Ronan und Erwan Bourollec gehören zu den einflussreichen zeitgenössischen Designern Europas. Über zwanzig Jahre führten sie ein Büro in Paris und schufen unter anderem für Vitra wichtige Entwürfe. Vor einigen Jahren entschied der 49 Jahre alte Erwan Bourollec, sich ein gutes Stück zu seinen kreativen Wurzeln im Bereich der freien Kunst umzuorientieren. Ein Ergebnis dieser Neuausrichtung der eigenen Arbeit ist ein Bauernhof in Burgund, den er zusammen mit dem befreundeten Büro Le Dévéhat Vuarnesson Architectes (Paris/Draguignan) saniert hat.
La Grange ist ein kleines Anwesen mit mehreren Bauten, die sich um einen Hof gruppieren. Der nun publizierte Umbau umfasst die Gebäude an der Westseite des Hofs. LVArchitectes und Bouroullec nahmen sich zwei Wohneinheiten und einen Stall vor, um hier Wohn- und Arbeitsräume für die Bauherrschaft und ihr kreatives Umfeld zu schaffen. Weitere Teile des Ensembles sollen später folgen.
Der Zustand der jetzt umgebauten Steinhäuser war offensichtlich schlecht, wie die Architekt*innen betonen und die Fotos beweisen. In den Dächern war Asbest verbaut, weshalb alle Dachstühle und Eindeckungen neu gemacht wurden. Auf diese Herausforderungen reagierten die Planer*innen konsequent, aber doch sensibel, so weit es der massive Bestand aus charakteristischen Feldsteinen erlaubte.
Neben neu isolierten und beheizbaren Wohnbereichen finden sich in La Grange auch großzügige Atelierbereiche. Diese sind weder isoliert noch beheizbar. Hier kontrastierten die Architekt*innen den schweren Stein mit Polycarbonatplatten.
Bemerkenswerter ist der geschmackvolle Kontrast von neuen Holzeinbauten und Möbeln mit den mineralischen Oberflächen des Bestands im zweigeschossigen Wohnbereich. Hier sorgen neue, große Fenster für Ausblicke in die sanfte Hügellandschaft der Umgebung.
Offensichtlich hat sich der in der Bretagne geborene Bourollec – zusammen mit seinen Ko-Bauherr*innen Ève Bourollec und Thierrey Lesage – hier einen großzügigen Rückzugsort von seiner Wahlheimat Paris geschaffen, der zugleich Produktionsraum und Inspiration für neue Arbeiten ist. (gh)
Fotos: Philippe Thibault
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
tagelöhner | 23.04.2025 13:02 UhrRespekt
vor alter Bausubstanz. Sehr schönes Projekt! Sicherlich viel in Eigenleistung vollbracht. Mehr solcher Projekte im Baunetz bitte!