Bereits seit 1994 gehört die Völklinger Hütte, ein 1986 stillgelegtes und nahezu vollständig erhaltenes Eisenwerk, zum Weltkulturerbe. Das Industriedenkmal im saarländischen Völklingen informiert zur Geschichte des Ortes ebenso wie zum Zeitalter der Industrialisierung in Europa. Darüber hinaus ist es ein beliebter Ausstellungs-, Konzert- und Veranstaltungsort.
Im Ergebnis eines 2017 entschiedenen internationalen Wettbewerbs ertüchtigte das Berliner Büro Duncan McCauley den ehemaligen Wasserhochbehälter aus dem Jahr 1918. Als erster Betonständerbau Europas und einer der größten jemals errichteten Wassertürme ist er ein Einzeldenkmal innerhalb des Hütten-Komplexes. Nach der Ertüchtigung dient er als spektakuläres Eingangsgebäude, da der vorherige Eingang dem Publikumsandrang nicht mehr gewachsen war. Untergebracht wurden Kasse, Museumsshop, Besucherzentrum und ein Café. Das Budget des Projekts wird mit 9,2 Millionen Euro angegeben.
Mit dem Ziel, die Besonderheiten des Bauwerks ebenso wie die des
benachbarten Pumpenhauses erlebbar zu machen, intervenierten Duncan McCauley sehr zurückhaltend in die historische Substanz. Den räumlichen Auftakt bildet die großzügige Erdgeschosshalle mit zwei erhaltenen Kranbahnen. Sie wurde weitestgehend freigehalten, damit Maßstab und Materialität authentisch bleiben. Im hinteren, bisher geschlossenen Gebäudeabschnitt positionierten die Planer*innen die neue Haupterschließung. Eine breite Treppe bildet den Auftakt zum Museumsrundgang. Um die oberen Ebenen des Wasserhochbehälters barrierefrei zu erschließen, wurde ein 22-Personen-Aufzug eingefügt. Als Nettonutzfläche ergeben sich 2.800 Quadratmeter.
Darüber hinaus ist der Bau Ausgangspunkt eines als Promenade architecturale inszenierten Weges durch den Bestand, der zum bereits existierenden Wegenetz durch das Weltkulturerbe hinleitet. Über eine leicht ansteigende Rampe werden die Besucher*innen vom Erdgeschoss durch das Pumpenhaus bis zur Gebläsehalle geführt, wo sich Wechselausstellungsflächen befinden. Mit ihrer hellgrünen Farbe setzt sich die Konstruktion klar vom Rostrot der alten Industrieanlagen ab und wird so klar als zeitgenössisches Element hervorgehoben.
Für die bestmögliche Orientierung habe man die Wegeführung linear und intuitiv angelegt, erklären Duncan McCauley. Alle Bereiche seien barrierefrei gestaltet und weitgehend parallel erschlossen. Auch zum Hauptgelände des Weltkulturerbes schufen sie eine neue Verbindung – mit einer Fußgängerbrücke, die vom zweiten Obergeschoss des Wasserhochbehälters zum Kohlegleis führt. (da)
Fotos: Mark Wernet, Oliver Dietze
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