El Turó de la Peira, ein Stadtteil am nördlichen, vom Meer abgewandten Rand Barcelonas, zählt eher nicht zu den Ecken der Stadt, wo sich die Touristen drängen. Das Quartier ist geprägt von billigen, dicht gedrängt stehenden Sozialbauten aus den 1960er Jahren. Es gibt nur wenige Grünflächen, geschweige denn öffentliche Einrichtungen für die Anwohner. An der Stelle eines tristen Betonsportplatzes, der seit Jahren vor sich hin rottete, haben die in Barcelona ansässige Architektin
Anna Noguera und der Architekt
Javier Fernandez nun ein Gebäude entworfen, das die in einem zuvor von der Stadt ausgeschriebenen Wettbewerb geforderten Nutzungen Schwimmbad und Turnhalle in einem spektakulären Gebäudevolumen kombiniert: Im Erdgeschoss des Sportzentrums befindet sich ein beheizter Pool, darüber ist die Turnhalle untergebracht. Die Institution soll in Verbindung mit einem Park ein neues Angebot schaffen und das Viertel lebenswerter machen.
Das 4.430 Quadratmeter große Gebäude ist im Bereich des Sockels teilweise in das abfallende Gelände eingegraben und passt sich so der lokalen Topografie an. Zur angrenzenden Straße hin erzeugen silbrige Stegplatten einen aufgeräumt urbanen Charakter, den rückseitigen Fassaden ist ein bepflanztes Metallregal vorgesetzt – als lebendige, grüne Wand vor dem Gebäude. Der Pflanzenwuchs schützt hier die opaken Fassadenflächen vor allzu heftiger Sonneneinstrahlung. Darüber hinaus ist die Struktur begehbar, sodass Besuchern ein besonderes Raumerlebnis zugänglich gemacht wird. Im Innenraum schafft eine vorgefertigte Holzkonstruktion aus Schichtholzbalken und Leimbindern eine warme Atmosphäre, die sich von regulären Sportstätten deutlich unterscheidet.
Die begrünte Fassade stellt aber nicht nur ein optisches Highlight dar – ihre pflegeleichte, wassereinlagernde Bepflanzung ist auch ein essenzieller Teil des Klimakonzepts des Bauwerks. Vierundzwanzig Oberlichter und zahlreiche Fensteröffnungen an den verglasten Seiten der Sporthalle ermöglichen wirkungsvolles Querlüften und natürliche Temperierung, sodass auf die in Spanien fast schon obligatorische Klimaanlage verzichtet werden kann. Über ein aerothermisches System, verbunden mit einen Regenwassertank wird überschüssige Hitze für die Erzeugung von Warmwasser genutzt. Die gesamte Dachfläche ist zudem mit Sonnenkollektoren ausgestattet und vermag übers Jahr um die 95.500 Kilowattstunden Strom zu erzeugen.
Die Konzentration auf einen Baukörper für beide Nutzungen ließ noch Platz für einen kleinen Park auf dem Grundstück. Durch das begehbare Grünregal, dessen Bepflanzung entsprechend der Jahreszeiten wechselt, wird der Sportkomplex zum Teil dieses Gartens. So entstand ganz nebenbei ein neuer Treffpunkt für das ganze Viertel. Das nachhaltige Projekt erhielt eine Vielzahl von Preisen und Auszeichnungen, unter anderem 2019 von der Stadt Barcelona im Bereich Architektur und Urbanismus und beim World Architecture Festival 2019, im Bereich Sportgebäude.
(tl)
Fotos: Enric Duch
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schlawuki | 01.04.2020 11:59 Uhrbild4
mir gefällt das projekt ausgesprochen gut.
auch die materialität finde ich überzeugend und stimmig.
und sehr speziell und sehenswert finde ich bild 4 mit den inszenierten schwimmern und der absolut ruhigen wasseroberfläche, die dem bild quasi die 4. dimension gibt.
sehr schön...