RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Umbau_in_Basel_von_Vecsey_Schmidt_Architekt_innen_10047938.html

24.09.2025

Zurück zur Meldung

Quartierzentrum Oekolampad

Umbau in Basel von Vécsey*Schmidt Architekt*innen


Meldung einblenden

Am Basler Allschwilerplatz haben Vécsey*Schmidt Architekt*innen das Kirchengemeindehaus Oekolampad aus den 1930er Jahren zum Quartierzentrum umgebaut. Den sozialen Geist, der das Haus schon zuvor prägte, galt es zu erhalten. Nun finden in dem behutsam angepassten Bau unter anderem ein Theater und gemeinnützige Akteure Platz.

Von Klaus Englert

Seit kurzem gibt es am Basler Allschwilerplatz eine neue Attraktion – das Quartierzentrum Oekolampad. Die Basler wissen natürlich über den kuriosen Namen bestens Bescheid. Es handelt sich um den deutschen Theologen Johannes Heussgen (1482–1531), der in Basel den gräzisierten Namen Johannes Oekolampad annahm und zu einem einflussreichen Reformator aufstieg. Seine Frau Wibrandis Rosenblatt (1504–64), die mit insgesamt drei Reformatoren verheiratet war, ist Namensgeberin der Wibrandis Stiftung. Diese fördert Projekte mit gemeinnütziger oder öffentlicher Ausrichtung in Basel-Stadt, namentlich in den Bereichen Bildung, Karitatives, Kirche, Kultur und Soziales.

Eines der Ziele der Basler Stiftung bestand im Umbau des denkmalgeschützten Kirchengemeindehauses Oekolampad zum Quartierzentrum. Das Gemeindehaus, das 1931 von Emil Bercher und Eugen Tamm im Stil historischer englischer Industriebauten errichtet worden war, diente bis 2011 liturgischen Zwecken. Ungewöhnlich für Basel sind die aus Backstein errichteten zwei Flügelbauten mit Flachdach und Portikus, ebenso der schlanke kubische Glockenturm.

Von Beginn an diente das ursprünglich der evangelisch-reformierten Kirche gehörende Gemeindehaus auch sozialen und kulturellen Zwecken. Doch seit den 1990er Jahren war der Gebäudekomplex für die Basler Gemeinde zu groß geworden. 2020 erwarb die Wibrandis Stiftung das Gemeinde- und Pfarrhaus. Für deren Sanierung und Umbau führte sie eine Testplanung mit zwei Büros durch, in der die Anforderungen der voraussichtlichen Nutzer*innen durchgespielt wurde. Daraufhin folgte ein Konkurrenzverfahren zwischen beiden Büros, in dem ein unabhängiges Beurteilungsgremium die Planung des hiesigen Büros Vécsey*Schmidt Architekt*innen empfahl. Das Basler Team um das deutsch-ungarische Gründungsduo konnte einschlägige Expertise in Umbau und Umnutzung von Sakralbauten vorweisen. Sie übernahmen die Generalplanung in einer Arge mit Anderegg Partner (Basel).

Susanne Vécsey
und Christoph Schmidt entschieden, die in den 1940er und 60er Jahren erfolgten Anbauten zurückzubauen. Der Stiftung, die zum Leitgedanken ihrer Arbeit „Aller Anfang ist Begegnung“ auserkoren hat, kam der gemeinnützige Anspruch der Kirchengemeinde Oekolampad zupass. Der soziale Geist des Hauses sollte ohne große Eingriffe in die denkmalgeschützte Bausubstanz übernommen werden. Daher orientierten sich die Architekt*innen an einem multifunktionalen Programm, allerdings ohne Berücksichtigung religiöser Nutzungen. Kirchliches Zubehör wie Orgel und Kanzel blieben zwar im einstigen Kirchenraum erhalten, jedoch als reine Relikte. Ansonsten haben Vécsey*Schmidt vor allem den Hauptbereich im ersten Obergeschoss nach dem Raum-im-Raum-Konzept in einen Theatersaal mit 130 Plätzen für das Basler „Vorstadt-Theater“ umgebaut – ein eingestellter hölzerner Bühnenraum, der trotz professioneller Technik nach Bedarf demontierbar sein soll. 

Grundsätzlich folgt das Projekt Oekolampad der Devise, die bestehenden Vorzüge des Bestandes zu nutzen und diese – wo nötig – behutsam zu ergänzen. Das wird besonders an der Fassade deutlich, wo die Architekten nach den sichtbaren Eingriffen vergangener Jahrzehnte gleichfarbige Klinker ergänzt haben. Das Entree, das früher eine Postfiliale erschloss, musste erweitert und angepasst werden. Für das jetzige „Bistro Rosa“, das mit einer Kunstgalerie kooperiert, wurde ein neuer Zugang geschaffen. 

Beeindruckend ist die bestehende dreiläufige Treppe, deren Schmuckstück die hohe dreiteilige Fensterfront auf dem Treppenpodest ist. Sämtliche öffentliche Nutzungen wie der Theatersaal sind im Haupttrakt untergebracht. Gemeinnützige Akteure wie der Verein AMIE Basel, der bedürftige junge Mütter unterstützt, und die Stiftung Wirrgarten, die sich um Demenzkranke kümmert, sind in den Seitenflügeln beheimatet. Im Innenhof schuf das lokal ansässige Studio Kast um die Landschaftsarchitektin Alice Foxley einen grünen Rückzugsort für beide Institutionen.

Insgesamt ist mit dem Quartierzentrum Oekolampad ist ein neuer, lebendiger Mittelpunkt für die Quartiere Iselin und Gotthelf entstanden. Die Baukosten belaufen sich auf umgerechnet knapp 23,3 Millionen Euro (BKP 1-9), bei einer Bruttogrundfläche von circa 4.600 Quadratmeter.

Fotos: Basile Bornand


Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
BauNetz-Maps


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

Thekenmensch | 25.09.2025 12:24 Uhr

Bild 11

Ich sehe auf Bild 11 einen Garderobenständer!

Ansonsten sehr schön und sensibel saniertes Quartierszentrum.

5

ror | 25.09.2025 10:54 Uhr

Theke Bild11, Tradition und Weitergabe

Was macht denn der Klinker aus England in Basel?
Was macht den die Theke von Diener&Diener aus dem Novartis Campus im Volkshaus?
Was macht den eine Zinktheke aus Paris bei Novartis?

4

may | 25.09.2025 09:08 Uhr

...

was macht denn die HdM Theke aus dem Volkshaus da auf Bild 11?

3

Arcseyler | 25.09.2025 04:32 Uhr

....

Ach Ulknudel, du bist bereits räumlich erlöst, befreit, ganz Gefühl und Intuition. Schön

2

ulknudel | 24.09.2025 17:43 Uhr

@arcseyler

wegen des regens?

1

Arcseyler | 24.09.2025 16:56 Uhr

.de

Schön zu Raum reduzierter Portikus. Faszinierend ägyptisch, wobei in Ägypten die Reduktion in der Form nur der Malgrund für ein umfangreiches Bildprogramm war, nicht der Kult an sich wie heute.

 
Mein Kommentar
Name*:
Betreff*:
Kommentar*:
E-Mail*:

(wird nicht veröffentlicht)

Zur Durchführung dieses Service werden Ihre Daten gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben! Näheres erläutern die Hinweise zum Datenschutz.


Die Eingabe einer E-Mail-Adresse ist zwingend, um einen Kommentar veröffentlichen zu können. Die E-Mail ist jedoch nur durch die Redaktion einsehbar und wird nicht veröffentlicht!


Ihre Kommentare werden nicht sofort veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.




Alle Meldungen

<

24.09.2025

Gläserner Mitspieler in Stuttgart

Schulerweiterung von Reichel Schlaier

24.09.2025

Aluminium, Flugzeuge und Airstream-Caravans

Zum Tod von Nicholas Grimshaw

>
baunetz interior|design
Bio-Bau am Seeufer 
BauNetz Wissen
Verborgen und doch offen
baunetz interior|design
Bio-Bau am Seeufer 
Baunetz Architekt*innen
LH Architekten