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11.09.2025

Flickkonzept im Gartenbad

Sanierung und Umbau in Allschwil von MET Architects


Das Gartenbad am Bachgraben ist ein locker arrangiertes Nachkriegsensemble an der Grenze von Basel und Allschwil. Errichtet wurde die Anlage 1962 nach Plänen der Brüder Otto und Walter Senn gemeinsam mit Ingenieur Heinz Hossdorf. Das inzwischen denkmalgeschützte Bad wird nach wie vor betrieben. Das Restaurant- und Dienstgebäude musste jüngst allerdings saniert und umgebaut werden. MET Architects (Basel) verantworteten die Planung.

Der bekanntere der beiden Basler Architektenbrüder war Otto Heinrich Senn. Bemerkenswert in seiner Werkliste sind etwa der Geschosswohnungsbau Parkhaus Zossen in Basel von 1938 und sein Wohnhaus auf der Interbau 1957 in Berlin. Walter Senn stieß aber schon 1933 zum Büro des Bruders hinzu. Seine geringere Bekanntheit mag darauf zurückzuführen sein, dass er meist die Rolle der Bauausführung übernahm, während Otto Heinrich als Entwurfsverfasser und auch Publizist öffentlich breiter wahrgenommen wurde.

Für das Gartenbad verteilten die Senns mehrere niedrige Betonbauten um die in eine großzügige Rasenfläche eingebetteten Becken. Obschon das Ensemble eine gemeinsame Handschrift trägt, unterscheidet sich die Gestalt der Baukörper je nach Funktion. Das Dienstgebäude samt Restaurant im Obergeschoss, das seit 2011 geschlossen war, liegt in der nordwestlichen Ecke der weitläufigen Anlage. Zur Straße hin gibt sich der flache Quader streng verschlossen. In Richtung Freibad öffnen sich beide Etagen mit tiefen Terrassen.

Der Auftrag des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt sah anfänglich drei Nutzungen vor. Neben einem Selbstbedienungsrestaurant und Betriebsräumen sollte zusätzlich ein separates Jugendzentrum einziehen. MET Architects, die sich mit der Sanierung von Nachkriegsbauten auskennen, gewannen den offenen Wettbewerb. Später konnten sie die Bauherrschaft überzeugen, das Jugendzentrum in das ehemalige Wärterhaus des Gartenbads zu verlegen, um den Bestand nicht zu überfordern. Sanierung und Umbau des Wärterhauses hatte das Basler Büro bereits 2021 fertiggestellt. Die Erfahrungen aus diesem Projekt flossen daraufhin in das knapp 900 Quadratmeter Geschossfläche umfassende Restaurantgebäude.

Laut Architekt*innen befanden sich die Sichtbetonfassaden in schlechtem Zustand. Die korrodierte Bewehrung sei unsachgemäß repariert worden, die Fassaden mehrfach verputzt und überstrichen. Statt sie durch neu aufbetonierte Schichten zu rekonstruieren, entwickelten sie mit der Denkmalpflege ein „Flickkonzept“. Nachdem man die Deckschichten abgetragen hatte, wurde der Beton tiefenhydrophobiert – zum Schutz der oberflächennahen Poren gegen Feuchtigkeit. Anschließend ließen die Planer*innen den Beton gezielt retuschieren, um Farbigkeit und Struktur der historischen, brettverschalten Oberflächen wiederherzustellen.

Im Obergeschoss liegt nun das Selbstbedienungsrestaurant. Unten wurden Toiletten, Personalumkleiden, ein Sanitätsraum, ein Multifunktionsraum und eine Garage ergänzt, außerdem ein Aufzug und ein neues Treppenhaus. Ihr Ziel sei dabei gewesen, so die Architekt*innen, dass sich neue Elemente kaum von bestehenden unterscheiden. Dementsprechend hätten sie etwa die Schalung der zusätzlichen Betonunterzüge angepasst. Die alte Innendämmung wurde in gleicher Stärke ausgetauscht, neue Verglasung in die bestehenden Holzrahmen eingesetzt und ein motorisierter Sonnenschutz ergänzt. Für den Großteil des Strombedarfs sorgt eine Wärmepumpe und eine flach geneigte Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Die inneren Oberflächen überarbeiteten MET Architects farblich. Ein bauzeitliches Verlegemuster eines Vorraums griffen sie für die Gestaltung des neuen Bodenbelags auf. Er soll den bis zu 7.000 Wochenendgästen fortan eine „heitere Badstimmung“ im 60er-Jahre-Bau der Senns vermitteln.  Die Baukosten der Maßnahme beliefen sich auf umgerechnet gut 5,5 Millionen Euro (BKP 2). (mh)

Fotos: Barbara Bühler


Zum Thema:

Schräg gegenüber liegt das Areal des Switzerland Innovation Park mit mehreren Bauten von Herzog & de Meuron.


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