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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Mini-Museum_von_Tchoban_und_Sterligova_in_Westrussland_4474037.html

07.08.2015

Lakonie auf dem Kartoffelfeld

Mini-Museum von Tchoban und Sterligova in Westrussland


Es lassen sich große Beispiele aus der Architekturgeschichte heranziehen, die eine eben solche Lakonie haben wie dieses kleine Monument von Sergei Tchoban und Agniya Sterligova. So hat der Entwurf für einen Büroturm der Chicago Tribune, 1922 von Adolf Loos erdacht, wie dieses Gebäude die pure Form einer runden Säule mit quadratischem Kapitel. Freilich sollte die nie realisierte Loos-Säule inmitten des urbanen Dickichts einer US-amerikanischen Metropole stehen, dieser Rundpfeiler von Tchoban und Sterligova hingegen steht mitten auf einem Kartoffelfeld – an einer Landstraßen-Gabelung im westrussischen Oblast Kaluga. 

Als Einfahrtszeichen zu einer Siedlung ist diese ungewöhnliche Architektur gedacht. In der Form einer gedrungenen toskanischen Säule ist sie als Mini-Museum für ländliche Arbeit konzipiert. Kartoffelfeld, Ländlichkeit und Ursprünglichkeit – die Gegebenheiten weisen schon darauf hin, dass dieses tradierte Fragment antiker Baukunst keine postmoderne Ironie sein soll, sondern recht ernst auf russische Traditionen verweist. Aus Lehm und Stroh ist sie gebaut.

Über eine unscheinbare Tür erhält man Zugang zu dem kleinen Ausstellungsraum. Im Dach des geschlossenen Baus mit seinem Durchmesser von drei Metern ist ein Oberlicht eingebaut. Aus acht Metern Höhe fällt natürliches Licht in den runden Minisaal, in dem die Utensilien des ländlichen Arbeitsalltags der umgebenden Dörfer arrangiert sind.

Spiralförmig angebracht scheinen die Ausstellungsobjekte gen Himmel zu streben. Diese Ausstellungsarchitektur unterstreiche die „sakrale Bedeutung der Arbeit auf dem Land“ heißt es in der Pressemitteilung. Im Rahmen des Architekturfestivals Archstoyanie haben Tchoban und Sterligova die Säule entworfen. Während das Festival aber nur temporär ist, bleibt die Säule stehen, solange Lehm und Stroh sie eben halten. (sj)

Fotos: Dmitry Chebanenko


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