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22.05.2025
Dachlandschaft bei Paris
Vorschule von Richter architectes et associés
Ein kleines Dorf hätten sie bauen wollen, schreiben Richter architectes et associés (Straßburg/Paris) über ihre neue Vorschule Elsa Triolet im nordöstlich von Paris gelegenen Mitry-Mory. Die Metapher wird bei Bildungsbauten für Kinder inzwischen inflationär verwendet – hier passt sie tatsächlich gut zur Architektur.
Das Projekt ging aus einem Wettbewerb von 2019 hervor und ehrt die russisch-französische Schriftstellerin, Übersetzerin und Widerstandskämpferin Elsa Triolet, die in den 1910er Jahren auch Architektur studierte. Der Bau befindet sich kurz hinter der Pariser Stadtgrenze in einem dichten Einfamilienhausgebiet. Die Straße runter liegt ein Bahnhof, der Pendler*innen mit dem Schnellzug ins Stadtzentrum bringt. In diesem Kontext setzt die Einrichtung auf Ordnung, ohne streng zu werden. Dabei nimmt sie den nördlichen Teil eines dreieckigen Blockes ein. Ein orthogonales Raster strukturiert die Anlage mit einer Nutzungsfläche von etwa 2.500 Quadratmetern, in die die Stadt circa sieben Millionen Euro (netto) investiert hat.
Zur Straße hin äußert sich der eingeschossige Bau geschlossen. Richter sprechen von einer „notwendigen Distanz“ für die Kinder zum öffentlichen Raum, um vor Blicken und Geräuschen geschützt zu sein. Die diversen Dachformen machen jedoch neugierig: Shed-, Flach-, Sattel-, Schmetterling- und Pultdächer wurden munter kombiniert und gehen ineinander über. Zur Kreuzung hin öffnet sich der Bau. Der überdachte Eingang wirkt wie ein großer offener Schuppen und grüßt mit dem bekannten Wahlspruch der französischen (und übrigens auch haitianischen) Republik: „Liberté, Égalité, Fraternité“.
Das Raumprogramm umfasst neben den Klassenzimmern für die Vorschüler*innen unter anderem Ruheräume, Spielzimmer, Bereiche fürs Personal sowie eine Kantine. Die Dorf-Assoziation spiegelt sich nicht zuletzt in den zwei weiten Höfen mit ihren Nischen und Durchgängen wider. Mittig befindet sich hier ein zu beiden Seiten verglaster Mehrzweckraum mit überdachten Außenbereich.
Noch sehen die Höfe, die von der Dachlandschaft geprägt sind, mit neu gepflanzten Bäumen etwas trostlos aus. Die Innenräume sind quer zu den Dachrichtungen organisiert, wodurch Höhe und Licht gezielt variieren. Das Materialkonzept zeigt Haltung: Holz, wo immer möglich – als Tragwerk, an der Fassade, im Innenausbau. (gk)
Fotos: Luc Boegly
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