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24.09.2025
Quartierzentrum Oekolampad
Umbau in Basel von Vécsey*Schmidt Architekt*innen
Am Basler Allschwilerplatz haben Vécsey*Schmidt Architekt*innen das Kirchengemeindehaus Oekolampad aus den 1930er Jahren zum Quartierzentrum umgebaut. Den sozialen Geist, der das Haus schon zuvor prägte, galt es zu erhalten. Nun finden in dem behutsam angepassten Bau unter anderem ein Theater und gemeinnützige Akteure Platz.
Von Klaus Englert
Seit kurzem gibt es am Basler Allschwilerplatz eine neue Attraktion – das Quartierzentrum Oekolampad. Die Basler wissen natürlich über den kuriosen Namen bestens Bescheid. Es handelt sich um den deutschen Theologen Johannes Heussgen (1482–1531), der in Basel den gräzisierten Namen Johannes Oekolampad annahm und zu einem einflussreichen Reformator aufstieg. Seine Frau Wibrandis Rosenblatt (1504–64), die mit insgesamt drei Reformatoren verheiratet war, ist Namensgeberin der Wibrandis Stiftung. Diese fördert Projekte mit gemeinnütziger oder öffentlicher Ausrichtung in Basel-Stadt, namentlich in den Bereichen Bildung, Karitatives, Kirche, Kultur und Soziales.
Eines der Ziele der Basler Stiftung bestand im Umbau des denkmalgeschützten Kirchengemeindehauses Oekolampad zum Quartierzentrum. Das Gemeindehaus, das 1931 von Emil Bercher und Eugen Tamm im Stil historischer englischer Industriebauten errichtet worden war, diente bis 2011 liturgischen Zwecken. Ungewöhnlich für Basel sind die aus Backstein errichteten zwei Flügelbauten mit Flachdach und Portikus, ebenso der schlanke kubische Glockenturm.
Von Beginn an diente das ursprünglich der evangelisch-reformierten Kirche gehörende Gemeindehaus auch sozialen und kulturellen Zwecken. Doch seit den 1990er Jahren war der Gebäudekomplex für die Basler Gemeinde zu groß geworden. 2020 erwarb die Wibrandis Stiftung das Gemeinde- und Pfarrhaus. Für deren Sanierung und Umbau führte sie eine Testplanung mit zwei Büros durch, in der die Anforderungen der voraussichtlichen Nutzer*innen durchgespielt wurde. Daraufhin folgte ein Konkurrenzverfahren zwischen beiden Büros, in dem ein unabhängiges Beurteilungsgremium die Planung des hiesigen Büros Vécsey*Schmidt Architekt*innen empfahl. Das Basler Team um das deutsch-ungarische Gründungsduo konnte einschlägige Expertise in Umbau und Umnutzung von Sakralbauten vorweisen. Sie übernahmen die Generalplanung in einer Arge mit Anderegg Partner (Basel).
Susanne Vécsey und Christoph Schmidt entschieden, die in den 1940er und 60er Jahren erfolgten Anbauten zurückzubauen. Der Stiftung, die zum Leitgedanken ihrer Arbeit „Aller Anfang ist Begegnung“ auserkoren hat, kam der gemeinnützige Anspruch der Kirchengemeinde Oekolampad zupass. Der soziale Geist des Hauses sollte ohne große Eingriffe in die denkmalgeschützte Bausubstanz übernommen werden. Daher orientierten sich die Architekt*innen an einem multifunktionalen Programm, allerdings ohne Berücksichtigung religiöser Nutzungen. Kirchliches Zubehör wie Orgel und Kanzel blieben zwar im einstigen Kirchenraum erhalten, jedoch als reine Relikte. Ansonsten haben Vécsey*Schmidt vor allem den Hauptbereich im ersten Obergeschoss nach dem Raum-im-Raum-Konzept in einen Theatersaal mit 130 Plätzen für das Basler „Vorstadt-Theater“ umgebaut – ein eingestellter hölzerner Bühnenraum, der trotz professioneller Technik nach Bedarf demontierbar sein soll.
Grundsätzlich folgt das Projekt Oekolampad der Devise, die bestehenden Vorzüge des Bestandes zu nutzen und diese – wo nötig – behutsam zu ergänzen. Das wird besonders an der Fassade deutlich, wo die Architekten nach den sichtbaren Eingriffen vergangener Jahrzehnte gleichfarbige Klinker ergänzt haben. Das Entree, das früher eine Postfiliale erschloss, musste erweitert und angepasst werden. Für das jetzige „Bistro Rosa“, das mit einer Kunstgalerie kooperiert, wurde ein neuer Zugang geschaffen.
Beeindruckend ist die bestehende dreiläufige Treppe, deren Schmuckstück die hohe dreiteilige Fensterfront auf dem Treppenpodest ist. Sämtliche öffentliche Nutzungen wie der Theatersaal sind im Haupttrakt untergebracht. Gemeinnützige Akteure wie der Verein AMIE Basel, der bedürftige junge Mütter unterstützt, und die Stiftung Wirrgarten, die sich um Demenzkranke kümmert, sind in den Seitenflügeln beheimatet. Im Innenhof schuf das lokal ansässige Studio Kast um die Landschaftsarchitektin Alice Foxley einen grünen Rückzugsort für beide Institutionen.
Insgesamt ist mit dem Quartierzentrum Oekolampad ist ein neuer, lebendiger Mittelpunkt für die Quartiere Iselin und Gotthelf entstanden. Die Baukosten belaufen sich auf umgerechnet knapp 23,3 Millionen Euro (BKP 1-9), bei einer Bruttogrundfläche von circa 4.600 Quadratmeter.
Fotos: Basile Bornand
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