Die Mühltal-Schule und die Ludwig-Schwamb-Schule in Darmstadt pflegen ein kooperatives Verhältnis miteinander. Seit Jahren arbeiten die Förderschule mit Inklusionsschwerpunkt und die Grundschule zusammen, teilen sich eine Schulsozialstation und nutzen gemeinsame Außenräume. Nun dienen zwei weitere Gebäude aus Holz als Erweiterung. Geplant wurde das 5,7-Millionen-Euro-Projekt vom Stuttgarter Büro Walter Huber Architekten.
Der Entwurf geht auf einen von der Stadt ausgelobten Wettbewerb zurück. Gewünscht waren gemeinsam nutzbare Klassen- und Teamräume, Flächen für die Ganztagsbetreuung, Verwaltungsbüros und eine Mensa. Fest im Blick dabei: Die pädagogische Schwerpunktsetzung auf Bewegung und Inklusion sollte sich in der Architektur und den 2.620 Quadratmetern Bruttogrundfläche widerspiegeln. Die Antwort der Architekten ist ein Doppelpavillon aus Holz mit einer am Clusterprinzip orientierten Grundrissgestaltung und frei bespielbaren Hallen.
Die beiden zweistöckigen Volumen sind durch quadratische Grundrisse gekennzeichnet, die an einer Stelle über ein wie ein Gelenk wirkendes gemeinsames Treppenhaus verbunden sind. Im Erdgeschoss verfügt einer der Pavillons über eine große Mehrzweckhalle, die außerhalb der Betriebszeiten auch als Stadtteilzentrum genutzt wird. Das Foyer und die Nebenräume umarmen den Saal wie zwei Spangen. Im Zwillingspavillon hingegen dominiert ein zentraler Kern mit Lichthof und Sanitäranlagen das Grundrissinnere. Im Obergeschoss ähnelt sich die Organisation beider Pavillons – mittig befinden sich offene Lernbereiche, die im Cluster angeordneten Klassenräume liegen ringförmig um diese durch Oberlichter gut belichteten Innenraumzonen. Zusätzlich dienen individuell gestaltete Möbel dem Spiel und der Freizeitgestaltung. Mal wölbt sich der mit grünem Teppich bezogenene Boden auf und ab, mal fungiert er wie eine Art Plattform mit Mulde in der Mitte.
In punkto Nachhaltigkeit setzte sich die Stadt Darmstadt ehrgeizige Ziele für die Schulerweiterung. Dementsprechend ist das Gebäude ein konstruktiver Holzbau, dessen Tragwerk von nur drei Holzprodukten geprägt ist. So wird Brettsperrholz als Plattenmaterial für das Dach, die Decken und die Wände eingesetzt. Als stabförmiger Baustoff fungiert Brettschichtholz für die Dachträger, die Balkenlage in der Geschossdecke und die Stützen. Für einige Deckenträger wurde zusätzlich BauBuche verwendet. Nur bei der großen, stützenfreien Mehrzweckhalle wurde das Holztragwerk mit drei Blechträgern verstärkt. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt durch das Treppenhaus aus Beton in Verbindung mit den als Scheiben ausgebildeten Wand-, Dach- und Deckenflächen. Insgesamt wurden ca. 800 Kubikmeter Holz verbaut und mit 36.000 Schrauben zusammengefügt. Ein kurioser Fakt zum Schluss: Die längste verbaute Schraube misst 1,60 Meter und verbindet den Trägerrost des Oberlichts. (kg)
Fotos: Zooey Braun
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Thomas | 20.01.2020 19:51 Uhrgelungen
sehr schöne Architektur, gut gestaltete Innenräume, ansprechende Materialien, unverständlich die nicht einsehbare Treppe.