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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Sanierung_und_Erweiterung_von_meck_architekten_in_Diessen_am_Ammersee_10098878.html

19.11.2025

Museum für Carl Orff

Sanierung und Erweiterung von meck architekten in Dießen am Ammersee


Knapp drei Jahrzehnte lebte der Komponist Carl Orff in Dießen am Ammersee, unweit seines Geburtsortes München. Ein Ensemble bestehend aus seinem Wohnhaus und einem kleineren Arbeitshaus, fiel nach seinem Tod 1982 an die Carl-Orff-Stiftung, die seine vierte Ehefrau Liselotte Orff später leitete. Ihr testamentarischer Wunsch war es, ein neues Nutzungskonzept für das Anwesen zu finden. Die Stiftung dachte an ein Museum, das sich Orffs Werk und internationalem Wirken widmen soll. 

Den nichtoffenen Wettbewerb für die Sanierung des denkmalgeschützten Anwesens und eine Erweiterung entschieden 2019 meck architekten (München) für sich. Am Wettbewerbsentwurf hatte neben dem heutigen Büroleiter Axel Frühauf auch Andreas Meck einen Anteil. Der Erfolg als einer von zwei 2. Preisen wurde kurz vor dessen Tod bekannt. Der Zuschlag war Formsache, da sich der andere prämierte Vorschlag – eine weitgehend unterirdische Konstruktion – mit dem Landschaftsschutz nicht vereinbaren ließ. 

Stattdessen kann man nun von einer sichtlich neu komponierten Adresse sprechen, die inmitten der Hügellandschaft mit Blickachsen zum Ammersee, zum Kloster Andechs und bis zur Zugspitze entstanden ist. Carl Orff selbst hatte das alpenländisch-traditionelle Wohnhaus aus dem späten 19. Jahrhundert bereits in den 1950er Jahren umbauen und von regionalistischen Merkmalen befreien lassen.  
 
Die nun erfolgten Sanierungsmaßnahmen greifen mit Fingerspitzengefühl dieses im Stil der Nachkriegsarchitektur reduzierte historische Erbe auf. Im ehemaligen Wohnhaus sind mit direktem Übergang zum Neubautrakt ein Museumscafé sowie das sogenannte Wohnzimmer untergebracht, in dem standesamtliche Trauungen stattfinden können. In den Obergeschossen sind wie bisher die Verwaltungsräume der Stiftung verortet. Das rückversetzte Arbeitshaus beherbergt den Höhepunkt der Ausstellung, das original erhaltene Arbeitszimmer mit dem Flügel, auf dem Orff die „Carmina Burana“ komponierte.  

Der Neubau bildet eine Spange um die beiden Häuser und entlang der verbindenden Pergola. Der Höhenentwicklung des Erweiterungsbaus schenkten die Architekt*innen besonders viel Aufmerksamkeit, so sollte die Silhouette des Bestandsensembles klar erkennbar bleiben. Der Neubau setzt sich aus dem Foyer, einem höheren Veranstaltungssaal, einem Flachbau mit großem Ausstellungsraum sowie Nebenräumen im Untergeschoss zusammen.  
 
Der Bruch mit dem Bestand ist deutlich, sowohl formal als auch durch das Material. Hochwärmedämmender Infraleichtbeton ermöglichte eine monolithische Bauweise mit geringem Betonanteil und reduzierter Haustechnik. Innen sind Einbaumöbel oder Tür- und Fensterrahmen aus Eichenholz die wärmenden Anker im allgegenwärtigen Sichtbeton. Der Boden ist aus geschliffenem Gussasphalt, dominante Betonrippen an den Decken scheinen Notenlinien nachzeichnen zu wollen.  

Im hohen Multifunktionssaal, der für Wechselausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden kann, sind die Rippen an den Decken filigraner. Sie zieren die gereihten Tonnengewölbe, die auch nach außen als Segmenttonnen markant zutage treten. Großformatige Fenster rahmen allerorts das dritte Kompositionselement neben Bestand und Betonmonolith, nämlich die Landschaft.  

Die von von Wolffersdorff Studio (Dießen am Ammersee) gestaltete Dauerausstellung richtet sich an Musik-, Theater-, Bildungsinteressierte, oder Kulturforschende, die in multimediale Präsentationen eintauchen oder sich interaktiv einbringen können. Sie adressiert explizit auch Familien und Kinder, ist ja das musikpädagogische Konzept des Orff-Schulwerks für viele junge Menschen weltweit der erste Berührungspunkt mit dem Komponisten. Auch dem umstrittenen Wirken Orffs im Nationalsozialismus habe sich das Museum offen gestellt und das Thema aufgefächert, wie Judith Janowski, vom Vorstand der Stiftung erklärt.  

Den Freiräumen rund um die denkmalgeschützte Parkanlage nehmen sich lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner (München) an. Für das 2.340 Quadratmeter Bruttogrundfläche umfassende Projekt werden Baukosten in Höhe von 11 Millionen Euro in den Kostengruppen 1 bis 7 angegeben, die zu größten Teilen von der Stiftung getragen werden. (sab) 

Fotos: Florian Holzherr


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