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14.08.2023

Wohnen statt Wein

Umnutzung von Esch Sintzel Architekten in Basel


Gemeinnütziges Bauen sieht selten aus, wie aus dem Interior-Magazin. Esch Sintzel Architekten (Zürich) ist nun aber genau dies gelungen. Auf dem Lysbüchel-Areal in Basel konnten sie ein früheres Weinlager der Coop-Handelsgenossenschaft in ein Wohnhaus mit 64 Einheiten und umfangreichen gemeinschaftlichen Angeboten verwandeln. Auftraggeberin war die Basler Stiftung Habitat, die in den 1990ern unter anderem von einer Erbin des Roche-Konzerns initiiert und maßgeblich finanziell unterstützt wurde.

Das Weinlager war Resultat zweier Bauphasen (1955, 1973) und bestand aus einer robusten Struktur mit großen Geschosshöhen, schweren Pilzstützen und einer fast komplett geschlossenen Blechfassade. Im Laufe des Umbaus verwandelten die Architekt*innen das Gebäude fast schon in sein Gegenteil. Die Geschossstruktur aus Beton wurde komplett freigelegt und die spätere Aufstockung aus Stahl zurück gebaut. Zwei neue Voll- und zwei weitere Attika-Geschosse konnten somit ergänzt werden. Zur Stabilisierung der Struktur brauchte es darüber hinaus zwei neue Betontürme an den Stirnseiten. Und schließlich erhielt das langgezogene Volumen eine tiefe Balkon- und Fassadenschicht aus Stahl und großflächiger Verglasung. Die teils doppelgeschossigen Wohnungen umfassen ein breites Spektrum zwischen 1,5 und 7,5 Zimmern mit Optionen für sehr unterschiedliche Wohnformen. Esch Sintzel hatten sich für das Projekt 2018 mittels eines Studienauftrags qualifiziert. Die Außenraumgestaltung stammt von Stauffer Roesch (Basel).

Dem Bestand folgend, ist das Wohnhaus im Grundriss linear organisiert. Die langen Flure beziehungsweise Laubengänge werden aber als Straßen mit einer gewissen Aufenthaltsqualität interpretiert. Insbesondere im Erdgeschoss liegen hier gemeinschaftliche Angebote. Vorhanden sind unter anderem ein Café, Gästezimmer, multifunktionale Räume, Proberäume, eine Dachterrasse und natürlich die in der Schweiz immer noch oft obligatorischen Waschräume. Gewerbeeinheiten öffnen das Projekt schließlich für die Nachbarschaft. Und neben Fahrradparkplätzen finden im mehrgeschossigen Unterbau sogar Autos Platz.

Hinsichtlich der Materialwahl ließen sich die Architekt*innen von der alten Metallfassade inspirieren. Sie schufen aber dank einer eigenwilligen grünroten Farbkombination einen ganz eigenen Akzent. Im Inneren gelingt ihnen wiederum die Balance zwischen altem Beton, neuen Glasbausteinen, steinernen Böden und präzise gesetzten Trockenbauabschnitten. Aus der Umbauzeit haben es außerdem naturwüchsige Baumstützen in die teils sehr hohen Räume geschafft. Die Wohnungen sind dabei trotz der linearen Grundrissorganisation keineswegs immer einseitig organisiert. Die innenliegenden Flure ließen sich nämlich aufs Erd- sowie das 3. Obergeschoss beschränken. Es entstand eine Geschossfläche von rund 11.000 Quadratmetern.

Das einstige Weinlager ist ein Kernstück der Lysbüchel-Quartiersentwicklung. Unweit des Bahnhofs SBB wird hier durch die Stiftung Habitat ein Areal von 12,4 Hektar umgenutzt. Neben drei Projekten wie dem Weinlager, die die Stiftung selbst realisiert, wurden zwölf Parzellen an Genossenschaften weitergereicht. Bereits fertiggestellt sind unter anderem das Kultur- und Gewerbehaus Elys von baubüro in situ und zirkular, ein Wohnhaus von Stereo Architektur und eine Schule von IttenBrechbühl. (sb)

Fotos: Paola Corsini, Philip Heckhausen


Zum Thema:

Ein weiteres wegweisendes Transformationsprojekt der Stiftung Habitat wurde bereits 2020 von Harry Gugger Studio im Osten von Basel fertiggestellt.

Mehr zu Metallfassaden und Glasbausteinen bei Baunetz Wissen


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