Als eines der speziellsten Häuser des Ortes haben mehrere Lokalblätter die Alte Ziegelei in Kriens beschrieben. In dem 1895 ursprünglich als Ziegelbrennerei errichteten Bau lebte und arbeitete bis zuletzt eine Gemeinschaft von Menschen aus der Kreativwirtschaft. Entsprechend sympathisch verbastelt wirkte das sichtlich in die Jahre gekommene Gebäude. Aus diesem Grund entschied sich die Eigentümerin Schmid Immobilien für eine Totalsanierung, die kürzlich von Seiler Linhart Architekten (Luzen/Sarnen) abgeschlossen wurde.
Das Haus hat damit bereits seinen dritten Umbau durchgemacht. Laut dem kantonalen Bauinventar sei es ein „seltener Zeuge der Umnutzung einer Produktionsstätte in eine Wohnanlage“ und daher von „großem architektur- wie sozialgeschichtlichem Interesse“. Bereits 1925 wurde die Stockwerksfabrik, die aus einem hohen Kernbau samt Dachlaterne und drei flacheren Anbauten bestand, durch Alfons Kuoni für eine Wohnnutzung hergerichtet. Dabei zog man in die vormals zweistöckige Maschinenhalle im Erdgeschoss eine sogenannte Hourdisdecke aus Tonhohlplatten ein. 1950 folgte der zweite Wohnungseinbau in den Ostflügel.
Seine chaotische Lässigkeit hat die Alte Ziegelei vorerst verloren – auch wenn Seiler Linhart, die 2019 einen selektiven Studienauftrag für sich entscheiden konnten, schreiben, dass ihr Projekt den Charakter des „gewachsenen Baudenkmals“ aufgreifen will. Zunächst ließen sie nämlich die drei Anbauten entfernen. Stattdessen stellten die Architekt*innen vorfabrizierte Betongerüste als Balkone vor die Ost- und Westseite.
Erhalten blieben das strukturelle Holzskelett aus sägerohem Schnittholz und die tragenden Fachwerkaußenwände mit Backsteinausfachungen. Die Fassade des Kernbaus orientiert sich am historischen Vorbild. So bleibt die Gliederung der Fensteraufteilung und die Lisenen an der südlichen Hauptseite bestehen. Den Putz ließ man partiell ausbessern, die Klappläden durch neue, grüne Versionen ersetzen. Innenseitig kam eine zehn Zentimeter starke Dämmschicht hinzu.
Im Innenraum haben Seiler Linhart in zeitgenössischer Manier aufgeräumt. Zuvor waren die Grundrisse ziemlich verwinkelt. Das betraf vor allem den zentralen Lichthof, der vom ersten Obergeschoss bis zur Dachlaterne reichte. Eine nachträglich eingefügte Wand teilte ihn in zwei Hälften, diente aber schon da als Treffpunkt. Nun zieht er sich ohne Trennwand offen bis in Erdgeschoss und erschließt die insgesamt 18 Wohnungen, die 2,5 bis 4,5 Zimmer umfassen. Ein interessantes Detail der Wohneinheiten sind nicht nur die inszenierten Holzelemente, sondern auch die Fenster zum Lichthof, die bereits im Bestand existierten. So wollen die Architekt*innen an die kommunikative Qualität der Alten Ziegelei anknüpfen.
Ob sich damit tatsächlich der „Ziegelei-Geist“ wiedereinstellt, wie eine ehemalige Bewohnerin die Atmosphäre im Haus beschreibt, ist mit Blick auf die neue Gestaltung sicher fraglich. Hilfreich könnte allerdings schon sein, dass es, wie zuvor auch, gemeinsam genutzte Bereiche im ersten Obergeschoss gibt. Neben dem Wasch- und Trockenraum zählt dazu ein großer Gemeinschaftsraum, der über die bestehende Freitreppe direkt von außen erreichbar ist. Unter diesem repräsentativen Element findet sich zudem der neue Haupteingang im Erdgeschoss, das ebenfalls wieder für Ateliers vorgesehen ist.
Inzwischen sind alle Einheiten vermietet. Aus der ehemaligen Kreativgemeinschaft ist allerdings nur eine Partei wieder eingezogen, war in der Lokalpresse zu lesen. Die Gesamtkosten der Maßnahme auf einer Bruttogrundfläche von 1.825 Quadratmetern betragen umgerechnet circa 12,85 Millionen Euro (BKP 1–9). Die Baukosten pro Quadratmeter belaufen sich auf rund 1.050 Euro. Die Gestaltung der Außenanlagen stammt von Freiraumarchitektur (Luzern). (mh)
Fotos: Rasmus Norlander
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Arcseyler | 13.09.2025 16:00 Uhr.de
Durch die verdunkelnde dreifach Verglasung stimmt der Fassadenkompromiss nicht mehr. Aus der gestaltenden Öffnung durch Fensterläden muss daher eine reale werden, etwa durch Ersatz dieser durch Fenster. Die Fassade behält so auch ihre Proportionen.