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19.11.2025

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Große Bühne für den Wehrhahn

Wettbewerb Oper Düsseldorf entschieden


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Jahrelang hat Düsseldorf über den Standort seiner neuen Oper und auch über verschiedene Ideen und Entwürfe debattiert. Nun ist der Realisierungswettbewerb für den Standort Am Wehrhahn entschieden. Vier Preisträgerarbeiten liegen auf dem Tisch. 

Von Klaus Englert

Nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Paul Bonatz und Julius Schulte-Frohlinde am Hofgarten an der Heinrich-Heine-Allee, an der Stelle des kriegszerstörten Stadttheaters, das Düsseldorfer Opernhaus. Weil Schulte-Frohlinde zur Clique um den einstigen Generalbauinspektor Albert Speer gehörte, war das Bauwerk von Beginn an umstritten. Aber erst seitdem die Raumkapazitäten an ihre Grenzen stießen und Sanierungsbedarf entstand, diskutierte die Stadt Alternativen. 

So suchte ein städtebaulicher Ideenwettbewerb im Frühjahr 2023 Entwürfe für den Altbaustandort Hofgarten und ein Grundstück Am Wehrhahn. Ende 2024 entschied sich der Stadtrat mit großer Mehrheit für eine neue Oper Am Wehrhahn und beschloss, einen zweistufigen Wettbewerb auszuloben. Grund für die plötzliche Neuausrichtung war die Insolvenz von René Benkos Signa-Gruppe, der das Kaufhaus Am Wehrhahn gehörte. 

Kurioserweise gab es noch kurz zuvor ein Wettbieten unter den Großinvestoren: Benko hatte Bjarke Ingels für die neue Wehrhahn-Oper an den Rhein gelockt, um die Räume dann lukrativ vermieten zu können. Und Uwe Reppegather hatte Snøhetta für eine Skyscraper-Oper aus zwei Turmbauten – mit Restaurant, Café, Hotels, Büros und Luxuswohnungen – an den Hofgarten geholt. Aus beiden Vorhaben wurde am Ende, zum Glück, nichts.

Inzwischen haben die Düsseldorfer CDU und Oberbürgermeister Stephan Keller, der die neue Oper als Düsseldorfer Leuchtturmprojekt gepriesen hatte, die Grünen zu einer stabilen Koalition überredet. Unter der Bedingung, dass sie den Neubau mittragen. In ihrem Zielpapier hat die schwarz-grüne Koalition einen Kostendeckel von 1 Milliarde Euro festgelegt. Hinzu kommen 150 Millionen Euro für den Ankauf des Wehrhahn-Grundstücks, außerdem muss die Zinslast von rund 800 Millionen Euro berücksichtigt werden. Vergangenes Wochenende gab Heiner Farwick, Stadtplaner und Vorsitzender des 25-köpfigen Preisgerichts, das Ergebnis bekannt:

  • 1. Preis: Snøhetta (Oslo), Buro Happold (Berlin), B+G Ingenieure (Frankfurt am Main)

  • 2. Preis: HPP Architekten (Köln/Düsseldorf), Rehwaldt Landschaftsarchitekten (Dresden), PKi (Stuttgart), Müller & Bleher Darmstadt (Darmstadt), Pirlet & Partner (Köln)

  • 3. Preis: kister scheithauer gross architekten (Köln) mit Studio Gang Architects (Chicago), Schaar Landschaftsarchitekten (München), OLIN (Philadelphia), Buro Happold (Berlin), Arup (Berlin)

  • 4. Preis: wulf architekten (Stuttgart), Planstatt Senner (Überlingen), Buro Happold (Berlin), theapro (München), Mayr Ludescher Partner (Stuttgart)

Die Auslobung hatte sich an generalplanende Büros gerichtet. An dem zweistufigen Verfahren nahmen 27 Büros teil, die aus 58 Bewerbungen ausgewählt worden waren. Für die zweite Phase waren acht Entwürfe ausgewählt worden. Laut Raumprogramm vorgesehen: Eine fast doppelt so große Bühne wie im Bestand am Hofgarten / Heinrich Heine-Allee, Studiobühne, Seitenbühne, Proberäume und Gastronomie. Mit den Räumen für Clara Schumann-Musikschule und Musikbibliothek soll sie insgesamt eine Nutzfläche von 40.000 Quadratmetern erhalten.

Politik, Verwaltung und Kulturträger waren sich darin einig, die Oper zu einem Ort der Stadtgesellschaft gestalten zu wollen, mit preiswertem Service im Foyer. Das Vorbild: Snøhettas Osloer Oper, die als „Oper für alle“ konzipiert ist.

Eben jenes Büro hat nun auch gewonnen. Der Siegerentwurf von Snøhetta besteht aus drei nebeneinander auf- und absteigenden Baukörpern zwischen Wehrhahn, Tonhallenstraße und Oststraße. Heiner Farwick lobte die „hohe Markanz im Stadtraum“. In der Jury-Beurteilung heißt es, man würdige „einen mutigen, konsequent entwickelten Beitrag, dessen herausragende Qualität die konzeptionelle, sowohl selbstbewusste als auch sensible Verankerung des Projekts an seinem innenstädtischen Ort ist, mit dem ein signifikantes Erscheinungsbild geprägt wird.“

Besonders erwähnt wurden die drei Aussichtsterrassen und das Panoramafenster mit Blick auf den Hofgarten. In Anlehnung an die alte Oper wählten Snøhetta Kalkstein und Kalksandstein für die Fassade. Zu den Überraschungen des Siegerentwurfs gehört zweifellos das aus einem Holzblock herausgeschnittene Foyer. Vorbild für diesen höhlenartigen Raum dürfte die Tverfjell-Hütte in der Nähe des norwegischen Snøhetta-Massivs sein, wo diese Methode bereits zum Einsatz kam.

Auf den zweiten Platz kamen die Düsseldorfer Lokalmatadore HPP Architekten. Die Jury würdigte „die Gliederung in drei Bauteile, die moderate Größe und die gute Einbindung in das Quartier, ebenfalls die das Quartier durchquerende offene Passage“. Der Entwurf des drittplatzierten Kölner Büro kister scheithauer gross. mit Studio Gang wurde als „mutiger, konsequenter Beitrag“ beschrieben, dessen „Qualität in der städtebaulichen Konfiguration des großen Bauvolumens im Spannungsfeld zwischen Solitär und Blockrand liegt.“

Am viertplatzierten Entwurf von Wulf Architekten aus Stuttgart lobte die Jury, dass größere Teile des Bestandsgebäudes erhalten werden sollen, monierte aber das große, ungegliederte Bauvolumen. Nicht zuletzt erinnert der Entwurf schmerzlich daran, dass die Stadt, die über viele ehemalige Industrie-, Firmen-,  Kasernen-, Hafen- und Bahnhofsareale verfügt, zu wenig nachhaltige Alternativen in Bestandsgebäuden geprüft hat.

Abriss und Neubau sind beim Snøhetta-Entwurf vorprogrammiert. Nach der Juryentscheidung beginnt nun das Beauftragungsverfahren, in dem die wichtigsten Punkte ausgearbeitet und verbindlich festgelegt werden. Verhandlungen werden mit allen vier Siegern geführt, mit dem Ziel das wirtschaftlichste Angebot zu ermitteln, heißt es auf der Seite der Oper. Der Abriss des Kaufhofs am Wehrhahn dürfte ab 2027 erfolgen, der Neubau ab 2028. Die Inbetriebnahme ist für 2032/33 vorgesehen.

Alle 27 Entwürfe des Generalplanungswettbewerbs sind vom 18. November bis 7. Dezember im 34OST, Oststr. 34, gegenüber des Grundstücks „Am Wehrhahn“, wo das Opernhaus der Zukunft errichtet werden soll, ausgestellt.


Zum Thema:

Mehr zur Sanierung von Theatern und Opern in der BauNetz WOCHE#559 „Baustelle Oper“.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

Baudichtungslaie | 22.11.2025 15:35 Uhr

Schritt zurück statt Filetstück


Die Deutsche Oper tritt vom Rhein
weg, einen großen Schritt zurück...
dabei besitzt die Stadt das einzig
prädestinierte Filetstück!?
Statt grünumschlungen zu verweilen,
wo sie als Stadtbaustein besteht
- und zweifelsohne hingehört -
wird sie ins dritte Glied verweht,
um Benko´s Lücken dort zu büßen,
wo ein Kaufhausareal
bislang die schlechte Stellung hielt
...als sei das irgendwie egal,
wenn´s dafür doppelt groß und neu
und ohne Denkmaldiskussion,
am neuen Ort, mit sehr viel Geld,
nährt antiquiert die Konfusion,
dass Größe prahlt, wo Klasse zählt,
wo läg das Gute doch, statt Schein,
darin, am Platz, mit großer Kunst
zwar klein, doch mehr noch fein zu sein.

5

Das | 20.11.2025 11:50 Uhr

Snohetta Design

ist klasse. Denn es ist gar nicht so leicht, so ein massives Programm da reinzuquetschen. (siehe die anderen Entwürfe)

Man muss leider immer mal wieder feststellen, dass Deutschland designtechnisch nicht auf internationalem Niveau mithalten kann.

Muss man so etwas machen? Stimmt der Business Case? Von einer Baunetzmeldung nicht zu erschliessen.

Bei Opern schreien immer alle "nutzlos". Ich persönlich gehe nicht ins Fußballstadion oder schwimme (alles sind ziemlich teure Einrichtungen), finde aber dennoch, dass man diese Typologien errichten soll, auch wenn ich sie für ziemlich nutzlos erachte...

4

Boomer | 20.11.2025 08:49 Uhr

danke peter

ganz meine Meinung. Eitle Projekte wie diese schmeicheln halt der Politik viel mehr, als schnöde "Notwendigkeiten". War so, ist so und wird auch so bleiben.

3

Arcseyler | 20.11.2025 06:00 Uhr

.de

Geschickte Dominante in der Kreuzung und der Straßenflucht, die die notwendige Höhenentwicklung vor einem Mummenschanz, einem nicht sein wollen schützt.

2

Hinrich Schoppe | 19.11.2025 21:53 Uhr

Unsinn...

...oder gleich Schwachsinn.
Da fahre ich mal wieder nachhaltig aus meiner geschundenen Architektenhaut.
Wie groessenwahnsinnig darf eine Kommune sein, heutzutage?
Habt ihr keine anderen Sorgen? Marode Brücken? Peinliche Schulen? Chronisch unterversorgte Denkmäler? Unbezahlbaren Wohnraum?
Aber klar, das Prestige macht es, Hamburg legt vor. Duseldorf legt nach. Das Büro ist polyglott.
genug, die Touristen werden blödsinnig strömen.
Armes Rheinland...

1

peter | 19.11.2025 15:45 Uhr

eine milliarde...

...wird auch hier am ende nicht reichen, uns bei allem verständnis zu live-kultur muss man schon fragen dürfen, wie viele opernhäuser dieser größenordnung deutschland verträgt. und wieso das alles vom steuerzahler finanziert werden muss. gleichzeitig können die grundbedürfnisse an so vielen stellen nicht mehr bedient werden (stichwort deutsche bahn) - diese opernprojekte in jeder zweiten landeshauptstadt sind nicht nur teuer, sondern sündhaft.

 
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1. Preis: Snøhetta (Oslo), Buro Happold (Berlin), B+G Ingenieure (Frankfurt am Main)

1. Preis: Snøhetta (Oslo), Buro Happold (Berlin), B+G Ingenieure (Frankfurt am Main)

2. Preis: HPP Architekten (Köln/Düsseldorf), Rehwaldt Landschaftsarchitekten (Dresden), PKi (Stuttgart), Müller & Bleher Darmstadt (Darmstadt), Pirlet & Partner (Köln)

2. Preis: HPP Architekten (Köln/Düsseldorf), Rehwaldt Landschaftsarchitekten (Dresden), PKi (Stuttgart), Müller & Bleher Darmstadt (Darmstadt), Pirlet & Partner (Köln)

3. Preis: ksg architekten (Köln), Studio Gang (Chicago), Schaar Landschaftsarchitekten (München), OLIN (Philadelphia), Buro Happold (Berlin), Arup (Berlin)

3. Preis: ksg architekten (Köln), Studio Gang (Chicago), Schaar Landschaftsarchitekten (München), OLIN (Philadelphia), Buro Happold (Berlin), Arup (Berlin)

4. Preis: wulf architekten (Stuttgart), Planstatt Senner (Überlingen), Buro Happold (Berlin), theapro (München), Mayr Ludescher Partner (Stuttgart)

4. Preis: wulf architekten (Stuttgart), Planstatt Senner (Überlingen), Buro Happold (Berlin), theapro (München), Mayr Ludescher Partner (Stuttgart)

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