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23.05.2025

Studierendenwohnen in der Kaserne

Umbau in Regensburg von Neumann & Heinsdorff


Die ehemalige Nibelungenkaserne im Süden Regensburgs entstand während des Zweiten Weltkriegs. Nach ihrem Umbau durch Neumann & Heinsdorff Architekten dient sie seit 2024 der Universität Regensburg und der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg als Gäste- und Begegnungshaus. Ausgelobt vom Studierendenwerk Niederbayern/Oberpfalz, ging dem Vorhaben ein Realisierungswettbewerb voraus, bei dem sich das Münchner Architekturbüro 2019 durchsetzte.

Der Bestand ist geprägt von einer wechselhaften Geschichte. Während der NS-Zeit diente er als Flak-Kaserne der Wehrmacht. Nach Kriegsende nutzte die US-Armee das Gelände bis 1964, anschließend die Bundeswehr bis 2007. Seitdem standen die Gebäude leer. 2011 übernahm zunächst die Stadt Regensburg das Gelände, später das Studierendenwerk Niederbayern/Oberpfalz.

Das Kasernenareal entstand im sogenannten Heimatschutzstil, der sich traditioneller Bauformen wie großen Sattel- oder Walmdächern bediente. Die Architekt*innen schlugen bereits im Wettbewerb vor, die teils denkmalgeschützte Bestandsstruktur weitgehend zu erhalten und entsprechend der Nutzung umzubauen. Das ehemalige Stabsgebäude im Osten nimmt heute anstelle von Büros insgesamt 59 Wohneinheiten für Studierende und Dozent*innen auf. Der Haupteingang liegt im Westen zum Innenhof und schließt dort an einen neu entstandenen Vorplatz an. Die Freiraumplanung übernahm das Büro mk.landschaft aus München.

Einen Bruch mit der NS-Architektur soll die Transformation der ehemaligen Appellhalle markieren, erklären Neumann & Heinsdorff. Deren einstiges Satteldach ersetzen sie mit einem auskragenden Stahlflachdach und schließen die ehemals offene Halle mit einer raumhohen Glasfassade zum Vorplatz. Mit einer semitransparenten Rasterdecke, einer geschlängelten Sitzbank und einer Küchenzeile dient sie den Studierenden als zentraler Gemeinschafts- und Aufenthaltsraum.

Aufgrund der Geländeneigung nach Norden liegen der Gemeinschaftsraum und der Vorplatz über dem Straßenniveau und werden über eine Treppe erschlossen. Im Untergeschoss befindet sich der ehemalige Zellentrakt, dessen Zimmer heute wohnungssuchenden Studierenden als temporäre Unterkunft dienen. Die Einheiten sind mit einem Oberlicht nach Norden und einem multifunktionalen Möbel ausgestattet, das als Bett oder Schreibtisch genutzt werden kann und Stauraum bietet. Das ehemalige Wachgebäude an der Straße nimmt zwei vermietbare Bürogewerbeeinheiten auf.

Nach umfassender Schadstoffsanierung basierte die Innenraumgestaltung auf einer denkmaltechnischen Befunduntersuchung. Um die verschiedenen Nutzungsphasen des Gebäudes ablesbar zu machen, griffen die Planer*innen charakteristische Farben der jeweiligen Epochen auf: Mintgrüne Wände und Böden im Gemeinschaftsraum sowie im Foyer beziehen sich beispielsweise auf die Zeit, in der das Haus entstanden ist. Das Dunkelgrün der Wohnungstüren orientiert sich an den Bürotüren aus Bundeswehrzeiten.

Die Flure erhielten in Anlehnung an den Bestand Betonwerksteinfliesen und einen halbhohen grünen Wandstreifen. Fassade und Dach des ehemaligen Stabsgebäudes wurden entsprechend dem bauzeitlichen Zustand saniert. Zusätzliche Gauben- und Dachflächenfenster sowie einzelne Fensteröffnungen in der Ostfassade wurden ergänzt. Für die insgesamt rund 4.700 Quadratmeter entstandene Bruttogrundfläche werden Kosten in Höhe von 10,8 Millionen Euro (KG 300 und 400) brutto angegeben. (sbm)

Fotos: Sebastian Schels


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