lage sein wird, zur lösung der bestehenden probleme in deutschland und europa beizutragen, wage ich stark zu beweifeln.

meine meinung: kreativität statt geldhahn. miete statt eigentum, ideen statt beton. schüleraustausche und private kontakte kosten (fast) nichts und wären dem zusammenwachsen, dem gegenseitigen verständnis vermutlich weitaus dienlicher.

lasst dieses schwachsinnige projekt in den schubladen verschwinden und gebt das geld für vorhaben aus, die sinn haben und spaß machen! lasst diese verlogene show bleiben!

nebenan in neustadt gammeln die (denkmalgeschützten?) scheiben und erzählen stumm vom scheitern der (echten) transformation. es gibt genug leerstand in halle, den man temporär oder dauerhaft, flexibel und bedarfsgerecht für eine solche einrichtung nutzen könnte, und der öde riebeckplatz wird durch dieses monstrum auch nicht nennenswert verbessert.

1

Örtlicher | 30.04.2025 16:03 Uhr

auf der Insel

War da was?, frägt das Universum. Es ist nicht zu verstehen, wie man trotz der aufzuwendenden Mittel so wenig relevantes an der bestehenden architektonischen, städtebaulichen und verkehrlichen Situation zu ändern vermag. Der Bauplatz bleibt eine Verkehrsinsel, das Gebäude ein erratisches, nur literarisch aufgeladenes, ansonsten etwas langweiliges Ding ohne Umfeld im Abstandsgrün. Von der Dachterrasse wird nur die umliegende Tristesse sichtbar sein. Nicht einmal technisch gibt es augenscheinlich relevante Antworten: Für den Klimawandel gewappnet mit viel Glas und Beton.

Diese Zukunft ist von gestern.

 
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1. Preis: Richter Musikowski Architekten mit ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten (beide Berlin)

1. Preis: Richter Musikowski Architekten mit ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten (beide Berlin)

1. Preis: Richter Musikowski Architekten mit ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten (beide Berlin), Innenperspektive

1. Preis: Richter Musikowski Architekten mit ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten (beide Berlin), Innenperspektive

1. Preis Richter Musikowski Architekten mit ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten (beide Berlin), Lageplan

1. Preis Richter Musikowski Architekten mit ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten (beide Berlin), Lageplan

1. Preis: Richter Musikowski Architekten mit ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten (beide Berlin), Modellbild

1. Preis: Richter Musikowski Architekten mit ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten (beide Berlin), Modellbild


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