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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Staedtebauwettbewerb_fuer_Wertheim-Areal_in_Berlin_entschieden_192884.html

19.03.2008

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Shoppen am Bundesrat

Städtebauwettbewerb für Wertheim-Areal in Berlin entschieden


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Heute sind wir wieder mal die schnellsten: Der Gewinner des städtebaulichen Wettbewerbs für einen Masterplan des ehemaligen Wertheim-Areals am Leipziger Platz in Berlin wurde am 19. März 2008 bekanntgegeben: Gewonnen hat das Berliner Büro Kleihues + Kleihues.

Die Planung des Areals hat eine lange Vorgeschichte: Bereits in den 1990er Jahren hatte Aldo Rossi einen Entwurf für eine einheitliche Gesamtbebauung das Areals vorgelegt, der aber scheiterte; 2001 wurde ein von der TLG Immobilien und der ECE ausgeschriebener Realisierungswettbewerb auf Grundlage eines Masterplanes von Nietz Prasch Sigl Tchoban Voss entschieden (BauNetz-Meldung vom 25. Oktober 2001). Damals waren für die stadtbildprägenden Bebauungsteile am Leipziger Platz und in der Leipziger Straße (am neuen „Platz am Bundesrat“) die Entwürfe der Architekten Graetz, Jordi, Nöfer, der Bürogemeinschaft Modersohn & Freiesleben mit Hilmer, Sattler und Albrecht sowie des Büros Ortner und Ortner zur Realisierung empfohlen worden.
Das unbebaute Grundstück am Leipziger Platz konnte auf Grund ungeklärter Eigentumsverhältnisse bisher nicht entwickelt werden.
Die Wertheim-Erben stritten bis Ende 2005 mit dem Karstadt-Konzern, in dessen Besitz die Berliner Wertheim-Immobilien - übrigens auch das Lennédreieck, Standort des heutigen, sogenanten Beisheim-Centers - nach Zwangsenteignung durch die Nazis gegangen waren. Karstadt verlor vor Gericht, die Wertheim-Erben verkauften Ende 2006 das Gelände für 75 Millionen Euro an die Immobiliengesellschaft ORCO Germany.

Mit dem Entscheid der Jury unter Vorsitz von Christoph Langhof (Langhof Architekten, Berlin) vom 18. März 2008 für den Kleihues'schen Masterplan ist eines der prominentesten, noch unbebauten Grundstücke in der Mitte Berlins seiner Realisierung näher gekommen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hatte im September 2007 mit ORCO den städtebaulichen Wettbewerb zur Erstellung eines Masterplans ausgelobt.

Im diskursiven Gutachterverfahren, erhielten neun Architekturbüros die Gelegenheit, mit den Preisrichtern sowie mit dem Eigentümer und mit den weiteren Sachverständigen in den Dialog zu treten, um die Aufgabenstellung sowie ihre Arbeitsergebnisse zu erörtern. In mehreren Kolloquien fanden ein Meinungsaustausch sowie Vorstellung und Diskussion der Entwürfe statt.

Für das 20.000-Quadratmeter-Areal sind folgende Einzelnutzungen geplant: 55% Shopping und Entertainment, 30% Wohnen, 15% Bürofläche sowie 760 Stellplätze. Nach dem Abschluss des Wettbewerbsverfahrens beginnt nun die weiterführende Planung für den Neubau in Zusammenarbeit mit dem Eigentümer und der Senatsverwaltung.

Voraussichtlicher Baubeginn ist für das Frühjahr 2009 angedacht. Die Fertigstellung ist für Mitte 2012 geplant.

Ein paar O-Töne zum Schluss:

  • Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin Berlin: „Es wurde ein Konzept ausgewählt, dass Chancen hat umgesetzt zu werden und ich glaube, wir sind unseren städtebaulichen Zielen näher gekommen. Am Ende geht es immer um die Stadt.“

  • Christoph Langhof, Langhof Architekten: „Ich hoffe, dass ein vergleichbar grandioses Gebäude entstehen wird wie es einmal war. Denn das Wertheim Gebäude hatte zu seiner Zeit Maßstäbe gesetzt und es muss das Ziel sein, auch in diesem Falle mit den neuen Gebäuden die vorgegebene Messlatte zu erreichen.“
Zu hoffen bleibt, dass neben all der kommerziellen Nutzung, die den größten Anteil ausmacht, die Wohnnutzung nicht wieder nur ein Feigenblatt bleibt und am Leipziger Platz tatsächlich einmal das Gefühl aufkommen wird, dass neben Touristen, Büroangestellten und Ladenpersonal hier auch tatsächlich Menschen leben.
Der benachbarte Potsdamer Platz weist weitaus weniger Wohnanteil auf, der zwar an Privateigentümer verkauft wurde, aber weitgehend unbewohnt bleibt. Ein Phänomen, das überall im nachverdichteten Berlin-Mitte zu spüren ist. Ein lebendiges Zentrum sieht jedenfalls anders aus.


Kommentare

10

jürgen müller b | 20.03.2008 15:23 Uhr

@delphi

ach, an der dortmunder uni (verzeihung TH) wäre man dafür sehr gelobt worden. womit das jetzt wohl zusammenhängt? gruß an christoph M. und alle anderen, die das 19. jhdt. wieder haben möchten. dann aber bitte mit kaiser, WCs auf halber treppe und waschbottich in der küche!

9

Traditionsfreund | 20.03.2008 09:17 Uhr

was ne schlappe

Ich habe überhaupt nichts gegen Jung-Kleihues(sein Concordehotel ist eine Zierde), und auch gegen Stimmanns Planwerk nichts einzuwenden- und doch:
dieser Entwurf wirkt unproportioniert, klobig, langweilig. Den vorrednern sei nur zuzustimmen- da waren die Vorgängerentwürfe schon deutlich besser.
Schade.

8

delphi | 19.03.2008 22:54 Uhr

GEWONNEN!!!!

Ich habe meine Wette gewonnen, ich hattes es geahnt, der Investor hatte ja mit sauerbruchhutton und gewers+kühn auch einige ganz vielversprechende moderne Architekten geladen. Kleihues kann nur auf Druck des Senates nachnominiert worden sein, anders ist allein die Teilnahme nicht erklärbar. Abgekartetes Spiel, einfach zum Davonlaufen. Armes Berlin, arme Berliner. Traurig. Hat mit Neid nun wirklich nichts zu tun, für diesen Entwurf hätte ich zudem in der Uni was um die Ohren bekommen.

7

archibernd | 19.03.2008 20:43 Uhr

stirb langsam - berlin

man lese - etwa bei julius posener - nach, welcher art die delikatesse der frueheren wertheim architektur von messel war. damals wurde ausschliesslich mit kommerz mehr architektur und mehr metropole gebaut. es liegt nicht nur an den programmen oder den handelnden personen, man hat schlicht vergessen, was eine metropole ausmacht. statt dessen traeumt man weiter den film 'berlin 1940' mit zweitklassigen komparsen in den hauptrollen. ein film, der in einer staubgrauen und -trockenen nekropolenarchitektur spielt; in einem berlin, das eigentlich schon tot ist, aber sein sterben weihevoll verlangsamt, bis der sandsteinsarg fertig ist.

6

Nonno | 19.03.2008 17:06 Uhr

Lusche Nummer

Zitat aus: BZ, 21.03.2007 Interview mit der Senatsbaudirektorin Regina Lüscher:

'Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger Hans Stimmann?

Zunächst muss man sagen, dass Stimmann in einer ganz anderen Zeit kam, in der Nachwendezeit. Da waren Wunden und man musste überlegen, wie kann man der Stadt wieder Halt geben. Ich finde in seiner strengen Art hat er das sehr gut gemacht. Auch mit seinem detaillierten Planwerk für die Innenstadt. Dieser Plan ist jetzt da, also habe ich einen ganz anderen Job zu machen.

Welchen?

Dieser Job bedeutet, diesen Plan als Konzept ernst zu nehmen, ihn aber nicht als fertiges Architektur-Manifest zu verstehen.

Wo sehen Sie neue Möglichkeiten?

Überall dort, wo in diesem Plan zwar grundsätzlich städtebauliche Haltungen festgelegt wurden, wo aber Investoren und auch die Nutzungen noch weit weg sind. Denn nach 15 Jahren muss man manchmal die Dinge noch mal hinterfragen, ob die detaillierte Darstellung noch stimmt. Stadtplanung hat etwas mit Unschärfe und dem Mut zur Unschärfe zu tun. Hier unterscheide ich mich von Herrn Stimmann. Meine Vorstellung von Stadtplanung ist die eines stufenweise ablaufenden Prozesses, der offen ist für Veränderungen.'

Frau Luscher ist ihren (unseren?) städtebaulichen Zielen nicht näher gekommen,, nein- sie muß ihnen irgenwann so nahe gekommen sein, daß sie diese jetzt bereits hinter sich gelassen hat!

5

Reinhard Rupsch | 19.03.2008 16:44 Uhr

Wertheim-Gelände

Warum nur dieser Rückschritt gegenüber den früheren Entwürfen von Nöfer, Kollhoff, Hilmer und Sattler?
Angeblich wollte man doch höhere Gebäude - statt dessen wird die bebaute Fläche geringer!
Und wo sind die herrlichen Lichthöfe geblieben?
Weniger Kleinteiligkeit bedeutet hier weniger Urbanität.

Nein, dieser "Siegerentwurf" von Kleihues Junior gefällt mir nicht. Papa Kleihues konnte es besser.

Reinhard Rupsch, Münster

4

mp berlin | 19.03.2008 16:42 Uhr

am stimmann'schen kleihues 1-10

ich kann mich flashback nur anschließen... überraschunge, überraschung über den sieger!!!! auch frau lüscher vermag den berliner architektur-filz nicht zu durchbrechen.
und wieder entsteht ein belangloses etwas im zentrum einer möchtegern-metropole. es wird sich (falls es je gebaut werden sollte...) in guter gesellschaft befinden.

3

flavor_flo | 19.03.2008 16:25 Uhr

berlin...

.... tut mir leid

2

miki | 19.03.2008 16:23 Uhr

eee

toll... soll ich begeistert sein?!? Wozu überhaupt dieser Wettbewerb? Die Brache ist viel spannender!

1

flashback | 19.03.2008 15:54 Uhr

Juryvorsitz und Gewinner

Die Schatten des ehemaligen Senatsbaudirektors Hans Stimmann sind lang...

 
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