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27.02.2019

Durchlässige Raumschale

Synagoge von Staab Architekten in Regensburg eröffnet


Die letzten Eckdaten dieses Synagogenneubaus bilden eine traurige Verknüpfung mit der Geschichte der Juden in Regensburg: 80 Jahre nachdem die Nationalsozialisten in der Reichsprogromnacht die alte Synagoge in Brand setzten, wird der Neubau fertiggestellt – eröffnet wird er heute, am 27. Februar 2019, genau 500 Jahre nachdem der Regensburger Rat seine jüdische Bevölkerung aus der Stadt vertrieb. Der Neubau einer Synagoge in Deutschland erinnert also immer daran, dass jüdisches Leben hier einst zerstört wurde, wie es etwa auch vor ein paar Jahren bei einem neuen Gotteshaus in Ulm der Fall war. Der Wettbewerb, den die jüdische Gemeinde 2015 für das Projekt auslobte, soll jedoch den Blick etwas wenden. Die Synagoge in Regensburg bedeutet einen Neuanfang, nicht zuletzt weil die jüdische Gemeinde der Stadt in den letzten Jahren wieder stark angewachsen ist.
 
Staab Architekten (Berlin) gewannen damals den ersten Preis. Nun fertiggestellt, füllt ihr Entwurf eine seit 1938 klaffende Lücke am historischen Standort der alten Synagoge. Mitten in der Altstadt. Die ist seit 2006 UNESCO Weltktulturerbe. Staab Architekten mussten folglich besondere Auflagen zu Maßstab, Dachformen und Fassadengestaltung erfüllen. Das Resultat ist ein vielfach gestaffelter Baukörper aus sandsteinfarbenen Ziegelstein, der die Kleinteiligkeit des Stadtbildes aufgreift, aber zugleich die Bedeutung des Baus in Material und Form betont. Etwa durch den ungewöhnlich stehend vermauerten Ziegel oder die klaren Fenstereinschnitte, und nicht zuletzt durch die Metallkuppel, die den schlanken Neubau krönt.
 
Das Projekt mit Baukosten von insgesamt 9 Millionen Euro umfasst nicht nur den Neubau des Gotteshauses, sondern auch die Sanierung der erhaltenen Gemeindehäuser der einstigen Anlage von 1907. Diese umfassen unter anderem  einen Gebetssaal und ein rituelles Bad. Insgesamt bietet der Bestand eine Nutzfläche von 950 Quadratmetern, die neue Synagoge fügt dazu im Vergleich 750 Quadratmeter hinzu. Staab Architekten umschließen alle Bauten zu einer Anlage mit mehreren kleinen Höfen. Nach außen erzeugt das Ensemble durch die zwischen Alt- und Neubau abgestimmte Farb- und Materialwahl ein einheitliches Bild.   
 
Das spirituelle Zentrum der Anlage, die Synagoge selbst, setzten Staab Architekten städtebaulich als Hochpunkt an die Süd-Ost-Ecke des Grundstücks. Innen statteten sie den Raum reduziert aber wirkungsvoll aus. Die Verkleidung wie auch das Mobiliar sind aus Holz, alle technischen Einrichtungen hinter den Lamellen der Verkleidung verborgen. Die hölzernen Streben bilden über den Innenraum hinweg eine durchlässige Raumschale. Diese wächst weit über das umfassende Mauerwerk hinaus. Auf der Schale lagert eine Kuppel, die innen mit gekrümmten Brettsperrholz und außen mit einer Metalldecke versehen. Das Licht kann zwischen Kuppel und Mauerwerk aus allen Himmelsrichtungen in den Innenraum gelangen. Außen wiederum reflektiert die Metallverkleidung das Sonnenlicht zu allen Tageszeiten und verweist auch von weitem auf die spirituelle und städtebauliche Bedeutung dieses Baus. (sj) 



Fotos: Marcus Ebener


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Mit einem mehrfach gestaffelten Baukörper greifen Staab Architekten das kleinteilige Stadtbild auf und vermitteln eine visuelle Offenheit, trotz hoher Sicherheitsanforderungen.

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Heller Ziegelstein, stehend vermauert, schafft eine besondere Textur der Außenwand. Die Kunst am Bau mit dem Titel „Gemeinsam” stammt von Tom Kristen.

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Staab Architekten setzten eine innere Raumschale in die äußere Umfassung der Synagoge, deren Holzlamellen über das Mauerwerk hinausgehen.

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Die Synagoge hat eine bedeutende Stellung im dichten Stadtbild von Regensburg.

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