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23.05.2025

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Urban Mining in Palma de Mallorca

Sozialwohnungsbau von Harquitectes


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Die touristische Hochburg Mallorca entwickelt sich nach und nach auch zu einem Zentrum qualitätvollen Sozialwohnungsbaus – der engagierten Arbeit des IBAVI (Instituto Balear de la Vivienda) sei Dank. Seit 1986 entwickelt und verwaltet die Einrichtung des Balearischen Verkehrs- und Bauministeriums Wohnprojekte, die sozial, ökonomisch und ökologisch verträglich sind.

Zuletzt bewies das Institut mit Projekten in Son Severa, Inca und Palma de Mallorca, dass die Verwendung lokaler, nachhaltiger und zum Teil recycelter Materialien der architektonischen Qualität – zumindest in Gefilden mit mallorquinisch hoher Sonnengarantie – keinesfalls entgegensteht. In diese begrüßenswerte Entwicklung reiht sich ein ebenfalls in Palma realisiertes Wohnhaus für ältere Menschen ein. Für das fünfgeschossige Gebäude wurde auf schlichte ebenso wie geniale Weise das Abbruchmaterial des Vorgängerbaus wiederverwendet. Der Entwurf für das Urban-Mining-Projekt stammt von Harquitectes mit Sitz in Barcelona.

Das Schulgebäude, das sich zuvor auf dem Eckgrundstück befand, war nicht nur marode, sondern verstieß auch gegen städtebauliche Vorschriften. Nach dem Abbruch wurde der Bauschutt sortiert: 140 Kubikmeter alter Keramik- und Betonteile wurden in die Fundamentgruben und Wände des neuen Halbuntergeschosses eingebracht. Vom vorhandenen Marès-Sandstein nutzte man massive Bruchstücke und Sand zur Herstellung von vier mal vier Meter großen Zyklopenbetonplatten, die im Anschluss zu 3.000 Quadern gefräst wurden.

Aus diesen wurde das Wohnhaus mit fünf Geschossen errichtet. Blöcke mit 135 Zentimeter Seitenlänge, 42 Zentimeter Höhe und variabler Tiefe bilden die senkrecht zur Straße verlaufenden, tragenden Wände. In jedem Stockwerk verringert sich die Wandstärke um zehn Zentimeter, was die direkte Auflagerung der Decken aus Brettsperrholz ermöglicht. Für das oberste Geschoss, das weniger Last trägt, wurden Kalkbetonblöcke ohne Zementbeimischung verwendet, die zur Prozessoptimierung als Erstes gefertigt wurden.

Trennwände aus 13 Zentimeter starken Zyklopenbetonteilen strukturieren die Wohneinheiten und bilden den Treppen- und Aufzugskern in der inneren Ecke der L-förmigen Anlage. Erschlossen werden die Wohnungen über einen Laubengang im Innenhof. Alle Wohnungen der Regelgeschosse sind durchgesteckt. Die zum tieferliegenden Innenhof orientierte unterste Etage und das Staffelgeschoss sind nur halb so tief, daher bilden hier zwei Tragwerksachsen je eine Wohneinheit. Die Dachgeschosswohnungen verfügen über große Terrassen, jede Etage bietet einen Gemeinschaftsbereich mit Waschküche und Aufenthaltsräumen.

Die verschiedenen Blockformate machen die Statik an den Wänden ablesbar. Ihre bewegte Optik prägt die Wohnungen, die sich zwischen diesen aufspannen. Zur Verschattung der fast vollflächig verglasten Räume dienen außenliegende Jalousien aus Holz, die den ungewöhnlichen Charakter des Gebäudes zusätzlich betonen. (kms)

Fotos: Adrià Goula


Zum Thema:

Mehr zu den Wohnexperimenten des IBAVI auf den gesamten Balearischen Inseln in unserer BauNetz WOCHE #651


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

drunter | 26.05.2025 14:45 Uhr

drüber

Ein tolles Projekt und deutlich ansprechender als vieles, was in Deutschland an sozialem Wohnungsbau gebaut wird, trotz einiger ähnlicher Parametern, z.B. Laubengangerschließung oder Aufputzinstallation, etc.
Der Charme des Projektes kommt auch aus den niedrigeren klimatischen Anforderungen, die es auf Mallorca nun mal gibt.
Die Verwendung der Steinblöcke ist super, die Verschattung mediterran pragmatisch aber effektiv und wie die frechen Topfpalmen sich immer wieder auf die Fotos geschummelt haben ist auch lustig.
Die Kosten hätten mich aber gerade bei einem solchen Projekt interessiert, die wären entscheidend, um Vergleiche zu hiesigen Bauvorhaben ziehen zu können.

5

fjh | 23.05.2025 20:50 Uhr

urban mining

Wie das mit den AP-Installationen geht, hat Nouvel schon in seinem Projekt in Nimes vorgemacht, spart halt Geld; hier von fehlender Koordination zu sprechen, passt m.E. nicht wirklich.Allerdings finde ich auch die Gebäudehöhe bezogen auf die Nachbarschaft nicht zufriedenstellend und die Schmerzen bzgl der Schienbeine und auch für die Augen beim Anblick von Bild 11+12 kann ich absolut nachvollziehen.

4

dethomas | 23.05.2025 17:46 Uhr

genial . . . . .

sozialer wohnungsbau -
die schönsten projekte stehen immer wieder in spanien und frankreich.
ich nehme mal an, dass der bau dem buget der bauherrschaft entspechen mußte - das geht dann nicht einfach höher. ;)
(wer bei bild 12 schienbeinschmerzen bekommt hat mit sicherheit permanente hämatome an den schultern)

3

auch ein Kritiker | 23.05.2025 16:54 Uhr

Ein Traum

Ein wahrer Traum - die Details, das Material! Wenn ich so etwas sehe, werde ich immer ein wenig traurig. Hier in Deutschland bauen wir fast nur noch glattgebügelte DIN-Häuser mit gefühlt 40 cm Dämmung und Putzfassaden.

2

Boomer | 23.05.2025 16:03 Uhr

die

offene Installation von Kabeln ist grundsätzlich ja eine gute Idee, allerdings sieht man hier, dass eine fehlende Koordiantaion das Unterfangen ins lächerliche ziehen kann. Bilder 21 und 24 zeigen das m.M.n.

Die Materialwahl gefällt mir gut, wirkt warm und macht auch ohne Möblierung schon eine wohnliche Atmosphäre.

1

auch ein | 23.05.2025 15:43 Uhr

architekt

Warum durfte das nicht paar Geschosse höher sein auf der Ecke? Sehr eigentümlich...
oder sind die nachbarn auch gegen die Bauvorschrift und nach und nach muss alles niedriger werden?

bei Bild 12 tun mir schon beim Hinschauen die Schienbeine weh!

 
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