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09.07.2025

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Schuppentanz in Lissabon

Studierendenwohnheim von andre kong studio und OCO


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Traditionelle Häuser in Portugal sind oft in Kalktönen gehalten, um starkes Sonnenlicht zu reflektieren. Für das Dach wiederum kommen fast ausschließlich Terrakottadachpfannen in Frage. So beobachtete es das Londoner Büro andre kong studio und knüpfte mit seinem Entwurf für ein Studierendenwohnheim in Lissabon bewusst an diese lokal vertraute Materialität an: Das Haus ist in ein einheitliches, geschupptes Kleid gehüllt.

Für Studierende der Universidade de Lisboa wäre eins der 52 Zimmer in diesem Wohnheim wohl ein echter Glücksgriff, denn der Campus ist zu Fuß in gut 20, und mit dem Bus in nur zehn Minuten erreichbar. Der privatwirtschaftliche Betreiber StudentVille unterhält mehrere Wohnheime in ganz Portugal und beauftragte andre kong studio 2022 mit dem Entwurf. Die Ausführungsplanung übernahm das in Lissabon ansässige Büro ÔCO

Das gut 700 Quadratmeter große, unförmige Grundstück nahe des Monsanto-Parks wurde fast komplett ausgenutzt und mit einem Volumen bebaut, das über rund 2.500 Quadratmeter Bruttogrundfläche verfügt. In der typologisch diversen Nachbarschaft mit Wohntürmen und stattlichen Casas wirkt das Gebäude mit seinen zwei bis drei Geschossen allerdings fast schon klein. Das mag aber auch an der Kubatur liegen. Die beiden Gebäudeteile fächern sich segmentartig auf und unterteilen den Baukörper in einzelne gleichförmige Scheiben, die sich aus der Fassade zu lösen scheinen.

Durch die Vorsprünge erhalten die Zimmer Tageslicht hinter der sonst monolithischen Hülle, zudem befindet sich hier der Zugang zum jeweiligen Balkon. Jeder Raum habe sein eigenes Stück vom Dach, das wiederum aus dem Boden zu wachsen scheint, schreiben die Architekt*innen zum Entwurf. Den gleißenden Champagnerton des Einheitsdachs erzielten sie mit einer Engobe, einer mineralischen Beschichtung der Dachpfannen vor dem Brennprozess. Sämtliche metallische Oberflächen wurden im gleichen Farbton nachbehandelt. Die Konstruktion erfolgte mit Stahlbeton.

Im Erdgeschoss finden sich Gemeinschaftsräume, darunter eine Küche, Waschräume, ein Fitnessstudio und ein Spielzimmer. Weiter oben kann man es sich dann richtig gut gehen lassen – das 1. Obergeschoss wartet an der Gebäuderückseite mit Terrasse und Whirlpool auf. Die Baukosten sind nicht bekannt. Ein 14 Quadratmeter großes Zimmer wird vom Betreiber aktuell ab 900 Euro monatlich angeboten. (tg)

Fotos: Lourenço Teixeira de Abreu


Zum Thema:

In unmittelbarer Nachbarschaft transformierten andre kong studio gemeinsam mit Mariana Barbosa Mateus alte Gemäuer zu Mini-Studios für Studierende.

Keramische Wandbekleidungen haben auf der iberischen Halbinsel auch Tradition, meist werden diese sogenannten Azulejo-Mosaike dann allerdings farbenfroh angemalt.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

mawa | 10.07.2025 13:24 Uhr

Gut durchdacht

Ich kann Jan als »alter Wohnheimhase« nur beipflichten - die gängigen schmalen Einzelbetten passen gar nicht zur studentischen Lebensrealität. Damals im Marburger Studentendorf (Bj. ca. 1961) hätte ich mir auch des Öfteren ein Doppelbett gewünscht, und die vielen anderen Nicht-Singles auf meiner Etage auch. Gut dimensionierte Gemeinschaftsküchen sind ohnehin was Wunderbares.

4

Kritiker | 10.07.2025 08:18 Uhr

Retro

Ja die 70er Jahre sind zurück, da gibts ja einige Vorbilder in der Spanischen Moderne, ob das über formalästhetische Spielereien hinausgeht? Schwer zu beurteilen auf den Fotos. Früher ging es dabei oft um eine umgewandeltes regionalistisches Bauen nach solaren Faktoren. Woanders war das dann nur als Style übernommen um mal "was anderes" in der Sehgewohnheit aufzunehmen. Das ist hier leider schwer zu beurteilen.

3

Jan | 09.07.2025 17:23 Uhr

für den Nutzer

Wie schön, dass hier die Aufgabe und der Entwurf vom Nutzer her gedacht wurde und nicht vom Auftraggeber.

Ich freue mich sehr große Gemeinschafträume mit Küchen zu sehen, die die Gemeinschaft stärken und nicht winzige Pantrys in jedem Zimmer, die die Isolation fördern. Und vor allem freue ich mich über Doppelbetten!
Das ist ein Haus, welches sich an den Lebenswelten seiner Bewohner orientiert.

Bitte mehr davon!

2

gerade | 09.07.2025 15:53 Uhr

fassungslos...

Schönes Haus. Sollte es aber auch sein, bei einem qm-Preis "ab" 64,26 €...

1

auch ein | 09.07.2025 15:38 Uhr

architekt

das ist ja ein wahnsinns-gefummel!
man hat zwar grade (zumindest in CH) wieder überall diese seltsamen fliesenfassaden (auch grade in mit stehenden formaten und creme- gras-farben...) aber so drangehängte dachpfannen hat man noch nicht gesehen.
dazwischen geklemmte mini-balkone, dann gezackte grundrisse.
was denn noch alles auf so wenig haus??

 
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