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21.02.2018
Einladende Festung
OMA bauen Palais de Justice in Lille
Palais de Justice – schon der Begriff gebietet Respekt und lässt das Bild eines wuchtigen, einschüchternden Bauwerks vor dem inneren Auge entstehen. OMA (Rotterdam) wollen jedoch mit diesem Bild des klassischen Gerichtsgebäudes brechen: Das neue Palais de Justice, das sie für die französische Metropole Lille projektiert haben, soll zwar schon auch monumental ausfallen – zugleich jedoch einladend wirken und Zugänglichkeit vermitteln. Ihr Entwurf wurde vor wenigen Tagen vor drei weiteren Finalisten – Coldefy & Associés mit Sou Fujimoto, Dominique Perrault Architecture und Neutelings Riedijk Architects – zum Gewinner des ausgeschriebenen Wettbewerbs gekürt.
Im vom Justizministerium in Auftrag gegebenen Neubau werden künftig das Hohe Gericht und das Bezirksgericht von Lille sitzen. Der vorgesehene Standort liegt im Viertel Vieux-Lille nordöstlich des Zentrums in parkartiger Umgebung direkt an der Stadtautobahn. Ganz in der Nähe befindet sich die im 17. Jahrhundert von Sébastien Le Prestre de Vauban erbaute Zitadelle. Die Sternform dieses Festungsbaus stand Pate für die sechseckige äußere Form des Volumens von OMA. Das Hexagon sitzt auf einem als Landschaftselement gestaltetem Sockel, breite Betonstützen lassen es zumindest visuell darüber schweben. Es wird komplett von einer Fassade aus getöntem Glas umhüllt, wobei jede der sechs Seiten in einem anderen Farbton leuchten soll.
Ein großer Eingangsbereich zieht die Passanten regelrecht in den Bau hinein. Den inneren Mittelpunkt bildet eine weitere geometrische Figur: Er ist als Dreieck mit einem lichdurchflutetem Atrium als Zentrum konzipiert. Eine helle Innenausstattung und Sichtbeton schaffen eine lichte, neutrale Atmosphäre. Während der Sockel die großen Hauptgerichtssäle beherbergen wird, konzentrieren sich die kleineren Sitzungssäle im dreieckigen Baukörper. Das Hexagon ist für Büro- und Verwaltungsräume vorgesehen – sie umfließen beziehungsweise überragen die Zonen der Rechtssprechung als schützender und zugleich eleganter Ring.
Die Realisierung ist bis 2023 vorgesehen, womit die Rückkehr von OMA nach Lille einigermaßen zeitnah erfolgen dürfte. Rückkehr deshalb, weil das Büro von Rem Koolhaas mit dem städtebaulichen Projekt Euralille und dem zugehörigen Veranstaltungsort Grand Palais in den Neunzigerjahren hier eines seiner wichtigsten Vorhaben überhaupt abschließen konnte. (da)
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