Auf dem Land fehlen Ärzt*innen – das gilt selbst in vergleichsweise metropolennahen Gegenden wie dem brandenburgischen Oder-Spree-Kreis. Um Neuansiedlungen zu unterstützen, gehen die Verantwortlichen dort ungewöhnliche Wege. Sie haben das Berliner Büro TRU Architekten mit der Entwicklung eines modularen Ärztehauskonzepts beauftragt. Ein erster Bau wurde nun in Friedland am nördlichen Rand der Niederlausitz, unweit der Kreisstadt Beeskow, fertiggestellt. Weitere Standorte sollen folgen.
Das grundlegende Konzept sieht fünf verschiedene Raumtypen vor, die innerhalb eines gleichbleibenden Gebäudequerschnitts beliebig kombiniert und hintereinandergeschaltet werden können. Eine Mittelgangerschließung, der lichte Querschnitt der Hüllkonstruktion sowie ihr Aufbau ist dabei vorgegeben. Die leicht asymmetrische Anordnung des Korridors ergibt unterschiedliche Zimmergrößen. Die Raumtypen umfassen Labor oder Personal, Rezeption oder Büro, Toiletten, Behandlung und Warteraum. Letzterer dient auch als Eingang. Mehrere der daraus resultierenden Gebäude können zu einem größeren Ärztezentrum mit bis zu vier Praxen verbunden werden.
Die Gestaltung mit flachem Satteldach ist reduziert und dürfte sich vielerorts einfügen. Als typisches Habitat dieses Gebäudetyps kommt aber wohl vor allem das kleinstädtische Gewerbegebiet infrage. Das nun in Friedberg realisierte Ärztehaus besteht aus zwei Praxen, die sich einen Wartebereich teilen. Innen wie außen zeigt der Bau viel Holz. Zudem erfreut die Architektur mit offenen Decken und großem Raumvolumen. Letzteres ermöglicht auch, auf eine mechanische Belüftung zu verzichten. Lichtkamine hellen die Mittelzone auf, die durch sich abwechselnde Eingangsnischen und die hervortretenden Schrankelemente der Zimmer strukturiert sind.
Konstruiert ist das Ärztehaus nicht aus kompletten Raummodulen, sondern einzelnen Holzrahmenbauteilen. Das erlaubte die Einbindung kleinerer lokaler Unternehmen. Die Flurwände bestehen aus Brettsperrholz. Geheizt wird über eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, die bei Bedarf zur Regeneration des Erdreichs durch Photovoltaik-Hybridmodule unterstützt werden kann. Im Sommer lässt sich die Fußbodenheizung auch zur Kühlung nutzen. Insgesamt wurde im Friedländer Ärztehaus eine Bruttogrundfläche von 570 Quadratmetern umgesetzt. (sb)
Fotos: ULRICH SCHWARZ, BERLIN
Zum Thema:
In der thüringischen Dorfregion Seltenrain fand man ein anderes Konzept, um die medizinische Infrastruktur zu stärken. Pasel-K Architects gestalteten dort mehrere Gesundheitskioske.
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Mainzer | 28.07.2025 14:38 Uhreinfach besser bauen
... geht also doch! Gratulation zur Reduktion auf das Wesentliche! mehr davon tät wahrlich gut ...