Das Bregenzerwälderhaus an der Kriechere 70 in Bezau wirkt sehr gut saniert und behutsam in den Stadtraum eingegliedert, in dem historische Bauweisen dominieren. Doch die Geschichte des Gebäudes in der Vorarlberger Gemeinde umfasst weit mehr als bis die Instandsetzung einer ehemaligen Scheune. Denn als solche hat der Bau schon lange ausgedient. Von den 1920er Jahren bis in die 1990er wurde er als regional bekanntes Fotofachgeschäft der Familie Hiller genutzt. Innauer Matt Architekten, die seit 2012 in dessen früheren Räumen arbeiten, planten nun Sanierung und Umbau. Dabei wurden die Büroräume ins Obergeschoss erweitert, außerdem entstanden drei Wohnungen. Für das Projekt bildeten die Architekten mit Rudolf Berchtel, einem Nachkommen der Familie Hiller und in dem Haus aufgewachsen, die Baugruppe Berchtel – Innauer – Matt.
Nach dem Tod ihres Vaters Johann Kaspar Hiller, der das Fotogeschäft gegründet hatte, übernahm es Hedwig Hiller als erste gewerbliche Fotografin in Vorarlberg. Sie ließ sich vom ortsansässigen Architekten Leopold Kaufmann ein Fotoatelier mit straßenseitigem Schaufenster in den ehemaligen Wirtschaftstrakt des Bregenzerwälderhauses bauen. Als auch Hedwig Hiller Mitte der 1990er in den Ruhestand ging, schloss das Geschäft. Erst rund 20 Jahre später vermietete sie die Räume als Atelier an das frisch gegründete Büro Innauer Matt.
Der lange Leerstand hatte den Bau jedoch stark in Mitleidenschaft gezogen, sodass es 2021 zur Sanierung kam. Das Vorderhaus musste aufgrund des schlechten Zustands abgerissen werden, der Erhalt des einstigen Fotostudios hatte jedoch oberste Priorität. So entstand ein Neubau um das Atelier herum, der die Formensprache des Bestandes aufgreift. Die traditionelle Zonierung in Vorderhaus, Tenne und Hinterhaus wurde bei der Umgestaltung des Gebäudes mit einer Nutzfläche von 544 Quadratmetern beibehalten. Das nach Osten hin ausgerichtete Vorderhaus fungierte ursprünglich als Wohntrakt und wurde mit einer Mauerwerkskonstruktion neu errichtet. Durch eine originalgetreue Dachform und platzierte Fensteröffnungen fällt der Neubau als solcher kaum auf.
Die Fassade wurde mit – auch traditionell erscheinenden – feingliedrigen Holzschindeln verkleidet. Im Erdgeschoss liegen hier zwei Einzimmerwohnungen, im Ober- und Dachgeschoss eine Maisonettewohnung mit drei Zimmern sowie Dachterrasse. Die ehemalige Tenne, die einst die Erschließung zwischen Vorder- und Hinterhaus aufnahm, dient auch heute als Zugang zu den Räumlichkeiten. Das Hinterhaus mit dem ehemaligen Fotoatelier wurde renoviert und fungiert nun auf drei Geschossen als Büro für Innauer Matt. (gk)
Fotos: Adolf Bereuter
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auch ein | 22.04.2024 09:07 Uhrarchitekt
die raumatmosphäre im "atelier" ist eher die einer 60er-jahre flurzone einer oberschule. kalt und unpersönlich.
und warum muss man ein so abgeratztes haus quasi kopieren?
nur wegen der schindeln?
sehr verkopft das ganze....